Hamburg. Neue Methode der Hamburger sanaGroup wird nun von der WHO anerkannt. HSV wirbt auch bei St. Pauli für das rekordverdächtige Verfahren.

Der entscheidende Vorfall ereignete sich vor zwei Wochen. Josha Vagnoman (19) war mit seinen HSV-Teamkollegen Manuel Wintzheimer und Stephan Ambrosius von der deutschen U-21-Nationalmannschaft zurückgekehrt und wurde mit einem Antigen-Schnelltest auf das Coronavirus getestet. Das Ergebnis bei Vagnoman: positiv. Ein Schock für den Außenverteidiger. Doch die Entwarnung folgte schnell. In Form eines neuen Schnelltests. Der Ul­tra-RT PCR-Test der Hamburger sana­Group konnte das falsche Ergebnis innerhalb einer Stunde korrigieren, wie sich nach einem zusätzlichen Labortest bestätigte. Schon am nächsten Tag durfte Vagnoman nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt wieder trainieren.

Der HSV entschied noch am selben Tag, als weltweit erster Fußballclub künftig dauerhaft auf das weltweit erste mobile Corona-Testkit zu setzen. Zwei Wochen später trafen sich am Donnerstag Thomas Wüstefeld, Geschäftsführer des Hamburger Familienunternehmens, und HSV-Mannschaftsarzt und Hygienebeauftragter Götz Welsch im Volksparkstadion, um die bisherigen Erfahrungen auszutauschen. „Wir freuen uns, dass der HSV nach den positiven Erfahrungen in Zukunft auf unseren Ultra-RT PCR-Test setzt“, sagte Wüstefeld anschließend im Gespräch mit dem Abendblatt.

Der HSV nutzt die Methode nun mehrmals die Woche, um Spieler, aber auch Mitarbeiter der Geschäftsstelle auf das Coronavirus zu testen. Bezahlt wird je nach Testmenge. Über die Kosten machten der HSV und die sanaGroup auf Nachfrage keine Angaben. Experten glauben, dass der Preis sich auf 40 Euro pro Test zubewegen könnte.

HSV hat nun sein eigenes mobiles Test-Labor

Mit der mobilen PCR-Anwendung, die kaum größer ist als eine Brotbox, können bis zu 21 Menschen gleichzeitig auf das Sars-Cov-2-Virus getestet werden. Der große Vorteil zum bisherigen PCR-Test, der im Geesthachter Labor LADR untersucht wird: Die Proben müssen nicht versandt werden. Sieben bis elf Arbeitsschritte, die manuell ausgeführt werden, können mit der „Box“ automatisiert werden. Der HSV hat im Volkspark nun sein eigenes, mobiles Labor, das von Teamarzt Welsch überwacht wird. Hier werden die Abstriche in dem kleinen Gerät direkt geprüft und mithilfe einer USB-Verbindung auf einen Laptop und das Smartphone übertragen. „Wir haben innerhalb von etwa 45 Minuten ein valides PCR-Ergebnis. Durch die schnelle Testung erreichen wir eine größtmögliche Sicherheit für unsere Spieler und Betreuer“, sagt Welsch.

Bereits vor sechs Wochen kam der neue Schnelltest im Volkspark zum Einsatz. Nicht beim HSV, sondern bei den Würzburger Kickers. Nachts um ein Uhr hatte die Mannschaft vor dem Spiel beim HSV erfahren, dass ein Spieler und zwei Betreuer bei den Labortests positiv auf Corona getestet wurden. Anders als vor dem abgesagten Spiel gegen Aue konnte der HSV reagieren und den Würzburgern noch am nächsten Morgen einen Schnelltestdurchlauf vermitteln. Alle Spieler wurden negativ getestet. Die Taskforce der Deutschen Fußball Liga ließ das Spiel nach Abstimmung mit dem Gesundheitsamt Altona durchführen.

PCR-Schnelltests auch bei Polizei und HPA

Sechs Wochen später ist nicht nur der HSV ein fester Kunde. Weltweit sind bereits mehr als 2000 sanaGroup-Geräte in Benutzung. Der nächste Erfolg für die Hamburger Firma: Der Schnelltest wurde nun auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf anerkannt. Bereits jetzt kommt er in Hamburg bei der Hafenbehörde HPA, der Polizei und Touristikunternehmen zum Einsatz. Geplant ist er auch an Flughäfen und Schulen. Neben dem HSV haben sechs Bundesligisten eine Kooperation vereinbart, darunter der VfL Wolfsburg. „Wir sind zudem im Austausch mit der Deutschen Fußball Liga, um der Bundesliga eine Ergänzung oder zusätzliche Möglichkeit zu den bestehenden Laboren zur Verfügung zu stellen“, sagt Wüstefeld.

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Der neue Schnelltest ist allerdings keinesfalls als Ersatz für den bisherigen Labortest vorgesehen. Nach Abendblatt-Informationen steht die DFL mit der sanaGroup in Kontakt, um das Verfahren künftig dann zu nutzen, wenn es in den fünf Vertragspartnerlaboren zu Engpässen kommt. Mit einer Validitätsquote von 99,9 Prozent scheint der neue Schnelltest deutlich zuverlässiger zu sein als der Antigen-Schnelltest, der etwa am Sonntag beim 1. FC Heidenheim vor dem HSV-Spiel zum Einsatz kam.

HSV wirbt bei anderen Hamburger Vereinen

Auch beim HSV wurden bislang ausschließlich valide Ergebnisse erzielt. Nun will der Club seine Erfahrungen weitergeben. „Wir wollen hier kein Vorreiter sein, sondern mit den anderen Sportvereinen in Hamburg und auch mit anderen Vereinen in der Liga eng zusammenarbeiten, voneinander profitieren, uns austauschen um den Sport möglichst sicher zu machen“, sagt Welsch.

Beim FC St. Pauli und den Handballern des HSV Hamburg wird der neue Test bereits ausprobiert. Am Freitag wollen die Basketballer der Hamburg Towers den Schnelltest erstmals nutzen.