Gyamerah bricht Training ab. Van Drongelen trainiert nach Kreuzbandriss erstmals mit. 96-Trainer Kocak schwärmt vom HSV-Kollegen.
Die HSV-News am Donnerstag, den 3. Dezember 2020:
- Was HSV-Trainer Thioune jetzt vom Team fordert
- Thioune: Ulreich kann mit Fehler umgehen
- HSV-Verteidiger Gyamerah bricht Training ab
- Van Drongelen trainiert beim HSV erstmals wieder mit
- Nach Kreuzbandriss: „Heilung verläuft schneller als erwartet“
- Hannover 96 plagen vor Spiel beim HSV Personalsorgen
- HSV und Hannover leiden unter Negativserie
- Kocak über HSV-Trainer Thioune: „Wahnsinnig guter Typ“
- Ex-HSV-Profi Ostrzolek hofft auf Diekmeier-Effekt
- TV-Gelder: Özdemir positioniert sich gegen HSV
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Was HSV-Trainer Thioune jetzt vom Team fordert
Nach vier Spielen ohne Sieg und den ersten beiden Niederlagen der Zweitligasaison erwartet HSV-Trainer Daniel Thioune im Spiel gegen Hannover 96 am Sonnabend (13.00 Uhr/Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) eine klare Reaktion von seiner Mannschaft. „Wir müssen 90 Minuten aktiv Fußball spielen“, sagte Thioune am Donnerstag in der Pressekonferenz.
Zudem forderte er mehr Kommunikation auf dem Platz. „Wenn man viel spricht – und das Stadion ist ja leider Gottes nun einmal leer –, kann das in der Situation helfen. Da müssen alle noch ein bisschen zulegen. Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, die nötige Mentalität nicht auf den Platz zu bringen.“
Bei der 2:3-Niederlage in Heidenheim am vergangenen Sonntag habe man diese Qualität nach einer sehr guten Anfangsphase vermissen lassen. Thioune: „Nach dem Anschlusstreffer haben wir es versäumt, eine gewisse Resistenz zu zeigen, waren unkonzentriert und haben Kompaktheit vermissen lassen.“ Diese Nachlässigkeit hätten die Heidenheimer mit dem Siegtreffer in der Schlussminute bestraft.
Thioune: Ulreich kann mit Fehler umgehen
Im Training habe er deshalb den Schwerpunkt in dieser Woche auf Ballgewinne in der Offensive und auf das Abwehrverhalten bei Standardsituationen gelegt. Darüber hinaus habe er „ein paar Ideen aufgesetzt, die uns gegen Hannover vielleicht helfen können“. Ob und wie er die Mannschaft taktisch und personell verändert, ließt Thioune offen. Er wolle eine Veränderung „auch bei jedem Einzelnen wahrnehmen“.
Den größten Aussetzer hatte sich am Sonntag Torwart Sven Ulreich geleistet, als er Heidenheims Christian Kühlwetter unfreiwillig den Siegtreffer vorgelegt hatte. Dass der Fehler Nachwirkungen haben könnte, befürchtet Thioune aber nicht: „Ich hatte das Gefühl, dass er sich nicht hat beeindrucken lassen. Sven hat schon einige Jahre auf dem Buckel und weiß damit umzugehen.“
Gleiches gelte für seinen eigenen Umgang mit der Kritik. Druck verspüre er nicht, er sei jedenfalls nicht größer als der, dem er und die Mannschaft sich selbst aussetzten. „Druck darf auch ein Privileg sein“, sagte Thioune. Mit kritischen Stimmen setze er sich auseinander, „aber ich filtere das für mich und lasse relativ wenig zu“.
HSV-Verteidiger Gyamerah bricht Training ab
Thioune erwartet im Volkspark „einen angeschlagenen Gegner“. Hannover war mit klaren Aufstiegsambitionen in die Saison gestartet, ist nach neun Spieltagen aber nur Tabellen-14. Die Mannschaft seines Mitschülers Kenan Kocak zeichne sich durch ihr frühes Pressing aus, habe aber erfahren müssen „dass die Liga auch Fußball spielen kann“, sagte Thioune: „Sie haben eine individuelle Qualität, suchen sich aber noch als Mannschaft.“ Er wisse aber auch um die Verletzungssorgen seines Kollegen Kenan Kocak.
Im Vergleich zu ihm hat Thioune fast freie Auswahl. Einzig Ersatztorwart Tom Mickel (Muskelfaserriss im Bauch) und Innenverteidiger Rick van Drongelen (Aufbautraining nach Kreuzbandriss) fehlen. Fraglich ist noch der Einsatz von Rechtsverteidiger Jan Gyamerah, er bracht das Training am Donnerstagnachmittag wegen Adduktorenbeschwerden ab.
Van Drongelen trainiert beim HSV erstmals wieder mit
Für den HSV war der 28. Juni 2020 ein bitterer Tag, für Rick van Drongelen sogar ein niederschmetternder. Als feststand, dass seine Mannschaft den Aufstieg zum zweiten Mal nacheinander verspielt hatte, war der Niederländer bereits im Krankenhaus – er hatte sich beim Saisonfinale gegen Sandhausen das vordere Kreuzband im linken Knie gerissen.
Der heutige Donnerstag ein guter Tag für den HSV und ein besonders guter für van Drongelen: 158 Tage nach der schweren Verletzung konnte der Verteidiger erstmals wieder am Mannschaftstraining teilnehmen – und sogar schon Torschüsse üben.
Trainer Daniel Thioune hatte bereits am Mittwoch angedeutet, dass van Drongelen spätestens nächste Woche an einzelnen Übungen teilnehmen werde. Auf ein mögliches Datum für den ersten Einsatz wollte sich Thioune aber nicht festlegen: „Wir müssen erst mal sehen, wie er auf die Pass- und Spielformen mit der Mannschaft reagiert.“
Nach Kreuzbandriss: „Heilung verläuft schneller als erwartet“
Die Freude über sein Trainingscomeback war Rick van Drongelen anzusehen – und anzuhören. „Es war super, bei den Jungs mitzumachen“, sagte er nach der Einheit am Nachmittag. Allerdings sei weiterhin Vorsicht geboten. „Heute war ein guter Schritt. Das hat mir die Bestätigung gegeben, dass ich die Belastung noch einmal steigern kann."
Die Heilung verlaufe „schneller, als man das bei einem Kreuzbandriss erwartet. Aber ich brauche noch Zeit, und die nehme ich mir auch“. Nach längerem Training in der Kälte verspüre er eine gewisse Steifheit am hinteren Kniegelenk. Das sei aber völlig normal, zumal er durch die Verletzung mehrere Kilogramm an Muskulatur verloren habe.
Hannover 96 plagen vor Spiel beim HSV Personalsorgen
Trainer Kenan Kocak von Hannover 96 hat sich vor dem Nordduell beim HSV erneut vor sein zuletzt so erfolgloses Team gestellt. „Ich stehe nach wie vor zu meiner Mannschaft und meinen Jungs“, sagte der 39-Jährige in der Pressekonferenz am Donnerstag. „Die Jungs arbeiten gut, sie investieren sehr viel. Die Jungs werden es schaffen, aus dieser Phase herauszukommen. Auch solche Phasen haben etwas Gutes: Man lernt die Spieler besser kennen. Wie verhalten sie sich, wie sind die Charakterzüge? Solche Phasen sollten einen Verein und eine Mannschaft stark machen. Das ist auch eine Chance.“
Mit Hamburg und Hannover treffen am Sonnabend die beiden großen Aufstiegsfavoriten der 2. Bundesliga aufeinander. Der HSV fiel zuletzt vom ersten auf den dritten Platz zurück. Hannover ist nach vier Spielen ohne Sieg sogar nur noch Tabellen-14. „Wir machen es dem Gegner zu einfach, Tore zu schießen. Und wir tun uns selbst schwer, unsere vielen Chancen zu nutzen. Wir stellen uns im Gesamtkonstrukt nicht clever an“, sagte Kocak. Er sei aber überzeugt, dass sich die Mannschaft bald für den Aufwand belohne.
Hinzu kommen die großen Personalprobleme vor allem im Defensivbereich. Im Volksparkstadion wird den 96ern mit Simon Falette (Gelb-Rot-Sperre), Timo Hübers (Knieprobleme) und Mike Frantz (Oberschenkelverletzung) voraussichtlich eine komplette Achse fehlen. „Timo Hübers und Linton Maina werden höchstwahrscheinlich auch für das Spiel in Hamburg ausfallen. Marcel Franke ist wieder voll in das Training eingestiegen. Philipp Ochs leider noch nicht, bei ihm steht ein dickes Fragezeichen“, sagte Kocak am Donnerstag.
HSV und Hannover leiden unter Negativserie
Wenngleich Hannover 96 noch weiter hinter den eigenen Ansprüchen zurückbleibt als der Hamburger SV: Der Trend zeigt beim einen wie beim anderen HSV nach unten. Beide konnten von ihren letzten vier Spielen keines gewinnen. Und beide hatten seit dem Bundesliga-Abstieg nur eine längere Misserfolgsserie, wie der „Kicker“ ermittelt hat: Hamburg blieb schon mal acht Ligapiele ohne Sieg (Ende der Saison 2018/19, Hannover fünf.
Eklatant ist allerdings Hannovers Auswärtsmisere: Saisonübergreifend hat 96 die letzten sieben Spiele auf fremdem Platz allesamt verloren, zuletzt sogar beim Tabellenletzten Würzburger Kickers.
Kocak über HSV-Trainer Thioune: „Wahnsinnig guter Typ“
Trotz der sportlichen und personellen Sorgen freut sich Hannovers Trainer Kenan Kocak auf das Nordduell: „Gegen eine Topmannschaft und einen Topverein zu spielen, ist immer etwas Besonderes. Der HSV ist ein Name im deutschen Fußball.“
Besonders freut sich Kocak auf das Wiedersehen mit HSV-Trainer Daniel Thioune und dessen Assistenten Hannes Drews. Alle drei haben 2015/16 die Ausbildung zum Fußballlehrer gemeinsam absolviert. Thioune sei „ein wahnsinnig guter Typ, ein richtig guter Trainer“, schwärmte Kocak. „Die Erfolge sprechen für ihn. Ich wünsche ihm alles Gute in Hamburg – außer in den beiden Spielen gegen uns.“
HSV startet Vorbereitung auf das Nordduell:
HSV rückt Fokus auf Krisengipfel gegen Hannover
Mit den Komplimenten hatte Thioune am Mittwoch vorgelegt. Kocak sei „ein toller Typ. Aktuell ist er in einer schwierigen Situation, was aber auch normal ist, wenn Anspruch und Wirklichkeit auseinandergehen. Trotzdem will ich ihm am Wochenende wehtun.“
Ex-HSV-Profi Ostrzolek hofft auf Diekmeier-Effekt
Für Matthias Ostrzolek ist der norddeutsche Krisengipfel ein besonderes. Je drei Jahre lang hat er für den Hamburger SV und für Hannover 96 auf der linken Seite verteidigt. Seit vergangenem Sommer ist der 30-Jährige vereinslos.
Langweilig wird Ostrzolek aber nicht. Mit seiner Frau Anne-Kathrin ist er an einer Hamburger Cafékette beteiligt und beschäftigt sich zudem intensiv mit Immobilien. Trotzdem sucht er nach einer neuen sportlichen Herausforderung. „Ich bin bereit für den Tag X“, sagte er der „Hamburger Morgenpost“, „der Fußball fehlt mir sehr. Aber klar ist auch, dass es passen muss.“
Sein früherer HSV-Teamkollege Dennis Diekmeier, zu dem er weiterhin Kontakt hat, sei in der Hinsicht sein Vorbild. Der rechte Verteidiger war nach seinem Vertragsende in Hamburg 2018 ein halbes Jahr lang auf Vereinssuche. Ostrzolek: „Nun ist er superglücklich in Sandhausen. Das zeigt, dass es sich lohnen kann zu warten.“
TV-Gelder: Özdemir positioniert sich gegen HSV
Grünen-Politiker Cem Özdemir hat sich für eine spürbare Umverteilung der Mediengelder in den Fußball-Bundesligen ausgesprochen. Die Forderungen der „Kleinen 14“ um den Stuttgarter Vorstandsvorsitzenden Thomas Hitzlsperger seien „sehr berechtigt“, sagte der 54-Jährige, der Mitglied in der „Taskforce Zukunft Profifußball“ der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ist, dem „Reutlinger General-Anzeiger“.
Die „Kleinen 14“ (vier Bundesligisten und zehn Zweitligisten) wollen eine starke Umverteilung. Die „Großen 15“, zu denen der HSV als einziger Zweitligist gehört, sind dagegen. Die Mediengelder sind die mit Abstand größte Einnahmequelle der Vereine, die sich am 7. Dezember zu ihrer Vollversammlung treffen wollen.
„Mir fällt in Zeiten der Pandemie auf, dass bei einigen, die zu Beginn der Krise mehr Solidarität und Demut bei den Clubs gefordert haben, nicht mehr allzu viel davon übrig geblieben ist“, sagte Özdemir.