Hamburg. Der HSV überzeugt im Nachholspiel und thront einsam an der Spitze der Zweiten Bundesliga. Kittel brilliert als Vorbereiter und Schütze.
Sieg, Startrekord und Tabellenführung: Nach einem rundum gelungenen Mittwochabend thront der HSV in der Zweiten Fußball-Bundesliga einsam an der Spitze. Das 3:0 (1:0) im Nachholspiel des dritten Spieltages gegen Erzgebirge Aue bedeutete für die Mannschaft von Daniel Thioune den vierten Erfolg im vierten Ligaspiel – so gut war zuvor noch kein HSV-Trainer in eine Saison gestartet.
Dabei waren alle drei Treffer durchaus eine Augenweide für die 1000 auf der Westtribüne des Volksparkstadions versammelten Zuschauer – mehr waren aufgrund der Corona-Bestimmungen auch im zweiten Heimspiel dieser Spielzeit nicht zugelassen. Bei der Führung durch Manuel Wintzheimer nach knapp 17 Minuten galt dies vor allem für die Entstehungsgeschichte.
HSV-Führung: Kittel zaubert mit per Hacke
Dem Ballgewinn von Gideon Jung folgte ein Kunststück von Sonny Kittel, der neben Stephan Ambrosius (nach Corona-Quarantäne) und Bakery Jatta als einer von drei Profis neu ins HSV-Team rückte. Der Topscorer der vergangenen Saison leitete den Ball artistisch per Hacke in den Lauf von Khaled Narey, der über die rechte Seite Wintzheimer im Fünfmeterraum bediente. Der Stürmer musste den Ball für seinen zweiten Saisontreffer nur noch über die Linie drücken.
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"Dass Sonny eine brutale Technik hat, weiß jeder in dieser Liga", sagte Hamburgs Rot gesperrter Verteidiger Toni Leistner in der Halbzeitpause bei "Sky", während der Torschütze Kittels Geistesblitz als "Traumpass" adelte. Selbst Gästetorhüter Martin Männel zollte dem Geniestreich neidlos Respekt: "Das 1:0 war brutal gut rausgespielt, der Querpass ist schwer zu verteidigen."
Aue-Trainer wird bei HSV-Toren "schlecht"
In der zweiten Halbzeit konnte sich Wintzheimer bei Kittel revanchieren: Der Stürmer setzte sich im Strafraum gegen mehrere Auer durch und passte im Fallen zurück auf Kittel, dessen Abschluss Gästetorhüter Martin Männel zwar noch touchierte, aber dennoch den Weg ins Netz fand (57.). Den Sack endgültig zu machte Narey in der 72. Minute – der Flügelspieler setzte den Abpraller eines Pfostenfreistoßes von Aaron Hunt unter Männels Beine hindurch über den Innenpfosten ins Netz. Aues Trainer Dirk Schuster bekannte hinterher freimütig, dass ihm bei allen Gegentreffern "teilweise schlecht" geworden sei.
Die Statistik
HSV-Torhüter Ulreich hält erneut die Null
Glücklicher verlief der Abend für Männels Gegenüber Sven Ulreich: Die neue Nummer eins des HSV blieb auch nach dem 1:0-Sieg in Fürth auch bei seinem Heimdebüt ohne Gegentreffer. Viel zu tun bekam er allerdings auch nicht. Lediglich in der Anfangsphase konnte sich der ehemalige Bayern-Torhüter bei einem Abschluss von Philipp Riese auszeichen (9.). "Für Ulle ein Schuss zum Warmmachen", urteilte Leistner über die Parade nach abgefälschtem Distanzschuss.
"Es ist immer schön, zu Null zu spielen", sagte Ulreich selbst. Und: "Wir haben ein souveränes Spiel gemacht mit viel Ballbesitz, darauf können wir aufbauen." Wie HSV-Sportchef Jonas Boldt, der sich zu angeblichen Verhandlungen mit AS Rom ausweichend äußerte ("Die Gespräche, die ich bisher geführt habe, sind mit den Protagonisten des HSV") und weitere Beobachter anerkannte auch der Schlussmann vor allem die "taktische Meisterleistung" (Leistner) Daniel Thiounes, der gegen Aue auf eine Dreierkette umgestellt hatte. "Der Trainer hat immer wieder gute neue Ideen", sagte Ulreich.
Rekordmann Thioune indes verzichtete nach Spielschluss auf markige Worte. "Es war alles bisher sehr harte Arbeit für uns, wir haben nichts geschenkt bekommen", sagte der 46-Jährige, der mit nun vier Siegen in Serie zum Saisonauftakt seinen Platz in den HSV-Annalen bis auf Weiteres sicher hat. Die Gelegenheit zu Sieg Nummer fünf ergibt sich für Thioune und den HSV bereits am kommenden Sonnabend im Heimspiel gegen das noch sieglose Schlusslicht Würzburger Kickers (13 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de).