Die Attacke des HSV-Routiniers gegen einen pöbelnden Dynamo-Fan ist kaum entschuldbar, aber sehr wohl erklärbar.

Wenn man nach dem Guten im Schlechten sucht, dann darf sich Toni Leistner seit Montagabend zumindest über eines freuen: Der HSV-Profi ist ab sofort ein Internetstar. Die Videos von dem Fußballer, der nach dem 1:4 der Hamburger in seiner Geburtsstadt Dresden auf die Tribüne kletterte und sich einen pöbelnden Dynamo-Fan zur Brust nahm, gingen direkt viral.

Es gibt Videos mit der Handykameraperspektive von oben, es gibt Videos von der Seite, und es gibt die Einstellung von unten. Doch bei allen Blickwinkeln bleibt eine Frage offen: Wie konnte dem 30 Jahre alten Routinier so etwas passieren?

Die Antwort darauf ist nicht ganz einfach. Klar ist, dass das Verhalten des Fußballers, der natürlich eine Vorbildfunktion hat, kaum entschuldbar ist. So etwas darf einem Profisportler einfach nicht passieren – und er wird sicherlich eine Strafe erhalten.

Doch unabhängig von sämtlichen Handykameras auf den Tribünen gibt es auch bei der Gesamtbetrachtung des Falls Leistner noch jede Menge anderer Blickwinkel. Denn erklärbar ist der kurzzeitige Blackout des Verteidigers allemal.

So wollen Ohrenzeugen gehört haben, wie der Pöbelfan dem Fußballer, der in diesen Tagen zum zweiten Mal Vater wird und dessen hochschwangere Frau ebenfalls auf der Tribüne saß, zugerufen haben soll, dass er der Ehefrau das Kind aus dem Bauch heraustreten werde.

Wie verdorben muss man sein, um so etwas zu rufen oder auch nur zu denken?

Leistner, der sich ohnehin in einer emotionalen Ausnahmesituation befand, sind daraufhin die Sicherungen durchgebrannt. Das ist nicht professionell, es ist aber sehr menschlich. Wer anderer Meinung ist, soll gerne den ersten moralischen Stein schmeißen.

HSV-Bauchlandung in Dresden – die Bilder des Spiels:

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