Hamburg. Der wiederholte K.o. in der Nachspielzeit legt den Finger tief in die HSV-Wunde. Auch Dieter Hecking muss sich hinterfragen lassen.
Seit der Erfindung der Nachspielzeit 1891 in England nach einer kuriosen Partie zwischen Stoke City und Aston Villa – Astons Keeper schoss den Ball ins Nirwana und verhinderte so die Ausführung eines Strafstoßes für Stoke innerhalb der 90 Minuten, der Schiri pfiff ab – gab es viele dramatische Ereignisse in der Extrazeit, man denke nur an die epische Champions-League-Niederlage der Bayern 1999 gegen Manchester United.
Nun spielt der HSV zwar nur noch in den Niederungen des deutschen Profifußballs, aber was sich die Hamburger in dieser Saison in den letzten Minuten einer Partie an Tragödien leisten, hat Königsklassen-Niveau. In Fürth und beim VfB Stuttgart, gegen Holstein Kiel und nun in Heidenheim kassierte der HSV Last-Minute-Gegentore, die sechs Punkte kosteten, und wird deshalb wohl alles verspielen. Denn selbst wenn Bielefeld am Sonntag gegen Heidenheim mindestens Remis spielt und der HSV seine Hausaufgaben gegen Sandhausen erledigt: Mit dieser Mannschaft eine Bundesliga-Relegation erfolgreich zu bestreiten, erscheint fast unmöglich.
Der HSV hat den Aufstieg nicht verdient
Wie bereits in der vergangenen Saison – nur zwei Siege in den letzten zehn Spielen – versagt der HSV in der entscheidenden Phase der Saison. Ganz klar: Wem nur zwei Siege aus acht Spielen nach dem Neustart gelingen, der hat den Aufstieg auch nicht verdient.
Der Misserfolg in Hamburg, er hat viele Väter. Die Qualität des Kaders und die Mentalität einzelner Spieler wurde falsch eingeschätzt. Und auch der erfahrene Dieter Hecking hat es nicht hinbekommen, dem Team in der "Crunchtime" (der entscheidenden Phase) die notwendige Stabilität zu verpassen. Doch genau dafür ist er im vergangenen Sommer geholt worden. Stattdessen fängt der HSV spätestens dann, wenn der vierte Offizielle an der Seite die Tafel mit der Nachspielzeit anzeigt, an zu zittern und präsentiert sich als nervliches Wrack.
Mindestens genauso schuldig an der Misere sind aber die Spieler selbst, die sich viel zu oft nicht an taktische Anweisungen hielten und wie in Heidenheim dem Gegner zu viel Raum ließen. Und das hat nichts mit Psychologie zu tun, sondern mit mangelnder Qualität. Man könnte auch böse sagen: mit Blödheit.