Hamburg. Tatsächlich stünden den Hamburgern laut Experten wohl mehr Punkte zu. Doch andere hätten weit mehr Grund zur Klage.

Natürlich wäre ein Sieg gegen den VfL Osnabrück nicht verdient gewesen, das musste auch HSV-Trainer Dieter Hecking eingestehen. Im Gegenteil: Hätte der forsche Aufsteiger gegen die biederen Gastgeber am Dienstagabend seine Chancen konsequent genutzt, wäre für ihn sogar mehr drin gewesen als das 1:1.

Aber Fußball ist nun einmal nicht immer gerecht. Und deshalb hätte Hecking, verdient oder nicht, schon gern einen Elfmeterpfiff in der Nachspielzeit gehört, nachdem Osnabrücks Benjamin Girth HSV-Verteidiger Timo Letschert im Strafraum mehr oder weniger umgerissen hatte.

Doch die Pfeife von Martin Thomsen blieb stumm, und auch Günter Perl schaltete sich aus Köln nicht ein. Stattdessen sah der wild protestierende Letschert noch die Gelbe Karte.

HSV-Trainer Hecking hadert mit Videobeweis

"Wenn ich die Szene im Nachhinein bei Sky sehe, muss ich den Schiedsrichter und auch den Videoassistenten hart kritisieren", sagte Hecking in der Pressekonferenz nach dem Spiel, "das ist ein ganz klarer Elfmeter." So aber blieb es beim Unentschieden und bei zwei Punkten Vorsprung auf den Tabellenvierten 1. FC Heidenheim, bei dem der HSV am Sonntag (15.30 Uhr) zu einer Art vorgezogenem Aufstiegsendspiel antritt.

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Schon machen in den sozialen Medien Verschwörungstheorien die Runde: Die "Fußballmafia DFB" wolle den Aufstieg des HSV verhindern, um dem Fernsehen weiter eine publikumsträchtige Mannschaft in der 2. Bundesliga anbieten zu können. "Wer außer dem HSV sorgt denn für Quote in der 2. Liga? Noch Fragen? Ich denke nicht", schreibt ein Instagram-User.

Könnten Schiedsrichter-Fehlentscheidungen den HSV am Ende tatsächlich den Aufstieg kosten? Wer diese Frage klären will, kommt um die "Wahre Tabelle" nicht herum. Das Projekt des Portals "Transfermarkt" ermittelt mithilfe von Experten, wie Spiele bei korrigierten Fehlentscheidungen enden könnten, und errechnet auf dieser Grundlage die Platzierungen neu.

In der "Wahren Tabelle" wäre der HSV Dritter

Tatsächlich stünde dem HSV demnach aktuell ein Punkt mehr zu. Fünfmal sei Heckings Mannschaft durch Fehlentscheidungen benachteiligt worden: Zwei klare Elfmeter wurden nicht gegeben (die Szene vom Dienstag nicht berücksichtigt), einmal erhielt der Gegner einen unberechtigten Strafstoß, zwei korrekte Treffer wurden nicht anerkannt.

Allerdings hatte der HSV ebenso häufig Glück: Zwei erhaltene Elfmeter und ein Freistoß waren nicht berechtigt, zwei Gegentore wurden zu Unrecht aberkannt. Und rechnet man alle Fehlleistungen in der Liga heraus, wäre der HSV in der Tabelle aktuell sogar nur Dritter hinter dem VfB Stuttgart, dem gleich vier Punkte mehr zustünden.

Von einer systematischen Benachteiligung dürfte folglich keine Rede sein. Eher schon hätte der Karlsruher SC Grund zum Klagen: Die Badener belegen in der "Wahren Tabelle" Platz zehn und hätten mit 40 Punkten, sieben mehr als real, nichts mehr mit dem Abstieg zu tun.

Die Bilder des Spiels gegen Osnabrück:

Unentschieden gegen Osnabrück – HSV bangt um den Aufstieg

Sonny Kittel (l.) und David Kinsombi sitzen nach ihrer Auswechslung frustriert auf der HSV-
Sonny Kittel (l.) und David Kinsombi sitzen nach ihrer Auswechslung frustriert auf der HSV-"Ersatztribüne". © Getty Images | Martin Rose
HSV-Trainer Dieter Hecking (l.) diskutiert nach dem Spiel gegen den VfL Osnabrück mit Schiedsrichter Martin Thomsen über den nicht gegebenen Elfmeter in der Nachspielzeit.
HSV-Trainer Dieter Hecking (l.) diskutiert nach dem Spiel gegen den VfL Osnabrück mit Schiedsrichter Martin Thomsen über den nicht gegebenen Elfmeter in der Nachspielzeit. © Valeria Witters/Witters/Pool
HSV-Stürmer Martin Harnik jubelt über sein Führungstor gegen Osnabrück …
HSV-Stürmer Martin Harnik jubelt über sein Führungstor gegen Osnabrück … © dpa | Axel Heimken
… und lässt lässt sich von den Mitspielern feiern. Für den Österreicher war es der 100. Ligatreffer als Profi.
… und lässt lässt sich von den Mitspielern feiern. Für den Österreicher war es der 100. Ligatreffer als Profi. © Getty Images | Martin Rose
Martin Harnik hatte erneut den Vorzug vor Bakery Jatta erhalten.
Martin Harnik hatte erneut den Vorzug vor Bakery Jatta erhalten. © Valeria Witters/Witters/POOL/Paetzel/Nordphoto
57. Minute: Der VfL Osnabrück feiert den Ausgleichstreffer im Volksparkstadion.
57. Minute: Der VfL Osnabrück feiert den Ausgleichstreffer im Volksparkstadion. © dpa | Axel Heimken
Moritz Heyer (l.) hatte HSV-Torwart Julian Pollersbeck keine Abwehrchance gelassen.
Moritz Heyer (l.) hatte HSV-Torwart Julian Pollersbeck keine Abwehrchance gelassen. © Valeria Witters/Witters/Pool
Sven Köhler (l.) vom VfL Osnabrück sitzt HSV-Kapitän Aaron Hunt im Nacken.
Sven Köhler (l.) vom VfL Osnabrück sitzt HSV-Kapitän Aaron Hunt im Nacken. © Getty Images | Martin Rose
HSV-Stürmer Joel Pohjanpalo (r.) hatte gegen den VfL Osnabrück einen schweren Stand.
HSV-Stürmer Joel Pohjanpalo (r.) hatte gegen den VfL Osnabrück einen schweren Stand. © Valeria Witters/Witters/POOL/Paetzel/nordphoto
Der bisherige Torgarant war kaum zu sehen.
Der bisherige Torgarant war kaum zu sehen. © Valeria Witters/Witters/Pool
HSV-Angreifer Sonny Kittel (l.) wird von Osnabrücks Ausgleichstorschütze Moritz Heyer bedrängt.
HSV-Angreifer Sonny Kittel (l.) wird von Osnabrücks Ausgleichstorschütze Moritz Heyer bedrängt. © Valeria Witters/Witters/Pool
HSV-Profi David Kinsombi (l.) im Zweikampf mit Osnabrücks David Blacha.
HSV-Profi David Kinsombi (l.) im Zweikampf mit Osnabrücks David Blacha. © Getty Images | Martin Rose
HSV-Angrifer Sonny Kittel (l.) im Duell mit Osnabrücks Moritz Heyer.
HSV-Angrifer Sonny Kittel (l.) im Duell mit Osnabrücks Moritz Heyer. © Getty Images | Martin Rose
Osnabrücks David Blacha (M.) bedrängt HSV-Kapitän Aaron Hunt (r.).
Osnabrücks David Blacha (M.) bedrängt HSV-Kapitän Aaron Hunt (r.). © Getty Images | Martin Rose
HSV-Torschütze Martin Harnik (r.) enteilt Osnabrücks Felix Agu.
HSV-Torschütze Martin Harnik (r.) enteilt Osnabrücks Felix Agu. © Valeria Witters/Witters/Pool
HSV-Verteidiger Tim Leibold (M.) schlägt einen Haken um Osnabrücks Moritz Heyer.
HSV-Verteidiger Tim Leibold (M.) schlägt einen Haken um Osnabrücks Moritz Heyer. © Getty Images | Martin Rose
HSV-Torgarant Joel Pohjanpalo (r.) versucht es gegen Osnabrück mit einem Kopfball.
HSV-Torgarant Joel Pohjanpalo (r.) versucht es gegen Osnabrück mit einem Kopfball. © Valeria Witters/Witters/Pool
Osnabrücks David Blacha (r.) gerät im Zweikampf mit HSV-Kapitän Aaron Hunt aus dem Gleichgewicht.
Osnabrücks David Blacha (r.) gerät im Zweikampf mit HSV-Kapitän Aaron Hunt aus dem Gleichgewicht. © Valeria Witters/Witters/Pool
Gideon Jung (r., gegen Osnabrücks Marc Heider) durfte in der HSV-Innenverteidigung den gesperrten Rick van Drongelen ersetzen.
Gideon Jung (r., gegen Osnabrücks Marc Heider) durfte in der HSV-Innenverteidigung den gesperrten Rick van Drongelen ersetzen. © dpa | Axel Heimken
HSV-Vorlagenkönig Tim Leibold beschwert sich über ein Osnabrücker Foul.
HSV-Vorlagenkönig Tim Leibold beschwert sich über ein Osnabrücker Foul. © Getty Images | Martin Rose
Osnabrücks Stürmer Assan Ceesay (r.) geht gegen HSV-Verteidiger Joshua Vagnoman zu ungestüm zu Werke.
Osnabrücks Stürmer Assan Ceesay (r.) geht gegen HSV-Verteidiger Joshua Vagnoman zu ungestüm zu Werke. © dpa | Axel Heimken
HSV-Profi Sonny Kittel (r.) taucht im Osnabrücker Strafraum auf, doch Adam Susac kann noch klären.
HSV-Profi Sonny Kittel (r.) taucht im Osnabrücker Strafraum auf, doch Adam Susac kann noch klären. © Valeria Witters/Witters/Pool via Eibner-Pressefoto
Lukas Gugganig (l.) vom VfL Osnabrück wird von HSV-Stürmer Martin Harnik SV zu Fall gebracht.
Lukas Gugganig (l.) vom VfL Osnabrück wird von HSV-Stürmer Martin Harnik SV zu Fall gebracht. © Getty Images | Martin Rose
Adam Susac (l.) vom VfL Osnabrück versucht HSV-Stürmer Joel Pohjanpalo zu halten.
Adam Susac (l.) vom VfL Osnabrück versucht HSV-Stürmer Joel Pohjanpalo zu halten. © Getty Images | Martin Rose
HSV-Trainer Dieter Hecking (l., mit Pressesprecher Philipp Langer), präsentierte sich sommerlich-leger mit kurzer Hose.
HSV-Trainer Dieter Hecking (l., mit Pressesprecher Philipp Langer), präsentierte sich sommerlich-leger mit kurzer Hose. © Valeria Witters/Witters/Pool | ValeriaWitters
Der einstige HSV-Stammtorwart Daniel Heuer Fernandes musste sich auch gegen Osnabrück mit der Reservistenrolle begnügen.
Der einstige HSV-Stammtorwart Daniel Heuer Fernandes musste sich auch gegen Osnabrück mit der Reservistenrolle begnügen. © Valeria Witters/Witters/Pool
HSV-Stürmer Joel Pohjanpalo begutachtet vor Anpfiff des Spiels gegen den VfL Osnabrück den Rasen im Volksparkstadion.
HSV-Stürmer Joel Pohjanpalo begutachtet vor Anpfiff des Spiels gegen den VfL Osnabrück den Rasen im Volksparkstadion. © Valeria Witters/Witters/Pool
Jeremy Dudziak fehlte dagegen im Kader, er hatte sich beim Aufwärmen in Dresden verletzt.
Jeremy Dudziak fehlte dagegen im Kader, er hatte sich beim Aufwärmen in Dresden verletzt. © Getty Images | Martin Rose
HSV-Sportdirektor Michael Mutzel (l.) im Gespräch mit seinem Osnabrücker Amtskollegen Benjamin Schmedes, der eine Hamburger Vergangenheit hat.
HSV-Sportdirektor Michael Mutzel (l.) im Gespräch mit seinem Osnabrücker Amtskollegen Benjamin Schmedes, der eine Hamburger Vergangenheit hat. © Valeria Witters/Witters/Pool
Trainer Daniel Thioune erlebt mit dem VfL Osnabrück eine schwierige Rückrunde.
Trainer Daniel Thioune erlebt mit dem VfL Osnabrück eine schwierige Rückrunde. © Getty Images | Martin Rose
Die HSV-Ersatzspieler nehmen ihre Plätze auf der Tribüne des Volksparkstadions ein.
Die HSV-Ersatzspieler nehmen ihre Plätze auf der Tribüne des Volksparkstadions ein. © Getty Images | Martin Rose
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Holstein Kiel dagegen wäre mit drei geschenkten Punkten aktuell der größte Profiteur. In der vergangenen Saison war dies übrigens: der HSV. Er heimste laut "Wahrer Tabelle" nicht weniger als neun Zähler zu Unrecht ein und hätte die Runde auf Platz acht statt auf Platz vier abgeschlossen. Aber damals gab es den Videobeweis auch noch gar nicht.

HSV – VfL Osnabrück: die Statistik

Hamburger SV

Pollersbeck – Vagnoman (73. Gyamerah), Letschert, Gideon Jung, Leibold – Fein (88. Samperio) – Kinsombi (64. Schaub), Hunt – Harnik (74. Hinterseer), Pohjanpalo, Kittel (64. Jatta). – Trainer: Hecking 

VfL Osnabrück

Kühn – Heyer, Susac, Gugganig – Ajdini, Blacha (83. Schmidt), Köhler (89. Ouahim), Agu – Heider (89. Girth), Klaas (65. Henning), Ceesay (65. Amenyido). – Trainer: Thioune 

Tore

1:0 Harnik (35.), 1:1 Heyer (57.)

Schiedsrichter

Martin Thomsen (Kleve)

Zuschauer

Keine

Gelbe Karten

– Ceesay (3), Ajdini (3), Köhler (2) 

Erweiterte Statistik (Quelle: deltatre)

Torschüsse: 5:8Ecken: 4:1 Ballbesitz: 68:32 % Zweikämpfe: 109:121

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