Hamburg. Der HSV-Kapitän könnte gegen St. Pauli in die Startelf zurückkehren. Die Chance auf einen neuen Vertrag hat er dann in eigener Hand.

Es war die wildeste Kabinenparty des HSV-Jahres 2019. Nach dem 4:0-Sieg im Stadtderby beim FC St. Pauli tanzten und tobten die Hamburger Profis um Lewis Holtby, Pierre-Michel Lasogga und Julian Pollersbeck in der Gästekabine am Millerntor. Nur einem war nicht nach feiern zumute: Aaron Hunt. Der Kapitän hatte nach dem Spiel nur zwei Worte übrig: „Zum Kotzen“. Sein Kommentar galt logischerweise nicht dem Derbyergebnis, sondern seinem Oberschenkel.

Kurz vor der Halbzeit hatte Hunt das Spielfeld verlassen, nachdem er zuvor Lasoggas 1:0 durch einen schönen Lattenfreistoß vorbereitet hatte. Muskelfaserriss. Der dritte innerhalb von drei Monaten. Es war der Beginn seines persönlichen Seuchenjahres. Und einer der großen Gründe für den verpassten Wiederaufstieg des HSV.

Ersetzt Hunt verletzten Dudziak im Derby?

Ziemlich genau ein Jahr danach steht am Sonnabend um 13 Uhr erneut das Hamburger Stadtderby an. Wie nach dem 4:0 vor einem Jahr liegt der HSV auf dem zweiten Platz der Zweitligatabelle. Und wie schon vor einem Jahr könnte Aaron Hunt den HSV als Kapitän auf den Platz führen. Vor allem aber könnte der 33-Jährige ab Sonnabend seine persönliche Geschichte in Hamburg noch einmal ganz neu gestalten. Wenn sein Oberschenkel denn mitspielt. Und vor allem: wenn Trainer Dieter Hecking ihn denn auch mitspielen lässt.

„Am Dienstag beginnt für mich die Derbywoche. Und ab Dienstag mache ich mir Gedanken über die Aufstellung“, sagte Hecking auf die Frage, wer denn gegen St. Pauli den am Knie verletzten Jeremy Dudziak (Innenbandteilabriss) im zentralen Mittelfeld ersetzen wird. An diesem Dienstag um 10 Uhr beginnt der HSV im Volkspark mit der Vorbereitung auf das Stadtderby. Vier Tage hat Hunt dann Zeit, Heckings Gedankenspiele so zu beeinflussen, dass dieser die Frage nach der Aufstellung mit seinem Namen beantworten wird.

Hunt und der Mythos seiner Vertragsklausel

Für Hunt steht dabei ab Sonnabend mehr auf dem Spiel als nur der Derbysieg oder der Kampf um den Aufstieg. Es geht ganz nebenbei auch um seine persönliche Zukunft in Hamburg. Schließlich läuft sein Vertrag beim HSV nach dieser Saison aus. Eigentlich. In der vergangenen Woche hatte die „Sport Bild“ berichtet, dass sich Hunts Vertrag automatisch um ein Jahr verlängert, wenn er in dieser Saison auf 20 Einsätze mit mindestens 45 Minuten Spielzeit kommt.

Nach Abendblatt-Informationen ist diese Darstellung im Detail zwar nicht ganz korrekt. Fakt aber ist: Steht Hunt in den verbleibenden zwölf Saisonspielen für den HSV auf dem Platz, bekommt er eine Vertragsverlängerung bis 2021.

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Bislang sah es so aus, dass Hunts Zeit beim HSV spätestens durch die Verpflichtung von Louis Schaub abgelaufen sei. Am Sonnabend aber könnten die beiden Kreativspieler erstmals gemeinsam in der Schaltzentrale des HSV auflaufen, wenn sich Hecking denn für Hunt entscheidet – und gegen David Kinsombi oder Christoph Moritz. Behauptet der Kapitän dann auch in den kommenden Wochen seinen Platz, könnte es tatsächlich noch eine Zukunft für Hunt beim HSV über diese Saison hinaus geben.

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Hunt will Karriere noch nicht beenden

Ob der es aber schafft, seine muskulären Probleme in den Griff zu kriegen, bleibt die große Frage. In dieser Saison hat Hunt aufgrund verschiedener Verletzungen erst einmal mehr als zwei Spiele am Stück bestritten. Zwölf Spiele hintereinander machte Hunt zuletzt in der Hinrunde 2018. Damals waren es sogar 16 Spiele in Serie. Immerhin trainiert er nun schon seit vier Wochen ohne körperliche Beschwerden.

Trotz seiner wiederkehrenden Problematik mit seiner Gesundheit hat sich Hunt noch keine Gedanken über die Zeit nach der aktiven Karriere gemacht. Der langjährige Bremer hat beim HSV zwar auch einen Anschlussvertrag für einen Job innerhalb des Clubs, doch mit einem Karriereende beschäftigt sich Hunt nicht. „Ich bin noch viel zu sehr Fußballer und will noch ein paar Jahre spielen. Es muss natürlich Sinn ergeben“, sagte Hunt vor einigen Wochen im Abendblatt-Interview. Gerne würde er noch einmal mit dem HSV in der Bundesliga spielen.

HSV braucht Tempo in der Bundesliga

Allerdings wissen auch die HSV-Verantwortlichen, dass es für Hunt nach einem möglichen Aufstieg in die Bundesliga sehr schwer werden würde, eine wichtige Rolle zu spielen. Der Fußball hat sich in den vergangenen Jahren in eine Richtung entwickelt, die nicht gerade zu Hunts Vorteil ausfällt. Das Spiel ist noch einmal schneller geworden. Geschwindigkeit ist bei der Auswahl neuer Spieler heutzutage das Hauptkriterium.

Als Techniker und auch als Typ in der Kabine wird der Spielmacher beim HSV zwar noch immer geschätzt, doch perspektivisch dürfte die Bundesliga für Hunt nicht mehr die richtige sein. Zumal er im September 34 Jahre alt wird und der HSV in der Ersten Liga nicht mehr das dominante Spiel ausüben würde, das Hunt entgegenkommt.

Das alles aber ist: Zukunftsmusik. Schließlich ist der HSV noch lange nicht aufgestiegen, Hunt hat noch lange keine 20 Spiele gemacht, und Hecking hat sich noch lange nicht für Hunts Aufstellung im Derby entschieden. Allerdings liebäugelte der Chefcoach bereits nach der Verletzung von Adrian Fein (Jochbeinbruch) damit, Hunt als spielstarken Sechser aufzustellen. Im Derby bei Hannover entschied sich Hecking für den robusten und defensivstarken Gideon Jung. Das wird auch gegen St. Pauli wieder so ein. Davor aber könnte Hunt die Dudziak-Rolle einnehmen.

Hunt mit der meisten Derbyerfahrung

Sprechen wollte der Spielführer des HSV am Montag auf Nachfrage weder über seine Einsatzchancen noch über seine Zukunft oder über das Derby am Sonnabend. Hunt will die Antworten auf dem Platz geben. Die nötige Derbyerfahrung hat er in jedem Fall. Neben Rick van Drongelen und Khaled Narey ist Hunt der Einzige, der in allen bisherigen drei Zweitliga-Stadtderbys für den HSV auf dem Platz stand. Und wenn alles nach Plan läuft, tut er das am Sonnabend auch erstmals über 90 Minuten.

Das Doppelinterview vor dem Derby mit HSV-Chef Bernd Hoffmann und St. Paulis Präsidenten Oke Göttlich finden Sie hier.

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