Hamburg. Der Mittelfeldmann muss mehrere Wochen pausieren. Wer ersetzt den Kreativspieler im Stadtderby gegen St. Pauli?
Auf der A7 wurden am späten Nachmittag am Sonnabend noch einmal kollektiv die Daumen für Jeremy Dudziak gedrückt. Der Mittelfeldmann, der zuvor im Spiel gegen Hannover 96 nach einem unglücklichen Zweikampf mit Gegenspieler Genki Haraguchi vom Platz humpeln musste, wurde in einem grauen Transporter direkt ins Krankenhaus gebracht. Mit doppelter Lichthupe und Warnblinker schickte HSV-Busfahrer Miro Zadach, dessen Mannschaftsbus von Dudziak, Mannschaftsarzt Götz Welsch und einem Mitarbeiter vom Sicherheitsdienstleister Power auf Höhe von Bad Fallingbostel überholt wurde, Genesungswünsche.
Die gute Nachricht vorweg: Das Daumendrücken der Kollegen sollte sich gelohnt haben. Direkt nach der Rückkehr nach Hamburg musste Dudziak zu einer MRT-Untersuchung ins UKE – und die Gewissheit, dass sich der 24 Jahre alte Mittelfeldmann doch keinen Kreuzbandriss zugezogen hatte, folgte am nächsten Morgen. So ganz ohne war das medizinische Bulletin dann allerdings auch nicht: Einen Teilabriss des Innenbandes und eine Überdehnung des Kreuzbandes im linken Knie diagnostizierten die Ärzte. Im Klartext: rund sechs Wochen Pause.
Dudziak-Ausfall sorgt für HSV-Sorgen
„Das war Glück im Unglück. Er wird zwar eine ganze Weile ausfallen, aber er wird sicherlich in dieser Saison noch einmal spielen können“, sagte Trainer Dieter Hecking am nächsten Morgen nach dem Spielersatztraining der Reservisten. „Es ist keine OP erforderlich, deswegen können wir Teil-Entwarnung geben.“
Doch die medizinische Teil-Entwarnung ist für den Moment eine sportliche Voll-Katastrophe. „Mit Jerry und Adrian Fein haben wir jetzt innerhalb einer Woche zwei absolute Stammkräfte im zentralen Mittelfeld verloren“, sagte Hecking, der nun aber keine unnötigen Krokodilstränen verlieren wollte: „Wir sagen ja immer, dass wir einen breiten Kader haben. Da müssen dann jetzt eben andere ran. Die Qualität ist zu ersetzen.“
Wer ersetzt Dudziak im Derby?
Bleibt die Frage nach dem Wie. Fein, der nach seinem Jochbeinbruch frühestens nach dem Derby mit einer Spezialmaske in Aue zurückerwartet wird, wurde in Hannover solide durch Gideon Jung ersetzt. Der Sechser interpretiert seine Rolle vor der Abwehr sehr viel defensiver als Fein, dürfte aber bis zu dessen Rückkehr gesetzt sein. Für Dudziaks Achter-Position an der Seite von Regisseur Louis Schaub macht sich nun eine Trio Hoffnungen: Der in Hannover eingewechselte, aber enttäuschende David Kinsombi, Aaron Hunt und Christoph Moritz. „Über diese Frage habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Die Derbywoche beginnt für mich am Dienstag“, sagte Hecking am Sonntag.
Für den früheren St. Paulianer Dudziak ist die Derbywoche dagegen beendet, ehe sie richtig anfangen konnte. Im Hinspiel musste er bei der 0:2-Niederlage 80 Minuten lang auf der Bank schmoren, diesmal werden es 90 Minuten lang auf der Tribüne sein. Aber: Es hätte auch schlimmer kommen können.