Düsseldorf. Wird das Mitspracherecht des HSV-Trainers eingeschränkt? Spobis liefert Einblicke – und eine Annäherung von St. Pauli und den Bayern.

Jonas Boldt hatte am Mittwoch ein Heimspiel. In Düsseldorf, wo der HSV-Sportvorstand aufgewachsen ist, lange gelebt und aus seiner Bayer-Leverkusen-Zeit noch immer eine Wohnung hat, nahm Boldt am Mittag im Rahmen des Sportbusinesskongress Spobis bei einer Podiumsdiskussion teil. Das Thema: "Wirtschaftsfaktor Scouting – Investment in junge Talente“.

Und nachdem Lutz Pfannenstiel (Sportchef Fortuna Düsseldorf) und Frank Baumann (Sportchef Werder Bremen) in letzter Minute abgesagt hatten, blieb neben Boldt nur noch Leipzigs Manager Markus Krösche, der auf dem Podium im pickepacke vollen Saal drei Platz nahm.

HSV plant unabhängige Transferstrategie

Allzu sehr wollten "der Tabellenführer der Bundesliga und der gefühlte Tabellenführer der Zweiten Liga“ (Anmoderation) sich allerdings nicht in die Karten schauen lassen. Immerhin: Krösche verriet, dass RB Leipzig 18 festangestellte und zwei freie Scouts beschäftigt, beim HSV sind es nach umfangreichen Umbauarbeiten im Sommer lediglich zehn Talentspäher.

Eine Sache wollte Boldt dann allerdings doch zum Thema Scouting loswerden: "Wenn du der Meinung bist, dass der Trainer alles bestimmen kann, dann läufst du Gefahr, dass man ein paar Monate später wieder alles über den Haufen werfen muss. Am Ende sind die Vereine erfolgreich, die eine eigene Strategie haben. Und nach dieser Strategie wird auch der Trainer ausgewählt."

Lesen Sie auch die aktuellen HSV-News:

Mit anderen Worten: Nach 17 Trainerwechseln in den vergangenen zehn Jahren will Boldt perspektivisch eine Transferstrategie, die unabhängig vom jeweiligen Cheftrainer sein soll.

Die HSV-Zugänge 2019/20:

Pohjanpalo & Co.: Die HSV-Neuzugänge 2019/20

Einst schoss er den HSV mit einem Hattrick ab, jetzt unterschrieb er in Hamburg: An der Elbe bleibt der finnische Stürmer Joel Pohjanpalo aber nur bis zum Sommer 2020.
Einst schoss er den HSV mit einem Hattrick ab, jetzt unterschrieb er in Hamburg: An der Elbe bleibt der finnische Stürmer Joel Pohjanpalo aber nur bis zum Sommer 2020. © Witters
Ebenfalls ein Leihgeschäft ausgehandelt wurde mit Jordan Beyer und Borussia Mönchengladbach. Auch der Rechtsverteidiger bleibt nur bis Saisonende.
Ebenfalls ein Leihgeschäft ausgehandelt wurde mit Jordan Beyer und Borussia Mönchengladbach. Auch der Rechtsverteidiger bleibt nur bis Saisonende. © Witters
Mittelfeldspieler Louis Schaub ist bis Saisonende vom 1. FC Köln ausgeliehen. Die Kaufoption im Sommer liegt bei 2,5 Millionen Euro.
Mittelfeldspieler Louis Schaub ist bis Saisonende vom 1. FC Köln ausgeliehen. Die Kaufoption im Sommer liegt bei 2,5 Millionen Euro. © WITTERS | Valeria Witters
Stürmer Martin Harnik (r., mit Trainer Dieter Hecking) kommt für ein Jahr leihweise von Werder Bremen.
Stürmer Martin Harnik (r., mit Trainer Dieter Hecking) kommt für ein Jahr leihweise von Werder Bremen. © WITTERS | Tay Duc Lam
Xavier Amaechi ist der Königstransfer des HSV. Der hochtalentierte Flügelstürmer kommt für 2,5 Millionen Euro Ablöse vom FC Arsenal London. Der Engländer hat einen Vertrag bis 2023 unterschrieben.
Xavier Amaechi ist der Königstransfer des HSV. Der hochtalentierte Flügelstürmer kommt für 2,5 Millionen Euro Ablöse vom FC Arsenal London. Der Engländer hat einen Vertrag bis 2023 unterschrieben.
Abwehrspieler Timo Letschert kommt vom italienischen Erstligaclub US Sassuolo. Der Niederländer hat einen Vertrag bis 2020 unterschrieben.
Abwehrspieler Timo Letschert kommt vom italienischen Erstligaclub US Sassuolo. Der Niederländer hat einen Vertrag bis 2020 unterschrieben. © witters | witters
Will mit dem HSV nicht weiter in Liga zwei sitzenbleiben: Innenverteidiger Ewerton kam wie Leibold aus Nürnberg nach Hamburg.
Will mit dem HSV nicht weiter in Liga zwei sitzenbleiben: Innenverteidiger Ewerton kam wie Leibold aus Nürnberg nach Hamburg. © Witters
Soll die linke Seite beackern: Tim Leibold wurde für rund 1,8 Millionen Euro vom 1. FC Nürnberg losgeeist.
Soll die linke Seite beackern: Tim Leibold wurde für rund 1,8 Millionen Euro vom 1. FC Nürnberg losgeeist. © Witters
Kann mehr als nur Bälle jonglieren: Mittelfeldspieler Sonny Kittel kam von Zweitliga-Absteiger nach Hamburg. Beim HSV unterschrieb der starke Standard-Schütze einen Vertrag bis zum 30. Juni 2023.
Kann mehr als nur Bälle jonglieren: Mittelfeldspieler Sonny Kittel kam von Zweitliga-Absteiger nach Hamburg. Beim HSV unterschrieb der starke Standard-Schütze einen Vertrag bis zum 30. Juni 2023. © Witters
Jung und mutig: U-20-Nationalspieler Adrian Fein wagt den Sprung von Regensburg nach Hamburg. Der zentrale Mittelfeldspieler wird von Bayern München für ein Jahr ausgeliehen.
Jung und mutig: U-20-Nationalspieler Adrian Fein wagt den Sprung von Regensburg nach Hamburg. Der zentrale Mittelfeldspieler wird von Bayern München für ein Jahr ausgeliehen. © Witters
In der vergangenen Saison gehörte Daniel Heuer Fernandes zu den besten Torhütern der Zweiten Liga. Beim HSV unterschrieb er bis 2022.
In der vergangenen Saison gehörte Daniel Heuer Fernandes zu den besten Torhütern der Zweiten Liga. Beim HSV unterschrieb er bis 2022. © witters | witters
Torjäger aus Überzeugung: Lukas Hinterseer soll die Nachfolge von Pierre-Michel Lasogga antreten. Der ehemalige Bochumer traf in der Vorsaison 18 Mal.
Torjäger aus Überzeugung: Lukas Hinterseer soll die Nachfolge von Pierre-Michel Lasogga antreten. Der ehemalige Bochumer traf in der Vorsaison 18 Mal. © witters | witters
Mr. Vielseitig vom Kiez: Jeremy Dudziak kommt vom FC St. Pauli und kann sowohl auf den defensiven Außenbahnen als auch im zentralen Mittelfeld spielen.
Mr. Vielseitig vom Kiez: Jeremy Dudziak kommt vom FC St. Pauli und kann sowohl auf den defensiven Außenbahnen als auch im zentralen Mittelfeld spielen. © Witters
Kraftpaket und Stratege: David Kinsombi gehörte bei Holstein Kiel zu den Leistungsträgern. Zuletzt laborierte er an einem Schienbeinbruch. Zur Vorbereitung ist er  wieder fit.
Kraftpaket und Stratege: David Kinsombi gehörte bei Holstein Kiel zu den Leistungsträgern. Zuletzt laborierte er an einem Schienbeinbruch. Zur Vorbereitung ist er wieder fit. © Witters
Die Wundertüte: Jan Gyamerah kommt wie Kollege Hinterseer ablösefrei vom VfL Bochum. Der Defensivspezialist ist ein Kandidat für die Außenverteidigerposition.
Die Wundertüte: Jan Gyamerah kommt wie Kollege Hinterseer ablösefrei vom VfL Bochum. Der Defensivspezialist ist ein Kandidat für die Außenverteidigerposition. © Witters
Trainer Dieter Hecking unterschrieb beim HSV einen Vertrag für ein Jahr, der sich bei Aufstieg und anschließendem Klassenerhalt jeweils um ein weiteres Jahr verlängert.
Trainer Dieter Hecking unterschrieb beim HSV einen Vertrag für ein Jahr, der sich bei Aufstieg und anschließendem Klassenerhalt jeweils um ein weiteres Jahr verlängert. © witters | witters
Der neue starke Mann beim HSV: Jonas Boldt hat sich bei Bayer Leverkusen einen großen Namen gemacht. Nun soll er als Sportvorstand den Wiederaufstieg planen.
Der neue starke Mann beim HSV: Jonas Boldt hat sich bei Bayer Leverkusen einen großen Namen gemacht. Nun soll er als Sportvorstand den Wiederaufstieg planen. © witters | witters
1/17

St. Paulis Göttlich für Kaderbegrenzungen

Etwas spannender als das nette Tête-à-Tête zwischen Boldt und Krösche, der kurioserweise vor einem Jahr fast selbst HSV-Sportvorstand geworden wäre, war die anschließende Podiumsdiskussion "Unternehmensformen im Profifußball: Clubs als Wirtschaftsunternehmen“, an der auch St. Paulis Oke Göttlich teilnahm.

"Wir sprechen immer von Wachstum: wie es immer höher, schneller und weiter gehen kann", sagte Göttlich, der eine stärkere Regulierung von Seiten der DFL forderte: "Wir müssen uns als Clubs, als Liga und als Verband unterhalten: wollen wir das alles so weiter betreiben oder mal ernsthaft über die Begrenzung von Kadergrößen unterhalten?"

Rummenigge springt Göttlich zur Seite

Die Gegenrede hielt Dortmunds Finanzgeschäftsführer Thomas Treß: "Wir können dem Sozialismus frönen – und dabei dann auch untergehen."

Kurios: Bereits am Vormittag sprang ausgerechnet Bayerns Noch-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Göttlich zur Seite: „Wir sind an einem Punkt für einen Stopp angelangt, dass die Clubs und Spieler aufstehen und sagen: bis hierhin und nicht weiter.“

Einer Champions League in vier Achter-Gruppen könne er beispielsweise gar nichts abgewinnen. "Das muss man total ablehnen“, so Rummenigge. "Mir fehlt in allen Diskussionen die Frage: Ist das gut für den Fußball?"