Hamburg. Sportgericht verdonnert Kiezclub zu 180.000 Euro Strafe. Der HSV soll für Vergehen seiner Fans sogar noch tiefer in die Tasche greifen.

Dem HSV und dem FC St. Pauli drohen nach den Vorkommnissen beim Zweitliga-Stadtderby im September empfindliche Geldstrafen. Nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes vom Dienstag hat der Kontrollausschuss gegen den HSV eine Geldstrafe in Höhe von 250.000 Euro beantragt, der FC St. Pauli soll 180.000 Euro bezahlen. Die „Bild“-Zeitung hatte zuerst über eine mögliche Rekord-Geldstrafe für die beiden hanseatischen Vereine berichtet. Strafen in dieser Größenordnung seien bisher nicht verhängt worden.

Die Strafanträge seien den beiden Clubs zugestellt worden, teilte der DFB auf Anfrage mit. Der FC St. Pauli und der HSV „können nun innerhalb einer gestellten Frist darüber entscheiden, ob sie dem jeweiligen Strafantrag zustimmen oder nicht“, heißt es. Sollten die Vereine zustimmen, sind die Urteile durch das DFB-Sportgericht rechtskräftig. Sprechen sich der Kiezclub und der HSV gegen ihren Strafantrag aus, wird dieser dem Sportgericht zur Entscheidung vorgelegt.

Laut "Bild" will der HSV Einspruch einlegen. Eine offizielle Stellungnahme liegt bislang nicht vor. Beim 2:0-Heimsieg des FC St. Pauli am 16. September hatte Schiedsrichter Sven Jablonski das Spiel unterbrochen, als Fans beider Teams Feuerwerk und Leuchtfackeln zündeten.

Auch im St.-Pauli-Block wurde im Stadtderby gegen den HSV kräftig gezündelt.
Auch im St.-Pauli-Block wurde im Stadtderby gegen den HSV kräftig gezündelt. © Witters

HSV und FC St. Pauli bei Strafen ganz vorn

Beide Hamburger Stadtrivalen gelten als Wiederholungstäter. Schon das Derby im März im Millerntor-Stadion, das der HSV 4:0 gewonnen hatte, musste wegen Rauchschwaden und Raketen auf den Rängen mehrmals unterbrochen werden. Damals hatte das DFB-Gericht dem HSV eine Strafe von 150.000 Euro auferlegt. St. Pauli musste 100.000 Euro zahlen – bis dato die jeweiligen Rekordsummen für die Hamburger Fußballvereine.

Sollten die neuen Strafanträge rechtskräftig werden, würden sich die beiden Hamburger Clubs in der inoffiziellen Strafentabelle des Portals "Fussballmafia.de" an die Spitze setzen. Dort rangiert derzeit noch der FSV Mainz 05, der für die Ausschreitungen beim Pokalspiel in Kaiserslautern mit einer Geldstrafe von 166.000 Euro belegt worden war. Der HSV belegt mit bislang 13.800 Euro Platz acht, St. Pauli ist mit 6600 Euro Tabellen-13.

HSV will legale Pyrotechnik im Spiel testen

Für den HSV werden die Pyro-Aktionen seiner Anhänger immer mehr zum Problem. Der Verein musste schon in den beiden vorangegangenen Spielzeiten so viel für die Vergehen seiner Fans zahlen wie kein anderer in Deutschland. Allein in der Vorsaison verhängte der DFB für 15 geahndete Vorfälle neun Strafen in einer Gesamthöhe von 294.150 Euro.

Der HSV testet daher den Einsatz legaler Feuerwerkskörper wie sogenannte "kalte Pyrotechnik“ und Theaterrauch. "Unser Ziel ist es, so eine Aktion noch in dieser Saison hinzubekommen“, sagte der Fanbeauftragte Cornelius Göbel vor Wochenfrist dem Abendblatt. Anvisiert werde dabei ein Termin zu Beginn der Rückrunde.

Auch HSV-Boss Bernd Hoffmann hatte im Abendblatt-Podcast zuletzt angekündigt, Pyrotechnik als „Stilmittel und Teil der Fankultur“ zu akzeptieren.