Hamburg. Der US-Stürmer ist im Aufschwung. Doch sein Vertrag drückt auf die Finanzen. Und das Vertrauen in ihn ist begrenzt.
Bobby Wood durfte am Freitag im Warmen bleiben. Während seine Kollegen bei Temperaturen um sechs Grad durch den Volkspark joggten, verbrachte der US-Amerikaner den Vormittag seines 27. Geburtstags auf dem Fahrradergometer. Tags zuvor hatte Wood den HSV zum 1:0-Sieg im Testspiel gegen den dänischen Erstligisten Aalborg geschossen, sich für einen Startplatz gegen Dynamo Dresden am nächsten Sonnabend empfohlen. „Bobby macht es gut. Dass er das Tor erzielt hat, ist auch der Tatsache geschuldet, dass er die vergangenen Wochen im Training Gas gegeben hat. Genau so muss es auch sein“, sagte Trainer Dieter Hecking.
Auch Jonas Boldt war zufrieden mit dem Auftritt des Stürmers. Der Sportvorstand hatte Wood schon in Kiel nach dessen Einwechslung gelobt. Boldt fordert, dass ein Stürmer den Gegenspieler beschäftigen muss und sich in Zweikämpfe wirft. Das, was Lukas Hinterseer beim HSV zu selten zeigt. Das, was Wood in seinem ersten HSV-Jahr zeigte, als Boldt mit dem Gedanken spielte, den Hamburger zu Bayer Leverkusen zu holen. Stattdessen verlängerte Wood im Sommer 2017 beim HSV bis 2021 – und stieg zum Topverdiener auf.
Papadopoulos und Wood belasten den HSV-Spieleretat
Dass die Hamburger im Geschäftsjahr 2018/19 ein Minus von diesmal acht Millionen Euro erwirtschafteten, lag daher auch an Wood. Der HSV spricht intern von acht großen Verträgen, die das Ergebnis der nun veröffentlichten Bilanz hauptsächlich belasteten. Dazu gehörten neben Wood die Abschreibungen auf die Ablösesummen und Gehälter von Filip Kostic, Albin Ekdal, Walace, André Hahn, Pierre-Michel Lasogga, Alen Halilovic und Kyriakos Papadopoulos, deren Verträge zum großen Teil zwar im vergangenen Jahr aufgelöst wurden, die aber noch immer in das jüngste Geschäftsjahr verbucht wurden.
Während Papadopoulos im Winter wechseln will, wird der Club Wood wohl bis 2021 bezahlen müssen. Weil dessen Gehalt bei einem Aufstieg wieder auf drei Millionen Euro steigen wird, geht der HSV davon aus, dass Wood seinen Vertrag im Volkspark aussitzen wird. Dieses Papier ist daher auch mitverantwortlich, dass es beim HSV auch im laufenden Geschäftsjahr ein Minus geben wird.
Zum einen drückt selbst sein reduziertes Zweitligagehalt noch auf den Finanzhaushalt, zum anderen sorgt das fehlende Vertrauen in Wood dafür, dass sich der HSV im Winter noch einmal in der Offensive verstärken will. Den finanziellen Spielraum hat der Aufsichtsrat nach Abendblatt-Informationen bereits in Aussicht gestellt. Daran dürfte auch Woods Formanstieg nichts ändern.