Hamburg. Profi soll bei Einreise entsprechende Angaben gemacht haben. Die Staatsanwaltschaft prüft. Wie Bezirksamt, HSV und Aue reagieren.
Genau eine Woche ist es her, dass Bakery Jatta via Instagram einen Schlussstrich unter die wochenlange Diskussion um seine Identität ziehen wollte. Der HSV-Profi, der laut „Sport Bild“ und „Bild“ möglicherweise in Wahrheit Bakary Daffeh heißen soll, schrieb von einer „Hexenjagd“ und „der schlimmsten Zeit meiner Karriere“. Nun weiß Jatta: diese schlimme Zeit ist offenbar noch nicht vorbei.
Um 19.25 Uhr am Donnerstagabend veröffentlichte „Bild“ einen Artikel mit der Überschrift: „Jatta hieß in seiner E-Mail-Adresse Daffeh“. In dem Bericht heißt es, dass der Gambier bei seiner Einreise 2015 den Bremer Behörden gegenüber eine entsprechende E-Mail-Adresse (bakarydaffeh*@*********) angegeben hätte.
Staatsanwaltschaft prüft Jattas Angaben
Die Staatsanwaltschaft Bremen bestätigte am Freitag, dass sie seit Anfang September erneut Angaben des HSV-Profis überprüft. Dabei soll es sich um eine E-Mail-Adresse handeln. „Im Moment hat es mit Ermittlungen aber noch gar nichts zu tun“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem Sport-Informations-Dienst. Die Unterlagen liegen zur Prüfung bei der Polizei.
Ein Bericht der "Sport-Bild" hatte Anfang August den Verdacht aufgeworfen, Jatta (21) könnte vor seiner Ankunft in Deutschland den Namen Bakary Daffeh getragen haben und in Wahrheit zweieinhalb Jahre älter sein. Die Überprüfungen, die der Bericht nach sich zog, wurden vom für Jatta zuständigen Bezirksamt Hamburg-Mitte am 2. September eingestellt. Der 1. FC Nürnberg, der VfL Bochum und der Karlsruher SC hatten daraufhin ihre Einsprüche gegen die Niederlagen gegen den HSV zurückgezogen. Sie hatten Jattas Spielberechtigung angezweifelt.
Bezirksamt sieht keinen Anlass für erneute Prüfung
Am Tag nach der ausländerrechtlichen Beendigung des Falls sind laut dem "Bild"-Bericht Kopien der Jatta-Unterlagen mit der fraglichen E-Mail-Adresse aus dem Sozialzentrum Gröpelingen/Walle beim Kommissariat 54 der Bremer Polizei eingereicht worden sein. Sie sollen auch einen Hinweis des Sozialzentrums enthalten, dass es "große Ungereimtheiten" in dem Fall gebe.
Dem Bezirksamt Mitte liegen allerdings keine Anhaltspunkte vor, die es notwendig machten, den Fall wiederaufzugreifen. "Dieser Vorgang hat für uns keine Relevanz", sagte Sprecherin Sorina Weiland dem Abendblatt, "wir sehen derzeit keine Veranlassung für eine weitere Überprüfung." Dies könnte sich aber ändern, sollte es neue behördliche Erkenntnisse in dem Fall geben.
HSV und Aue reagieren gelassen
Die Verantwortlichen des HSV reagierten gelassen. „Wir vertrauen auf die behördlichen Entscheidungen, die die Identität unseres Spielers Bakery Jatta bestätigt haben“, hieß es in dem offiziellen Statement des HSV-Vorstands. Auch Trainer Dieter Hecking wollte am Freitag nicht mehr nachlegen: "Dazu haben wir so viel gesagt. Ich werde wegen so einer Meldung nicht näher darauf eingehen."
Der kommende Gegner Erzgebirge Aue erwägt offenbar nicht, dem Beispiel Nürnbergs, Karlsruhes und Bochums zu folgen und über einen etwaigen Einspruch im Falle einer Niederlage am Sonntag nachzudenken. „Wir konzentrieren uns einzig und allein auf unseren Wettkampf und nicht auf irgendwelche Nebengeräusche. Dabei ist es auch egal, wer am Sonntag spielt", sagte Vereinspräsident Helge Leonhardt.
Doch natürlich geht auch es zynisch. So twitterte „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt kurz nach der Veröffentlichung: „Meine Theorie: Jatta hatte eine Mailadresse auf den Namen Daffeh, weil Daffeh sein Idol ist.“ Fortsetzung folgt.