Emir Spahic bei Autounfall schwer verletzt. Hecking pokert bei Hunt. Slomka lobhudelt. VfB-Coach positioniert sich im Fall Jatta.

Die HSV-News am Freitag, den 30. August 2019:

  • Dudziak will für Tunesien spielen
  • Fall Jatta: Nürnberg wahrt Einspruchs-Frist
  • Bei Hunt ist "alles möglich"
  • Emir Spahic bei Unfall schwer verletzt
  • Verliert der HSV Talent Borges?
  • Jattas Geburtsurkunde liegt beim HSV
  • Hecking stärkt Jatta erneut den Rücken
  • AfD Eimsbüttel kehrt Jatta-Debatte um
  • VfB-Trainer gegen Spielwertungs-Proteste
  • Slomka adelt Hecking
  • Wechselt Dudziak die Seiten?

Dudziak will für Tunesien spielen

Der ehemalige deutsche Junioren-Nationalspieler Jeremy Dudziak vom Hamburger SV ist vom tunesischen Fußball-Verband für die kommenden Länderspiele berufen worden. Das teilte der hanseatische Zweitliga-Club am Freitag mit. Der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler durchlief sämtliche U-Nationalmannschaften beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Er entschied sich nun dafür, für das Heimatland seines Vaters aufzulaufen. „Es gab schon ein paar Male Kontakt, nun wird es aber konkret“, sagte Dudziak. Es fehlen nur noch der Pass und die Einbürgerung.

Sollte dies rechtzeitig geschehen, könnte Dudziak am kommenden Freitag in Tunis gegen Mauretanien und am 10. September im französischen Rouen gegen die Elfenbeinküste spielen. Er war zu Beginn der Saison vom Hamburger Stadtrivalen FC St. Pauli zum HSV gewechselt.

Fall Jatta: Nürnberg wahrt Einspruchs-Frist

Der 1. FC Nürnberg erhält seinen Einspruch gegen die Wertung der 0:4-Niederlage gegen den HSV vom 2. Spieltag wegen des Einsatzes von Bakery Jatta aufrecht. Am Freitag reichten die Franken beim DFB-Sportgericht fristgerecht ihre Begründung ein. Das teilte der Zweitligist am Nachmittag mit, ohne dabei allerdings auf Inhalte einzugehen.

"Die Verantwortlichen des 1. FC Nürnberg haben damit auf die durch die öffentliche Berichterstattung bekannt gewordenen Sachverhalte reagiert und werden dadurch ihrer Verpflichtung gerecht, die sportlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Interessen des Vereins zu wahren", hieß es laut Mitteilung.

Gleichzeitig verwies der Erstliga-Absteiger auf den Präzedenz-Charakter der Identitäts-Debatte um Jatta. "Für den zugrundeliegenden Sachverhalt gibt es im deutschen Profifußball keinen vergleichbaren Fall oder allgemein anwendbare Handlungsmuster", schrieb Nürnberg auf seiner Homepage.

Dem Verein gehe es "allein um die sportjuristische Klärung des Sachverhaltes". Über diesen habe das DFB-Sportgericht zu entscheiden. "Diese sportjuristische Klärung steht den Werten des 1. FC Nürnberg nicht entgegen", hieß es weiter. "Der Club steht weiterhin für außerordentliches Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und tritt entschlossen für Integration und interkulturelle Verständigung ein."

Der Verein werde sich auch in Zukunft für diese Werte stark machen und sich "gegen populistische oder parteipolitische Vereinnahmung vehement zur Wehr setzen". Durch kollektive Pfiffe gegen Jatta beim HSV-Spiel in Karlsruhe hatte sich der Fall Jatta letztlich auch zu einer Rassismus-Debatte ausgeweitet.

Zuletzt war darüber spekuliert worden, Nürnberg habe dem Gericht den Präsidenten des senegalesischen Erstligisten Casa Sports als Kronzeugen benannt. Bei diesem Verein soll bis 2015 ein Bakary Daffeh gespielt haben, bei dem es sich nach den Ausgangs-Recherchen der "Sport Bild" um Bakery Jatta gehandelt haben könnte. Nürnberg hatte die Berichten über den Zeugen Seydou Sane dementiert.

Bei Hunt pokert Hecking noch

Personell kann Dieter Hecking gegen Hannover 96 nahezu aus dem Vollen schöpfen. "Dieses Mal hat sich Gott sei Dank niemand verletzt", sagte der HSV-Trainer nach dem Training am Freitag. Verzichten muss er lediglich auf die Verteidiger Timo Letschert (Außenbandriss im Knie) und Ewerton (Syndesmosebandanriss) sowie Mittelfeldspieler Christoph Moritz (Schlüsselbeinbruch).

Dagegen wird Aaron Hunt nach seinen Leistenproblemen aller Voraussicht nach in den Kader zurückkehren. "Er trainiert gut, es sieht gut aus", sagte Hecking über seinen Kapitän, ohne sich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen. "Da lege ich mich nie fest"; sagte Hecking zu einem möglichen Startelf-Comeback: "Alles ist möglich."

Bei Letschert hoffe er auf eine Rückkehr im Test gegen den VfL Wolfsburg am 5. September. "Eventuell kann er dann eine Halbzeit spielen", sagte Hecking. Ewerton habe inzwischen seinen Spezialschuh abgelegt. "Wir sind froh, dass er sich einigermaßen bewegen kann", sagte Hecking. Bis er wieder mit der Mannschaft trainiere könne, dauere es aber noch "eine Weile".

Boldt und Mutzel staunen über feurige Profis

Ansonsten sei im Geheimtraining "unwahrscheinlich viel Feuer drin" gewesen, berichtete Hecking am Freitag. Selbst Sportvorstand Jonas Boldt und Sportchef Michael Mutzel hätten als Trainings-Kiebitze darüber gestaunt.

Hecking ist daher und auch angesichts der Reaktion der Mannschaft beim "Gegenwind" in Karlsruhe, als der Sieg beim Stand von 3:2 kurzzeitig auf der Kippe stand, auch guter Dinge für das Spiel gegen Hannover.

"Wenn wir als Tabellenführer in die erste Länderspielpause gehen, dann ist das nicht so schlecht“, meinte der Coach.

Ex-HSVer Spahic bei Unfall schwer verletzt

Der ehemalige HSV-Profi Emir Spahic ist am Freitag bei einem Autounfall schwer verletzt worden. Das teilte der Fußballverband von Bosnien und Herzegowina, NFSBIH, auf seiner Internetseite mit. "Auch wenn die Situation ernst ist, befindet sich Spahic nicht in einem lebensbedrohlichen Zustand“, hieß es vom Verband. Ein Hubschrauber werde den 39-Jährigen aus der Stadt Trebinje im Südwesten des Landes für weitere Behandlungen in die Hauptstadt Sarajevo fliegen. Zu dem Unfall sei es in der Nähe seines Wohnorts Gacko gekommen.

Der ehemalige Kapitän der bosnisch-herzegowinischen Nationalmannschaft hatte seine Profi-Karriere im Jahr 1989 beim Fußballverein NK Celik Zenica in seiner Heimat begonnen. Später spielte er unter anderem für Bayer Leverkusen und den Hamburger SV. Dort absolvierte er zwischen 2015 und seinem Karriereende im Januar 2017 insgesamt 38 Pflichtspiele. Zuvor war er vom damaligen HSV-Trainer Markus Gisdol vom Spielbetrieb suspendiert worden.

Borges für 800.000 Euro zu Milan?

Der HSV muss wohl ein großes Talent nach Italien ziehen lassen. Wie der Blog "Rautenperle" erfuhr, steht Juniorennationalspieler Lenny Borges kurz vor einem Wechsel zum AC Mailand. Borges ist gestern nach Mailand geflogen und wird heute den Medizincheck absolvieren. Der HSV soll 800.000 Euro Ablöse erhalten.

Borges war erst am Montag beim HFV-Jahrsempfang zu Hamburgs Nachwuchsspieler des Jahres gekürt worden. "Danke für diesen für mich sehr wertvollen Preis, den ich all den Menschen zu verdanken habe, die immer und immer wieder dafür sorgen, dass ich mit Spaß und Freude Fußball spielen kann"; schrieb der 18-Jährige anschließend bei Instagram.

Für den HSV bestritt Borges ausschließlich Spiele im Juniorenbereich, zuletzt in der A-Jugend-Bundesliga. Für den Profi-Kader wurde der Rechtsverteidiger, der vom DFB seit der U15 berücksichtigt wird, hingegen nicht nominiert. Trainingsteilnahmen blieben die Ausnahme. Bei Milan trifft Borges unter anderem auf den ehemaligen HSV-Profi Hakan Calhanoglu.

HSV liegt Jattas Geburtsurkunde vor

In der Causa Bakery Jatta gibt es neue Entwicklungen. Nach Abendblatt-Informationen liegt dem HSV eine von gambischen Behörden beglaubigte Geburtsurkunde vor.

Nach Abendblatt-Informationen hat Jattas Rechtsanwalt Thomas Bliwier auch eine aktuelle Stellungnahme eines Regierungsbeamten aus Gambia vorgelegt, die die Echtheit von Geburtsurkunde und Reisepass ein weiteres Mal bestätigt.

Neben dem gültigen Reisepass ist die Urkunde ein weiteres wichtiges Dokument, das Jattas Identität bestätigt. Bislang war nicht bekannt, ob eine Geburtsurkunde überhaupt existiert.

Unklar bleibt jedoch, ob der Profi diese 2015 bei seiner Flucht nach Europa bei sich führte oder ob das Papier wie auch der Reisepass nachträglich aus Deutschland angefordert wurde.

An diesem Freitag steht der Flügelstürmer erneut ungewollt im Fokus, denn heute muss Nürnberg seinen Protest gegen die Wertung der 0:4-Niederlage gegen Hamburg begründen.

Hecking: Stehen "wie eine Wand" hinter Jatta

Zu den Vorgängen rund um die Geburtsurkunde konnte Dieter Hecking in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Hannover (Sonntag, 13.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) nichts beisteuern ("Ich weiß nichts davon").

Dafür sicherte der HSV-Trainer seinem Schützling an anderer Stelle einmal mehr bedingungslose Unterstützung zu. "Wir haben dazu alles gesagt und uns klar positioniert. Wir stützen den Spieler und werden wie eine Wand zusammen mit unseren Fans hinter ihm stehen. Er ist ein Top-Junge“, sagte Hecking in einem am Freitag veröffentlichten Sportbuzzer-Interview und betonte: "Die Behörden müssen sich um diese Thematik kümmern und ich hoffe, das passiert zeitnah im Interesse aller."

Hecking hofft auf Debatten-Ende bis zum Derby

In der PK legte Hecking nach und sagte: "Ich hoffe, dass wir am Ende keinen Schaden nehmen, vor allem Baka nicht." Die Reaktionen aus Hannover, dessen Fan-Dachverband "Rote Kurve" zu einem fairen Umgang mit Jatta aufgerufen hatte, und auch von den Verantwortlichen des FC St. Pauli bezeichnete Hecking als "löblich". Im Hinblick auf das Spiel beim Stadtrivalen am 16. September sagte er: "Ich hoffe, dass uns das Thema bis spätestens zum Derby in Ruhe lässt."

Jattas Anwalt hatte zuletzt drei Tage vor Fristende beim zuständigen Bezirksamt Hamburg-Mitte eine Stellungnahme eingereicht, um aufgekommene Zweifel an der Identität des Fußball-Profis vom Zweitligisten Hamburger SV auszuräumen. Nach einem Bericht des Magazins „Sport Bild“ soll es Zweifel an der Identität des HSV-Stürmers geben. Der in Gambia geborene Jatta könnte demnach einen anderen Namen haben und älter als von ihm angegeben sein.

AfD Eimsbüttel kehrt Jatta-Debatte um

Die AfD Eimsbüttel sorgt indes mit einem Jatta-Statement in den sozialen Medien für Wirbel. Der Ortsverband teilte unter anderem auf Facebook einen aktuellen Artikel über die Identitäts-Debatte und schrieb dazu: "Wer sich wundert, warum hier so viel Hasskommentare stehen: der Beitrag wurde auf der Seite 'HSV Fans gegen rechts' geteilt und dort ist man bekanntlich der Ansicht: Ehrlichkeit und Gesetzestreue sind egal, solange jemand schwarz ist und gut Fußball spielen kann. Das ist im Prinzip Rassismus – nur andersherum."

Zahlreiche (sachliche) Reaktionen von HSV-Fans waren die Folge, sogenannte "Hasskommentare" dabei die Ausnahme. "Oder man ist der Ansicht: ein Mensch ist solange unschuldig, bis seine Schuld nachgewiesen wurde", antwortete unter anderem ein User auf den AfD-Post.

VfB-Coach zu Jatta: "Keine Punkte ergaunern"

Nach Osnabrücks Daniel Thioune ("Wer sechs Punkte gegen den HSV benötigt, um nicht abzusteigen, hat in den 32 Partien vorher vermutlich nicht alles richtig gemacht") hat sich mit Tim Walter ein weiterer Zweitligatrainer gegen einen Protest gegen Niederlagen in Spielen ausgesprochen, in denen Bakery Jatta zum Einsatz gekommen ist.

"Wenn ein Spiel gespielt ist, und der Gegner hat gewonnen, dann hat er zurecht gewonnen“, sagte der 43 Jahre alte Coach des VfB Stuttgart am Freitag. "Wenn ich es dann notwendig habe, dass ich aufgrund irgendeines Umstandes die Punkte ergaunern will, dann hat es mit Sport nichts zu tun."

Slomka adelt Hecking

96-Trainer Mirko Slomka hat Dieter Hecking am Freitag außerordentlich gelobt. "Ich kenne und schätze ihn als Mensch und Trainer sehr“, sagte Slomka in der Pressekonferenz in Hannover. "Dieter tut dem HSV mit seiner besonnenen und analytischen Art sehr gut. Es ist ein Verdienst von Dieter, dass es Klarheit und Ruhe rund um diesen Club gibt. Das ist ein großer Vorteil, den Dieter dort geschaffen hat.“

Der 51 Jahre alte Slomka trainierte den HSV von Februar bis September 2014. Obwohl beide Vereine zu den Aufstiegskandidaten gehören, geht der Tabellenführer aus Hamburg als Favorit in dieses Nordduell. "Das ist Bundesliga-Feeling, ohne Zweifel“, sagte Slomka. "Wir haben zu wenig Punkte. Aber das kann anderen auch noch passieren. Wir haben immer noch die Gelegenheit, es besser zu machen. Entscheidend ist, wer am Ende oben ist.“

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Hannover löst bei Hecking nichts aus

Bei Dieter Hecking löst das Duell mit seinem Ex-Club indes keine besonderen Emotionen mehr aus. "Das ist für mich jetzt bereits ein Stück weit Normalität, dass ich gegen Hannover spiele“, meinte der 54-Jährige am Freitag. Die Vorfreude sei da, es würden viele Zuschauer kommen, die Mannschaft trainiere gut. "Das gibt mir ein gutes Gefühl. Die Vorfreude ist deshalb da und nicht, weil es gegen Hannover 96 geht."

Hecking hatte von 1996 bis 1999 für die Niedersachsen gespielt und den Verein von 2006 bis 2009 trainiert. Er wohnt noch immer in der Nähe von Hannover. Sportlich schätzt der Trainer des Tabellenführers seinen Ex-Verein hoch ein, obwohl dieser vor dem fünften Spieltag gerade einmal fünf Punkte aufweist. "Da ist viel Bundesliga-Erfahrung im Kader“, sagte er über das Team seines langjährigen Freundes Mirko Slomka. "Es fehlte das eine passende Ergebnis“, meinte er. "Die Mannschaft wird Steigerungspotenzial haben im Laufe der Saison.“

Hannovers Maina fällt aus

Verzichten muss Hannover im Volskparkstadion auf Linton Maina. Der deutsche U21-Nationalspieler wird wegen einer Hüftverletzung sowohl für das Zweitliga-Spitzenspiel als auch für das U21-Länderspiel gegen Griechenland ausfallen. "Er hat eine Ansatzreizung am Adduktor. Das kann gefährlich werden, wenn wir da jetzt nicht aufpassen“, sagte Slomka über den 20 Jahre alten Offensivspieler. „Das tut mir extrem leid für ihn, weil er damit auch bei der U21-Nationalmannschaft absagen muss. Er ist ein außergewöhnlich guter Spieler.“

Wird Dudziak tunesischer Nationalspieler?

Mit Lukas Hinterseer (Österreich) und Adrian Fein (deutsche U21) durften sich in dieser Woche bereits zwei HSV-Profis über Nationalmannschafts-Nominierungen freuen. Mit Jeremy Dudziak könnte nun ein weiterer Kollege zu Länderspielehren kommen – für Tunesien.

Wie die Mopo berichtet, soll Dudziak, dessen Vater aus Tunesien stammt, in den nächsten Tagen eine Einladung des tunesischen Verbands erhalten. Außerdem soll die Einbürgerung des 24-Jährigen, der von der U15 bis zur U21 alle deutschen Jugendnationalmannschaften durchlief, unmittelbar bevorstehen.