Chemnitz/Hamburg. Das Debüt im HSV-Trikot war für Xavier Amaechi kein Spiel für schwache Nerven. Der Trainer sah beim 18-Jährigen Licht und Schatten.

Ein Debüt mit Happy End, was will ein Fußballer mehr? Auch für Xavier Amaechi endete der erste Pflichtspiel-Auftritt im HSV-Trikot mit Glücksgefühlen.

"Der Sieg fühlt sich wunderbar an", sagte der 18 Jahre alte Engländer nach dem knappen Weiterkommen im Pokal gegen Chemnitz. Dass er zum Erfolg im dramatischen Elfmeterschießen (8:7) selbst nichts beitragen konnte, focht Amaechi dabei herzlich wenig an.

Amaechi im Elfmeter-Zwiespalt

"Ich wäre als Nächster dran gewesen", verriet der Flügelstürmer, der es nach seiner Einwechslung in der ersten Hälfte der Verlängerung (100. Minute) immerhin noch auf 20 Ballkontakte und eine Passquote von 77 Prozent gebracht hatte.

"Aber es ist gut, dass ich nicht mehr schießen musste", fügte er lachend hinzu. Möglicherweise aus gutem Grund – schließlich trat Amaechi in seiner zugegeben jungen Karriere noch kein einziges Mal vom Punkt an. Gleichwohl hätte er am Sonntagabend die Verantwortung übernommen.

Beim Elfmeterschießen bangte Amaechi (3.v.l.) an der Mittellinie mit seinen Kollegen.
Beim Elfmeterschießen bangte Amaechi (3.v.l.) an der Mittellinie mit seinen Kollegen. © Witters

"Ich hätte natürlich gerne geschossen, aber ich bin froh, dass wir vorher schon alles klargemacht haben. Das war gut. Ich habe Adrian vertraut. Er hat es sehr gut gemacht", sagte er über Matchwinner Fein.

Hecking hatte Bauchschmerzen wegen Amaechi

Einverstanden war Amaechi aber auch mit seiner eigenen Vorstellung. "Es fühlt sich fantastisch an, ein Traum ist wahrgeworden", gab Amaechi zu Protokoll und vergaß dabei nicht den Dank an Dieter Hecking. "Der Trainer glaubt an mich, das Umfeld auch – ich bin sehr froh, hier zu sein."

Soll ich oder soll ich nicht? HSV-Trainer Dieter Hecking kurz vor der Einwechslung von Debütant Xavier Amaechi.
Soll ich oder soll ich nicht? HSV-Trainer Dieter Hecking kurz vor der Einwechslung von Debütant Xavier Amaechi. © Witters

Dabei gestand Hecking im Nachhinein, den Youngster nur mit Bauschschmerzen ins kalte Pokalwasser geworfen zu haben. "Es war kein leichtes Spiel für Amaechi", sagte Hecking am Montag. "Ich war mir auch ganz ehrlich nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung ist, ihn zu bringen, weil die Räume doch sehr, sehr eng waren. Es war ein körperlich sehr robustes Spiel."

Hecking missfiel vor allem eine Szene

Dennoch entschied er sich für die Einwechslung – "weil wir auch den Mut haben wollen, junge Spieler reinzuwerfen". Zudem habe sich Hecking erhofft, dass Amaechi "mit seiner Schnelligkeit und Wendigkeit" Löcher reißen würde. "Das ist nicht ganz aufgegangen, das muss man auch ganz ehrlich sagen", meinte Hecking.

In der aufgeheizten Atmosphäre und bei derart aggressiven Gegenspielern sei dies allerdings auch normal gewesen. "Das muss er lernen", sagte Hecking über Amaechi: "Aber da hat er schon mal einen Vorgeschmack darauf bekommen, was in in Deutschland erwartet."

Bilder des Elfer-Krimis von Chemnitz:

HSV: Elfmeter-Drama in Chemnitz

Riesenjubel beim HSV: Mit 8:7 nach Elfmeterschießen setzte sich das Team von Dieter Hecking gegen Chemnitz durch.
Riesenjubel beim HSV: Mit 8:7 nach Elfmeterschießen setzte sich das Team von Dieter Hecking gegen Chemnitz durch. © dpa | dpa
Die HSV-Fans zündeten mal wieder Pyrotechnik. Die Bankverbindung des Deutschen Fußball-Bundes kennen die Hamburger inzwischen ja auswendig...
Die HSV-Fans zündeten mal wieder Pyrotechnik. Die Bankverbindung des Deutschen Fußball-Bundes kennen die Hamburger inzwischen ja auswendig... © dpa | dpa
Die Fans des HSV haben ihre Unterstützung für Bakery Jatta mit einem Banner zum Ausdruck gebracht.
Die Fans des HSV haben ihre Unterstützung für Bakery Jatta mit einem Banner zum Ausdruck gebracht. © dpa | dpa
2500 HSV-Fans haben die Reise nach Chemnitz angetreten und sorgten so für eine Heimspielatmosphäre.
2500 HSV-Fans haben die Reise nach Chemnitz angetreten und sorgten so für eine Heimspielatmosphäre. © witters | witters
Die Chemnitzer Fans zeigen die Nummer elf hoch, die zuletzt der wegen seiner Nähe zur rechten Szene suspendierte Kapitän Daniel Frahn hatte.
Die Chemnitzer Fans zeigen die Nummer elf hoch, die zuletzt der wegen seiner Nähe zur rechten Szene suspendierte Kapitän Daniel Frahn hatte. © dpa | dpa
David Kinsombi (r.) stand erstmals in der Startelf beim HSV. Er kam für den verletzten Kapitän Aaron Hunt in die Mannschaft.
David Kinsombi (r.) stand erstmals in der Startelf beim HSV. Er kam für den verletzten Kapitän Aaron Hunt in die Mannschaft. © witters | witters
Viel Kunst, wie hier bei Sonny Kittel, gab es über weite Strecken der Partie nicht zu sehen.
Viel Kunst, wie hier bei Sonny Kittel, gab es über weite Strecken der Partie nicht zu sehen. © dpa | dpa
Lukas Hinterseer (r.) hatte es als einziger HSV-Stürmer schwer, sich in Szene zu setzen. Der Österreicher wirkte unglücklich in seinen Aktionen.
Lukas Hinterseer (r.) hatte es als einziger HSV-Stürmer schwer, sich in Szene zu setzen. Der Österreicher wirkte unglücklich in seinen Aktionen. © witters | witters
Bakery Jatta ließ sich den Trouble der vergangenen Woche nicht anmerken. Der Außenstürmer zeigte eine engagierte Vorstellung.
Bakery Jatta ließ sich den Trouble der vergangenen Woche nicht anmerken. Der Außenstürmer zeigte eine engagierte Vorstellung. © witters | witters
Jeremy Dudziak hatte immer wieder kluge Ideen im Mittelfeld. Chemnitz verteidigte den Ex-St.-Paulianer eng.
Jeremy Dudziak hatte immer wieder kluge Ideen im Mittelfeld. Chemnitz verteidigte den Ex-St.-Paulianer eng. © witters | witters
Xavier Amechi saß in Chemnitz zunächst nur auf der Bank. Seine Stärke im Dribbling hätte dem HSV gut getan.
Xavier Amechi saß in Chemnitz zunächst nur auf der Bank. Seine Stärke im Dribbling hätte dem HSV gut getan. © witters | witters
HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes hat keine Chance gegen den Elfmeter von Dejan Bozic.
HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes hat keine Chance gegen den Elfmeter von Dejan Bozic.
Lukas Hinterseer sorgt mit einem artistischen Schuss für den Ausgleich zum 1:1. Für den Österreicher war es das erste Pflichtspieltor.
Lukas Hinterseer sorgt mit einem artistischen Schuss für den Ausgleich zum 1:1. Für den Österreicher war es das erste Pflichtspieltor. © witters | witters
Chemnitz-Profi Matti Langer (M.) bejubelt seinen zwischenzeitlichen Treffer zum 2:1
Chemnitz-Profi Matti Langer (M.) bejubelt seinen zwischenzeitlichen Treffer zum 2:1 © dpa | dpa
Torschützen unter sich: Sonny Kittel bejubelt seinen Treffer zum 2:2 mit Lukas Hinterseer
Torschützen unter sich: Sonny Kittel bejubelt seinen Treffer zum 2:2 mit Lukas Hinterseer © dpa | dpa
HSV-Trainer Dieter Hecking sah einen engagierten HSV, der Probleme hatte, sich klare Chancen zu erspielen.
HSV-Trainer Dieter Hecking sah einen engagierten HSV, der Probleme hatte, sich klare Chancen zu erspielen. © witters | witters
Xavier Amechi (r.) kam für David Kinsombi ins Spiel und feierte so sein Debüt im HSV-Trikot
Xavier Amechi (r.) kam für David Kinsombi ins Spiel und feierte so sein Debüt im HSV-Trikot © witters | witters
Die Erleichterung war groß bei den HSV-Profis. Sie haben das Aus in Chemnitz gerade noch abwenden können.
Die Erleichterung war groß bei den HSV-Profis. Sie haben das Aus in Chemnitz gerade noch abwenden können. © witters | witters
Nach dem Spiel feierten die HSV-Profis ausgelassen mit ihren Fans. Bereits am Freitag wartet in der Liga der VfL Bochum
Nach dem Spiel feierten die HSV-Profis ausgelassen mit ihren Fans. Bereits am Freitag wartet in der Liga der VfL Bochum © witters | witters
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Vor allem in einem Moment hätte sich Hecking von Amaechi eine andere Lösung gewünscht. In besagter Szene sei er diagonal in den Strafraum gelaufen, dann aber wieder nach außen gezogen. "Wenn er da einfach weiterläuft, steht er alleine vor dem Torwart. Das hat er gar nicht erkannt", sagte Hecking. "Das sind aber genau die Dinge, die man ihm zeigen muss. Ich denke, es war für ihn als Erfahrung sehr, sehr wichtig. Wobei ich mir erhoffe, dass es schon noch besser wird."

Amaechi spielt eigentlich lieber links

Daumen hoch für das Debüt: Xavier Amaechi hat die ersten aufregenden Minuten im HSV-Trikot verbracht.
Daumen hoch für das Debüt: Xavier Amaechi hat die ersten aufregenden Minuten im HSV-Trikot verbracht. © Witters

Seinen ersten Einsatz empfand der Youngster selbst als "nächsten Schritt". Nun wolle er weiter hart arbeiten, um sich noch näher an die erste Elf heranzubringen. Möglicherweise dann auch auf seiner Lieblingsposition links außen. "Dort spielt er am liebsten", wusste Hecking am Montag über Amaechi zu berichten, "weil er da geradlinig sein und gute Flanken schlagen kann".

An Selbstkritik mangelt es dem 2,5-Millionen-Euro-Transfer vom FC Arsenal jedenfalls nicht. "Ich muss noch einiges verbessern", kündigte Amaechi nach dem "typischen Pokalspiel" an, das für den neuen Hoffnungsträger nur der Beginn einer eher HSV-untypischen erfolgreichen Entwicklung eines Talents während seiner Hamburger Vertragszeit sein soll.