Nürnberg. 148 Tage nach dem 4:0 im Derby beim FC St. Pauli feiert der HSV im Max-Morlock-Stadion wieder einen imponierenden Auswärtssieg.

Dieter Hecking reckte die Faust in den Nürnberger Abendhimmel. Soeben hatte Khaled Narey im Max-Morlock-Stadion das vorentscheidende 3:0 erzielt. „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ riefen die mitgereisten HSV-Fans und anschließend „Einer geht noch, einer geht noch rein.“ Und tatsächlich ging noch einer rein. Es war ein perfekter Abend für die Hamburger und seinen neuen Trainer, der an alter Wirkungsstätte beim 1. FC Nürnberg einen rundum gelungenen 4:0 (2:0)-Erfolg feiern konnte.

Es war der erste Saisonsieg des HSV im zweiten Spiel und der erste Sieg für Hecking als HSV-Trainer. Jeremy Dudziak (12.), Sonny Kittel (31.) Narey (72.) und ein Eigentor Tim Handwerkers (81.) sorgten für einen nie gefährdeten Auswärtssieg, mit dem der HSV auf den dritten Tabellenrang sprang. „Es war ein sehr souveräner Auftritt von der ersten bis zur letzten Sekunde", lobte Kapitän Aaron Hunt. "Wir haben den Plan des Trainers, das Zentrum dicht zu machen, sehr gut umgesetzt."

Hecking überraschte mit Jung

Vor dem Spiel wollte Hecking aus seiner Rückkehr nach Nürnberg kein großes Thema machen. Raum und Zeit für Gefühle hatte der Trainer vor dem Anpfiff ohnehin nicht. Seine Gedanken kreisten vor allem um die Frage: Mit welcher Elf hat der HSV die größte Wahrscheinlichkeit auf den größtmöglichen Erfolg in Nürnberg?

Hecking entschied sich zunächst für dieselbe Formation, die mit einem 1:1 gegen Darmstadt 98 in die Saison gestartet war. Einzige Änderung: Neuzugang Sonny Kittel durfte beginnen. Khaled Narey rotierte auf die Bank und nahm dort neben dem Engländer Xavier Amaechi Platz, der eine Woche nach seiner Präsentation in Hamburg vergeblich auf seinen ersten Einsatz für den HSV hoffen durfte.

HSV-Trainer Dieter Hecking feierte eine erfolgreiche Rückkehr.
HSV-Trainer Dieter Hecking feierte eine erfolgreiche Rückkehr. © imago / ActionPictures

Zudem entschied sich Hecking in der Innenverteidigung überraschend für Gideon Jung anstelle von Kyriakos Papadopoulos. Eine Reaktion auf die Aufstellung der Nürnberger. FCN-Trainer Damir Canadi nominierte im Sturm nämlich den schnellen Portugiesen Iuri Medeiros.

Dudziak mit der sehenswerten HSV-Führung

Die Umstellungen des HSV-Trainers sollten von Beginn an wirken. Die Hamburger bestimmten vor 44.497 Zuschauern von Beginn an die Partie. Zunächst verpasste Lukas Hinterseer die frühe Führung knapp, als er einen Kittel-Freistoß mit dem Kopf zu ungenau platzierte. Besser machte es wenige Minuten später Jeremy Dudziak. Der von den Club-Fans bei jedem Ballkontakt ausgepfiffene ehemalige Nürnberger Tim Leibold passte von der linken Seite in die Mitte auf den ehemaligen St.-Paulianer. Der Mittelmann vollendete die Co-Produktion der zwei Neuzugänge mit einem Linksschuss aus 18 Metern in die rechte Ecke (13.). Der perfekte Start für die Elf von Hecking, der gegen Darmstadt noch die Effektivität vor allem in der ersten Halbzeit bemängelt hatte.

Gegen Nürnberg war die Effizienz der Hamburger Trumpf. Denn auch die nächste Chance saß. Und wieder war es Leibold, der den entscheidenden Impuls setzte. 20 Meter vor dem Tor holte der Linksverteidiger einen Freistoß heraus. Und Kittel zeigte im Anschluss, warum der HSV ihn geholt hat: Hamburg hat wieder einen richtig guten Standardschützen. Mit einem listigen Schuss in die rechte untere Torwartecke stellte Kittel aus 2:0 für den HSV (30.).

Torhüter Christian Mathenia, der gegen seinen ehemaligen Club trotz der anstehenden Geburt seines ersten Kindes spielte, spekulierte auf die andere Ecke und machte somit den Raum auf. "Im Endeffekt ist es das Torwarteck, deshalb muss ich mir das Gegentor mit ankreiden", sagte er selbstkritisch.

Hecking mahnt zu mehr Konstanz

Nürnberg, noch ohne Neuzugang Johannes Geis, enttäuschte in der ersten Halbzeit. Und auch in der zweiten Halbzeit wurde es nicht besser. HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandes musste nicht einen Torschuss parieren. Der HSV konnte sich in der zweiten Halbzeit zurückziehen und auf Konter lauern. Und auch das klappte an diesem Abend. Nachdem Hinterseer und Narey zunächst drei richtig gute Chancen liegen ließen, traf Narey im vierten Versuch. Aus 16 Metern ließ er Mathenia erneut keine Chance (72.). Als wenig später auch noch Nürnbergs Tim Handwerker eine Vorlage von Adrian Fein in das eigene Tor drückte, war der Abend des HSV so richtig rund (81.).

Jan Gyamerah (r.) und Jeremy Dudziak (l.) waren die ersten Gratulanten von Narey.
Jan Gyamerah (r.) und Jeremy Dudziak (l.) waren die ersten Gratulanten von Narey. © imago / Zink

Für die Hamburger wiederholte sich nach dem 4:0-Sieg beim FC St. Pauli am 10. März dieses Jahres der höchste Auswärtssieg in der noch jungen Zweitligageschichte des Vereins. Bundesliga-Absteiger Nürnberg erlitt dagegen die höchste Niederlage, die es für den Club im Unterhaus jemals gab.

„Wenn man auswärts mit 4:0 gewinnt, hat man als Mannschaft sehr viel richtig gemacht“, sagte Dieter Hecking kurz nach dem Abpfiff im Interview bei „Sky“. „Wir waren erst sehr effizient, haben dann die Phase nach der Pause überstanden, als der Club Druck gemacht hat. Ich war heilfroh, dass wir einen Konter zum 3:0 gesetzt haben.“ Zugleich warnte der HSV-Trainer, jetzt nicht abzuheben: „Das darf kein einmaliges Ausrufezeichen bleiben, es geht um Konstanz.“

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Die Statistik:

Nürnberg: Mathenia – Margreitter, Erras, Sörensen – Sorg, Behrens, Jäger (36. Ishak), Handwerker – Medeiros (69. Kerk), Dovedan, Robin Hack (69. Palacios). – Trainer: Canadi

HSV: Heuer Fernandes – Gyamerah, Gideon Jung, van Drongelen, Leibold – Fein – Dudziak (75. Kinsombi), Hunt – Jatta (64. Narey), Hinterseer, Kittel (82. Samperio). – Trainer: Hecking

Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)

Tore: 0:1 Dudziak (12.), 0:2 Kittel (30.), 0:3 Narey (72.), 0:4 Handwerker (81., Eigentor)

Zuschauer: 44.497

Gelbe Karten: Handwerker – Dudziak

Torschüsse: 9:15