Hamburg. HSV-Reserve überrollt bei Drews-Debüt Regionalliga-Aufsteiger Heide. Gästefans mit Galgenhumor. Steinmann neuer Abwehrchef.
Zugegeben, in puncto Professionalität außerhalb des Spielfelds dürfen die Verantwortlichen des HSV II im weiteren Saisonverlauf zulegen. Beim Auftaktspiel gegen den Heider SV an der Hagenbeckstraße verkündete der Würstchenverkäufer in der Halbzeitpause ein trauriges „ausverkauft“. In der 82. Spielminute sprangen gar die Rasensprenger hinter dem Tor des Heider Keepers Torben Franzenburg an, sorgten für eine Unterbrechung der Partie.
Galgenhumor der Heider Fans
Die gute Nachricht: Derlei Petitessen sind nach dem ersten Spieltag die einzige Sorge des seit der Saison 2016/17 stärksten Hamburger Vertreters in der Regionalliga Nord. Mit 5:1 (2:0) überrollte die U21 des HSV beim Debüt des neuen Trainers Hannes Drews den überforderten schleswig-holsteinischen Aufsteiger, dessen mitgereiste 100 Anhänger das Ehrentor durch Tobias Hass (65.) mit Standing Ovations feierten.
Den überwältigenden Rest des Duells bestimmte der HSV II. Mit herrlichem Kombinationsfußball filetierten die Hamburger ihren Gegner. Die ersten vier Treffer durch Maximilian Geißen (12.), Kusi Kwame (43.), David Quade (48., Eigentor) und Tobias Fagerstörm (72.) waren schick anzusehen, der fünfte eine Rarität.
Maximilian Geißens Kopfballwunder
Der nur 1,78 Meter große Sechser Geißen profitierte vom Kopfballtraining in der Woche, schädelte eine Ecke von Khaled Mohssen ins Netz (90.+2). Nach torloser Debütsaison komplettierte Geißens erstes Kopfballtor seinen ersten Doppelpack im Herren-Profibereich. „Ich wunderte mich, als der Ball auf mich zukam, habe es probiert. Hat besser geklappt als gedacht“, freute er sich.
Mit nach vorne beordert hatte ihn vor dem Eckball der neue HSV II-Coach Hannes Drews. „Maxi hat mir vor der Saison gesagt, er möchte mehr Torgefahr ausstrahlen“, verriet Drews. Aus nicht näher definierten „persönlichen Gründen“ trat der 37 Jahre alte Trainer nach dem Klassenerhalt in Aue im Sommer 2018 zurück, pausierte ein Jahr. Lampenfieber vorm Comeback plagte ihn nicht. „Ich habe unruhig geschlafen. Weil es so warm war“, so Drews schelmisch.
Drews überrascht mit Steinmann
Eine personelle Überraschung hatte er ebenfalls zu bieten: In seinem 3-4-3 (offensiv) beziehungsweise 5-4-1 (defensiv) vertraute er Rückkehrer Matti Steinmann die Rolle des zentralen Innenverteidigers an. Steinmann füllte diese mit starken Pässen gut aus, wurde noch überragt vom bärenstarken zweiten Sechser Moritz Kwarteng.
„Wir haben gute Lösungen gefunden, das Heider Bollwerk oft überwunden“, analysierte Drews. „Mitte der ersten Halbzeit haben wir manchmal zu schnell in die Tiefe gespielt. Doch insgesamt sah das schon gut aus.“ Die Tabellenspitze sei für ihn kein Thema. „Da gucke ich jetzt nicht drauf“, so Drews. Bei so schönem Fußball reicht vorerst der Blick aufs Spielfeld.