München. “Überwältigend, wie riesig dieser Verein ist“: Beim Rekordmeister weht für Arp ein anderer Wind. Helfen soll auch Freundin Linda.

Jann-Fiete Arp fühlt sich in seiner neuen Heimat bisweilen noch fremd. "Erstmal muss ich mich natürlich an die Sprache gewöhnen", sagte der Hamburger Jung bei seiner Vorstellung als Neuzugang beim deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München und lachte: "Wenn hier die Eigengewächse den bayerischen Plausch auspacken, wird's schon schwer, mitzukommen."

Die Sprache, das "Mia san mia", die schiere Größe des Clubs – all das ist für das 19 Jahre alte Sturmtalent, das für drei Millionen Euro vom Zweitligisten Hamburger SV kam, neu. "Es ist auf jeden Fall überwältigend, wie riesig dieser Verein wirklich ist", sagte er. Um davon nicht erdrückt zu werden, hat sich Arp als Frühstarter versucht: Schon Ende Juni – und damit eineinhalb Wochen vor seinen Profi-Kollegen – stieg er bei der zweiten Mannschaft der Bayern ins Training ein.

Arps Freundin Linda zog mit nach München

Das Einleben in München erleichtert ihm Freundin Linda, die mit ihm in den Süden der bayerischen Landeshauptstadt zog und dort studieren wird. "In der Stadt fühle ich mich sehr wohl, bisher läuft alles sehr gut, macht Spaß", sagte Arp: "Ich bin guter Dinge, dass ich mich auf lange Zeit hier wohlfühlen kann."

Von den Großen lernen: Arp im ersten Bayern-Training im Duell mit Weltmeister Jerome Boateng – ebenfalls ein ehemaliger HSV-Profi.
Von den Großen lernen: Arp im ersten Bayern-Training im Duell mit Weltmeister Jerome Boateng – ebenfalls ein ehemaliger HSV-Profi. © Imago/Lackovic

Das allerdings trauen Arp nach einer völlig verkorksten Saison nur wenige zu. In Hamburg wurde er einst als "Jahrhunderttalent" hochgejubelt, in Anlehnung an HSV-Legende Uwe Seeler riefen sie ihn "Uns Fiete". Wie vor ihm etwa WM-Held Mario Götze, Leon Goretzka oder Timo Werner erhielt er in der U17 die Fritz-Walter-Medaille in Gold. Doch in der 2. Liga bekam er kaum mehr ein Bein auf den Rasen. Ein Ligaspiel über 90 Minuten, ein Tor im allerletzten, bedeutungslosen Saisonspiel – und so einer soll Robert Lewandowski Beine machen?

Arp will von Lewandowski lernen

Arp meinte, die Erfahrung habe ihn reifen lassen. "Ich habe in jungen Jahren gelernt, auch mal schlechte Phasen besser einordnen zu können", sagte er. Trainer Niko Kovac attestierte ihm "sehr großes Potenzial, das in seinem Jahrgang seinesgleichen sucht". Aber: "Wir müssen ihm Zeit geben. Man kann nicht damit rechnen, dass er sofort performt." Eine Ausleihe kommt dennoch weder für Arp noch für Kovac in Frage, notfalls soll der Angreifer wie zuletzt Alphonso Davies in der U23 Spielpraxis sammeln.

Einstweilen will Münchens neue Nummer 15 lernen – vor allem von Lewandowski. "Da ist er der perfekte Spieler für mich", sagte Arp, der gerne nur "Fiete" genannt werden möchte: "Das ist schneller, einfacher, bleibt eher in den Köpfen hängen."

Arp trifft gleich im ersten Trainingsspiel

Im ersten Trainingsspiel bei den Profis hat Arp am Montag übrigens gleich getroffen – mit Ansage. Nach acht Jahren HSV wolle er in München "zeigen, dass Hamburger Jungs auch bei den Größten überzeugen können", hatte er der "HSV-Familie" in einem emotionalen Abschiedsgruß via Instagram zugerufen. Jetzt muss nur noch sein Bayrisch besser werden.