Hamburg. Mit sieben Neuzugängen, aber einer komplizierten Kaderplanung, beginnen die Hamburger ihre Vorbereitung.
Wer am Montag wissen wollte, wer denn so alles zum Start der Vorbereitung beim HSV aufschlug, der hätte am besten die Facebook-Seite von Peter Dietz verfolgen sollen. Auf dem Profil des HSV-Fans, im Volkspark besser bekannt als Helm-Peter, konnten die Anhänger zunächst sehen, wie Sonny Kittel (26) zum Medizincheck im Athleticum des Universitätsklinikums Eppendorf erschien. Der Transfer des Mittelfeldspielers, der ablösefrei vom FC Ingolstadt nach Hamburg wechselt, wird erst am Dienstag offiziell vollzogen.
Überraschender aber war das Foto, das Dietz bereits am Vormittag aufgenommen hatte. Das zeigte den HSV-Anhänger mit einem deutschen U-20-Nationalspieler: Adrian Fein. Was Dietz zunächst selbst nicht wusste: Der 20-Jährige, der im vergangenen Jahr vom FC Bayern München an Jahn Regensburg verliehen war, sollte noch am Montag einen Vertrag beim HSV unterschreiben. Fein wird von den Münchnern erneut für ein Jahr verliehen, diesmal nach Hamburg. Der zentrale Mittelfeldspieler ist bereits der siebte Neuzugang des HSV für die kommende Saison.
Zwei Verstärkungen an einem Tag
Sein Profidebüt feierte Fein im vergangenen September ausgerechnet im Volksparkstadion, als er beim Regensburger 5:0-Sieg gegen den HSV eingewechselt wurde. In den Wochen darauf entwickelte er sich bei Jahn zum Stammspieler, ehe ihn ein Muskelbündelriss in der Rückrunde lange Zeit außer Gefecht setzte. Nun soll er beim HSV Spielpraxis sammeln. Er kann im zentralen Mittelfeld sowohl auf der Sechs als auf der Acht spielen und ist somit vor allem ein Konkurrent für Berkay Özcan und Kapitän Aaron Hunt.
Mit Kittel und Fein hat der neue Trainer Dieter Hecking innerhalb von einem Tag zwei Verstärkungen erhalten, die am Mittwoch um 10 Uhr beim Trainingsauftakt im Volkspark dabei sein werden. 28 Profis zählen damit aktuell zum Kader, mit dem der HSV in die neue Saison startet. Allerdings werden die Nationalspieler Özcan, Rick van Drongelen, Vasilije Janjicic und Tatsuya Ito, die nach der Saison noch auf Länderspielreise waren, erst später in die Vorbereitung einsteigen.
Douglas Santos bleibt länger in Brasilien
Zudem fehlt der verletzte Schotte David Bates. Bedenkt man, dass noch weitere Neuzugänge kommen sollen und die perspektivlosen Rückkehrer Finn Porath und Matti Steinmann sowie der zum FC Hansa Rostock verliehene Aaron Opoku in die Kadergröße nicht mehr mit eingerechnet sind, stehen Hecking und Sportvorstand Jonas Boldt vor einer großen Herausforderung. Noch ist der Kader viel zu groß. Die sportliche Leitung will mit einem Team von 20 Feldspielern in die Saison starten.
Die HSV-Transfers 2019/20:
Die HSV-Transfers 2019/20
Vieles hängt bei der weiteren Planung von Douglas Santos ab. Der Linksverteidiger, der nach der abgelaufenen Saison seinen Wechselwunsch geäußert hatte, fehlte am Montag beim Start der Vorbereitung. Allerdings nicht, weil der Brasilianer vor einem Wechsel steht. Der 25-Jährige hat den HSV gebeten, noch länger in seiner Heimat zu bleiben, um bei seiner schwangeren Frau Cristiane in João Pessoa zu sein. Der Club kam dem Wunsch nach. „Wir möchten unseren Spielern mit Menschlichkeit begegnen und haben Verständnis für die Situation von Douglas und seiner Familie. Er genießt unser Vertrauen, wir erwarten ihn schnellstmöglich zurück in Hamburg auf dem Trainingsplatz“, sagte Boldt.
Komplizierte Suche
Für den Manager ergibt sich durch den verlängerten Brasilien-Aufenthalt die Möglichkeit, mit potenziellen Interessenten für Santos zu sprechen. Das Problem: Nachdem Bayer Leverkusen von einer Verpflichtung Abstand genommen hatte, gibt es bislang keine Interessenten, die bereit sind, den vom HSV aufgerufenen Preis von mehr als zehn Millionen Euro zu bezahlen. Und von den erhofften Einnahmen hängt die weitere Kaderplanung ab. Je weiter sich der geplante Transfer verschiebt, umso komplizierter gestaltet sich die Suche nach weiteren Neuen.
Und so wird Hecking zunächst mit den Spielern arbeiten müssen, die aktuell unter Vertrag stehen. Neben den sieben Neuzugängen erschienen am Montag auch Kapitän Hunt, Rechtsverteidiger Gotoku Sakai, der zuletzt verliehene Stürmer Bobby Wood, der dauerverletzte Kyriakos Papadopoulos sowie Torhüter Julian Pollersbeck zum ersten Arbeitstag. Über die Zukunft der fünf Namen wurde zuletzt immer wieder spekuliert, insbesondere über Pollersbeck. Der 24-Jährige, dem noch unter dem vorigen Sportchef Ralf Becker ein Wechsel nahegelegt wurde, kam am Montag gut gelaunt zu den medizinischen Tests am Athleticum an. Davon konnten sich die HSV-Fans auf einem Foto überzeugen – natürlich auf der Facebook-Seite von Peter Dietz.
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