Hamburg. Seit 18 Jahren arbeitet Dirk Bremser als Co-Trainer mit Dieter Hecking. Seine Spezialität kann der HSV gut gebrauchen.

Dirk Bremser und Dieter Hecking saßen auf der Tribüne des Volksparkstadions und schauten sich das Regionalligaspiel zwischen dem HSV II und Rot-Weiß Essen an. Der 13. September 2002 war das. Die beiden Trainer des damaligen Zweitligisten VfB Lübeck scouteten nach Neuzugängen. Mehrere Tausend Zuschauer waren in der damaligen AOL-Arena zu Gast. Und Bremser erinnert sich noch gut, wie Hecking auf der Tribüne zu ihm sagte: „Wir müssen richtig gut arbeiten, um da unten mal als Bundesligatrainer zu stehen.“

Nur noch zwei Monate wird es dauern, ehe Hecking und Bremser erstmals als HSV-Trainer in der Coachingzone des Volksparkstadions stehen werden, um ein Ligaspiel zu betreuen. Der HSV ist zwar kein Bundesligist mehr, doch Hecking und Bremser sollen diesen Zustand wieder ändern, wenn am 26. Juli die neue Zweitligasaison beginnt. „Das ist eine richtig spannende Aufgabe. Wir wissen über die Schwierigkeit. Aber wir haben große Lust auf Erfolg“, sagte Bremser am Sonntag im Gespräch mit dem Abendblatt.

Dieter Hecking arbeitete in Lübeck bereits mit Dirk Bremser

Der 53-Jährige ist gerade auf der griechischen Urlaubsinsel Kreta angekommen, um Kraft zu tanken für seine neue Aufgabe. Seit 18 Jahren ist Bremser der Co-Trainer an der Seite von Hecking. Angefangen 2001 beim VfB Lübeck, arbeiteten die beiden so gut zusammen, dass sie schon im Oktober 2006 als Trainerduo von Hannover 96 im ausverkauften Volkspark an der Linie standen.

Zuvor nahm Hecking seinen Assistenten mit nach Aachen, später auch zum 1. FC Nürnberg, zum VfL Wolfsburg, zu Borussia Mönchengladbach und nun zum HSV. „Dirk ist wie eine zweite Ehefrau für mich. Die tauscht man nicht so einfach aus“, sagte Hecking bei seiner Vorstellung. „Gesucht und gefunden“, sagt Bremser nun über die Langzeitbeziehung. „Es ist ein Verhältnis, das von Vertrauen und Loyalität geprägt ist. Wir haben noch nie an Scheidung gedacht.“

Am 27. März saßen die beiden in einem Restaurant in Mönchengladbach zusammen und diskutierten über den Trainerberuf und seine Veränderungen. Dabei fiel ihnen auf, dass sie auf den Tag genau vor 18 Jahren das erste Mal in Lübeck zusammenarbeiteten. „Der Fußball ist ein anderer geworden. Und auch wir haben uns weiterentwickelt. Aber wir sind immer noch dieselben Menschen geblieben“, sagt Bremser. Zwei Typen, die auch mal streiten können.

"Ein Staff mit positiver Energie"

„Dieter weiß, dass er keinen Ja-Sager an seiner Seite hat. Und das schätzt er auch.“ Hecking lässt Bremser in der Trainingsarbeit viele Freiheiten. „Ich bin kein Hütchenaufsteller“, sagt der Assistent über sich selbst. Gemeinsam wollen sie nun darüber beraten, wie ihr Trainerstab beim HSV aussehen wird. Ein zweiter Co-Trainer soll in jedem Fall dazugehören. Ob dieser Maik Goebbels, André Kilian oder ein Neuzugang sein wird, ist noch offen. Während Goebbels nur einen Vertrag für die Profis hat, könnte Kilian theoretisch auch im Nachwuchs arbeiten. „Wir brauchen einen Staff mit positiver Energie. Die wollen wir vorleben“, sagt Bremser. „Wir müssen hier wieder Aufbruchstimmung erzeugen.“

Der neue Co-Trainer des HSV lebt mit seiner Frau seit 21 Jahren in Scharbeutz an der Ostsee. Die beiden haben zwei Söhne, 21 und 24 Jahre alt. Auch Heckings Jungs Aaron und Jonas sind in einem ähnlichen Alter. Sie helfen ihren Vätern mitunter, die heutige Generation zu verstehen. Die jungen Fußballer von heute hätten sich verändert, meint Bremser. „Empathie ist für Trainer immer wichtiger geworden. Du musst daher immer authentisch bleiben.“

Schon in zwei Wochen starten Bremser und Hecking mit dem HSV in die Vorbereitung. Welchen Fußball wird man in Hamburg mit den beiden neuen Trainern erwarten können? „Grundsätzlich wollen wir mit unseren Mannschaften immer offensivorientiert spielen“, sagt Bremser. „Aber es muss auch zur Mannschaft passen.“ Mönchengladbach etwa hatte als Fünfter in der vergangenen Saison die drittbeste Defensive, schoss aber nur die achtmeisten Tore.

Bremsers größter Schwerpunkt in der Trainerarbeit waren immer die Standardsituationen. In diesem Bereich hatte der HSV in der vergangenen Saison große Probleme. Sein größtes Plus aber dürfte ein anderes sein: 495 Bundesligaspiele als Co-Trainer. „Erfahrung kann man nicht lernen“, sagt Bremser. Wer 18 Jahre mit demselben Partner verbracht hat, darf so einen Satz sagen.