HSV gibt viel Geld für Berater aus. Doppelt so viele Gewalttäter wie bei St. Pauli. Feierten HSV-Profis den Derbysieg exzessiv?
Die HSV-News an Christi Himmelfahrt, den 30. Mai 2019:
- HSV holt Torwarttrainer Rabe
- Mitgliederboom hält an
- Spielplan-Terminierung steht
- Olic lobt seinen Ex-Trainer Hecking
- HSV büßt TV-Gelder ein
- Hohe Ausgaben an Berater
- Derbysieg (zu) ausgiebig gefeiert?
- 44 HSV-Gewalttäter erfasst
- Bastian Reinhardt holt den Pokal
HSV holt KSC-Torwarttrainer
Einen Tag nach der Vorstellung von Dieter Hecking hat der HSV einen weiteren Neuzugang für den künftigen Trainerstab präsentiert. Vom Karlsruher SC wechselt Torwarttrainer Kai Rabe an die Elbe. Wie das Abendblatt berichtete, hatte sich der Transfer bereits angedeutet.
Im Volkspark beerbt der 38-Jährige Nico Stremlau, dessen Vertrag zum 30. Juni ausläuft. Rabe ist Inhaber der Uefa-A-Lizenz für Torwarttrainer. Innerhalb der Branche eilt ihm ein hervorragender Ruf voraus.
Beim KSC agierte er acht Jahre, in denen er zuletzt Benjamin Uphoff zu einem der begehrtesten deutschen Torhüter-Talente aufbaute. Beim frisch gebackenen Zweitliga-Aufsteiger hatte Rabe vorigen Monat seinen Abschied angekündigt. Auch ein Streit mit Manager Oliver Kreuzer soll dazu beigetragen haben.
Kurios: Den Transfer zum HSV hatte wie bereits zuvor den Wechsel des Stürmers Lukas Hinterseer noch Ralf Becker eingefädelt. Auch die wegweisenden Gespräche mit Erfolgstrainer Hecking hatte der inzwischen geschasste Sportvorstand geführt.
"Mit Kai Rabe haben wir einen erfahrenen Fachmann für die Arbeit mit unseren Torhütern gewinnen können“, wurde nun Beckers Nachfolger Jonas Boldt auf der HSV-Homepage zitiert.
"Kai wird in der täglichen Trainingsarbeit neue Reize setzen und unsere Keeper weiterentwickeln, daher sind wir sehr froh, ihn beim HSV begrüßen zu dürfen."
Auch Rabe selbst blickt gespannt auf seine Zeit beim HSV: "Ich freue mich sehr auf die neue, spannende Aufgabe und die damit verbundene Herausforderung. Jetzt gilt es, Vollgas zu geben, damit wir gemeinsam unsere Ziele erreichen."
HSV lockt immer mehr Mitglieder
Trotz des Nicht-Aufstiegs ist der Mitgliederzuwachs beim HSV ungebrochen. Nach eigenen Angaben vom Donnerstag wird der Club am 1. Juni erstmals mehr als 88.000 Mitglieder aufweisen.
Nach dem erstmaligen Abstieg aus der Bundesliga vor einem Jahr hatte es einen Ansturm in den Traditionsclub gegeben. Allein zwischen dem 1. Mai und dem 1. September 2018 war nach HSV-Angaben die Zahl von 78.707 auf 85.509 Mitglieder gestiegen.
Mit der neuen Zahl rangiert der HSV bundesweit auf Rang fünf. Mehr Mitglieder weisen aktuell nur Bayern München (ca. 291.000), Schalke (156.000), Borussia Dortmund (155.000) und der 1. FC Köln (107.000) auf.
Spielplan kommt am 28. Juni
Nächster Termineintrag für alle HSV-Fans: Am Freitag, den 28. Juni, gibt die DFL den Spielplan für die kommende Zweitligasaison bekannt. Allerdings handelt es sich bei der Präsentation exakt vier Wochen vor dem Ligaauftakt am 26. Juli vorerst um den Rahmenkalender.
Heißt: Zwar stehen dann die HSV-Gegner an den einzelnen Spieltagen fest, nicht aber die exakte Terminierung. Mit einer Ausnahme – das Eröffnungsspiel am Freitag, den 26. Juli um 20.30 Uhr ist dann bereits fix.
Im vergangenen Jahr wurde dem HSV diese Ehre zuteil, die sich am Ende aber als eine zweifelhafte entpuppen sollte. Schließlich verlor der Dino das erste Zweitligaspiel seiner Vereinsgeschichte zuhause mit 0:3 gegen Holstein Kiel.
Auch den 15. Juni können sich Hamburgs Anhänger bereits antreichen. Dann werden ab 18 Uhr live in der ARD-"Sportschau" aus dem Deutschen Fußballmuseum in Dortmund die Paarungen in der ersten Runde des DFB-Pokals (9. bis 12. August) ermittelt.
Olic erinnert sich lobend an Hecking
Ivica Olic hält viel von Dieter Hecking. "Er hat etwas, was man nicht lernen kann: natürliche Autorität. Das spürst du als Spieler sofort, da reicht ein Blick in die Augen. Dieter ist immer seriös, immer ehrlich", erklärte der frühere HSV-Stürmer der Mopo. Hecking fordere 100 Prozent Einsatz in den Spielen und im Training. "Wenn du das auf dem Platz gibst, weißt du bei ihm immer, woran du bist", sagte der 39-Jährige über seinen früheren Trainer.
Olic hatte von 2012 bis Anfang 2015 unter Hecking beim VfL Wolfsburg gespielt. Der heute 54-Jährige war Anfang 2013 zu den Niedersachsen gekommen. "Wir hatten eine schlechte Hinrunde gespielt, standen auf Platz 15. Mit ihm ging es nur noch bergauf. In der Saison wurden wir Elfter, danach führte er den VfL in die Europa League, ein Jahr später in die Champions League", erinnerte sich Olic. "Er hatte den kompletten Kader im Griff, hat alle auf eine Linie gebracht."
Hecking habe aber nicht nur Erfahrung mit Mannschaften von hoher Qualität wie zuletzt in Gladbach, "sondern zum Beispiel in Hannover und Nürnberg bewiesen, dass er Teams ohne Stars formen und besser machen kann", meinte der einstige Publikumsliebling, der von 2007 bis 2009 und von 2015 bis 2016 für den HSV gespielt hatte.
HSV verliert Geld wegen Union
Der Abstieg des VfB Stuttgart kommt nicht nur die Schwaben selbst, sondern auch den HSV teuer zu stehen. Was allerdings nicht per se an dem Niedergang des Erstligisten liegt, sondern an dem gleichzeitigen Aufstieg des 1. FC Union Berlin.
Denn durch den Sieg in der Relegation sind die Köpenicker auch in der Fernsehgeld-Tabelle am HSV vorbeigezogen, der dort aktuell nur noch auf Rang 21 geführt wird.
Bedeutet in Zahlen: Der HSV kassiert rund 20,7 Millionen Euro. Wäre Union in der Zweiten Liga geblieben, wären die Einnahmen um rund 800.000 Euro höher gelegen. Bei einem eigenen Aufstieg hätten dem HSV in der kommenden Spielzeit sogar 35 Millionen Euro gewunken.
Die Fernsehgeldtabelle setzt sich aus den Platzierungen der Clubs in den ersten beiden Ligen zusammen, die seit der Saison 2014/2015 erreicht wurden. Insgesamt schüttet die DFL in der Saison 2019/20 an die 36 Clubs 1,16 Milliarden Euro aus.
So viel gab der HSV für Berater aus
Die Kaderbewegung beim HSV war in den vergangenen Jahren beträchtlich. Alleine in den letzten drei Spielzeiten stießen insgesamt 45 Spieler zu den Profis, 50 verließen den Verein.
Das rege Transfergebahren schlägt sich auch in den Provisionen für Spielerberater nieder. In der Saison 2017/18 etwa wurde der HSV auf diesem Wege 5,362 Millionen Euro los.
Das geht aus den neuen Finanzkennzahlen hervor, die die DFL nun erstmals für alle 36 Clubs aus der Ersten und Zweiten Bundesliga veröffentlichte. Demnach gab unter den künftigen Zweitligisten mit dem VfB Stuttgart (10,78 Millionen) nur ein Verein mehr Geld für Berater aus als der HSV.
Die Mitabsteiger Hannover 96 (3,784 Millionen) und 1. FC Nürnberg (1,11 Millionen) zahlten 2017/18 weniger an Spielervermittler. Die niedrigsten Ausgaben in diesem Bereich hatte der damalige Drittligist VfL Osnabrück (154.000), St. Pauli zahlte 546.000 Euro.
Unter den jetzigen Erstligisten griffen im vorvergangenen Geschäftsjahr insgesamt zwölf Vereine für Agenten tiefer in die Tasche als der HSV. "Krösus" war Schalke mit Ausgaben in Höhe von 39,971 Millionen Euro, gefolgt von Bayern München (29,519 Millionen) und Borussia Dortmund (28,462 Millionen).
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Bericht: Spieler feierten Derbysieg ausgiebig
Das 4:0 beim FC St. Pauli markierte für nicht wenige Fans in der Nachbetrachtung paradoxerweise den negativen Wendepunkt im Aufstiegsk(r)ampf des HSV. Tatsächlich folgten auf den Derbysieg neun sieglose Ligaspiele am Stück, durch die am Ende sogar die Chance auf den Relegationsplatz verdaddelt wurde.
Dass der Sieg beim Stadtrivalen von einem Teil der HSV-Profis durchaus als Saisonhöhepunkt auserkoren wurde, dokumentiert nun ein aktueller Bericht in der "Zeit". Dort heißt es unter anderem, dass die Spieler im Anschluss an das Spiel in der Rock-'n-Roll-Kneipe "Zwick" bis in die Morgenstunden getanzt und gefeiert hätten, "als hätte die Mannschaft gerade ein Entscheidungsspiel um die deutsche Meisterschaft gewonnen".
Im darauffolgenden Heimspiel gegen Darmstadt nahm das Unheil für den HSV mit einer 2:3-Niederlage nach 2:0-Führung seinen Lauf. Im Netz wird nun allerdings kontrovers diskutiert, in welchem Maße die Spieler den Derbytriumph hätten feiern dürfen. Eine vergleichbare Debatte wurde auch beim FC Schalke 04 geführt, dessen Profis den 4:2-Sieg bei Borussia Dortmund ausgiebig begossen und dies auch entsprechend dokumentierten. Sowohl der HSV als auch Schalke verfehlten ihre Saisonziele am Ende deutlich.
Doppelt so viele Gewalttäter wie bei St. Pauli
Apropos Derby: Dem HSV-Umfeld rechnen Szenekundige Beamte und das für Sportgewalt zuständige Landeskriminalamt (LKA) 12 doppelt soviele gewaltbereite Fans zu wie dem des FC St. Pauli.
Wie aus einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bürgerschaftsfraktion hervorgeht, werden aktuell in der Datei "Sportgewalt" 44 HSV-Anhänger sowie 22 Fans von St. Pauli geführt
Bis auf eine der ausschließlich mindestens 18 Jahre alten Personen "aus dem Phänomenbereich der gewaltbereiten Fußballfans" sind alle männlich.
Die Datei "Sportgewalt" wurde zum 1. Januar 2017 als Nachfolgekartei der Datei "Gruppen- und Szenegewalt" eingeführt, die die Polizei Hamburg damals auf Beanstandung des Datenschützers Johannes Caspar größtenteils löschen musste.
Die erhobenen Daten (u.a. Einordnung in Fan-Kategorien, Angaben zu Auswärtsfahrten und Beruf) dienen nach Senatsangaben "der Gefahrenabwehr einschließlich der vorbeugenden Bekämpfung von Straftaten, insbesondere Gewalttaten, für den Bereich Sportgewalt".
Auch für die Verfolgung von entsprechenden Straftaten würden die Daten, die bis zu fünf Jahre gespeichert werden, von den Ermittlern herangezogen.
U15 ist Hamburger Pokalsieger
Positive Nachrichten aus der Nachwuchsabteilung: Die C-Jugend hat sich den Hamburger Pokal gesichert. Im Finale auf dem Bramfelder Sportplatz an der Ellernreihe besiegte die Mannschaft von Trainer Bastian Reinhardt den ETV am Mittwoch mit 3:0 (1:0). Der Pokal wurde von HFV-Jugendchef Jens Bendixen-Stach überreicht.