Hamburg. Der Aktionär ist unzufrieden mit dem Zustand des Clubs und fordert grundlegende Reformen im Management.

Es ist noch nicht einmal eine Woche her, dass Ralf Becker, Bernd Hoffmann und Marcell Jansen im Rahmen einer Abendblatt-Serie ihre Visionen für die Zukunft des HSV formuliert haben. Doch die Gegenwart holte die Verantwortlichen schneller ein als gedacht. Nur drei Tage nachdem Becker seine langfristigen Pläne schilderte, wurde er als Sportvorstand freigestellt. Aber auch Vorstandschef Hoffmann muss sich Kritik anhören. Erst am Montag griff ihn Unternehmer Eugen Block im Abendblatt scharf an. Und auch Investor Klaus-Michael Kühne ist unzufrieden mit dem Zustand des Clubs. "Nach meiner Vorstellung muss die HSV Fußball AG an Haupt und Gliedern reformiert werden", teilte der Investor dem Abendblatt mit, ohne dabei Namen zu nennen. "Es muss Aufbruchsstimmung erzeugt und es müssen alte Zöpfe abgeschnitten werden."

Kühne, der 20,6 Prozent Anteile an der AG hält, hatte zuletzt immer wieder den Wunsch geäußert, weitere Anteile zu erwerben, um dem Club frisches Kapital zuzuführen. Doch die 24,9-Prozent-Grenze, die nun auch in der Satzung festgeschrieben werden soll, steht Kühnes Wunsch entgegen.

Vereinspräsident Marcell Jansen hatte im Zuge der Zukunftsserie am Freitag erstmals über die Möglichkeit gesprochen, die HSV Fußball AG auf lange Sicht in eine KGaA umzuwandeln. Der Vorteil: Kühne könnte mehr Anteile kaufen, die Stimmrechte würden aber beim HSV bleiben. Als Vorbild für dieses Modell gilt insbesondere Borussia Dortmund. Und auch Kühne könnte sich beim HSV eine KGaA gut vorstellen. „Jede Maßnahme, die die Eigenkapitalbasis der HSV Fußball AG stärkt, erscheint mir willkommen", sagt Kühne. "Dabei gehe ich davon aus, dass Mitglieder des e.V. und Sympathisanten dazu beitragen werden, dem Verein frisches Geld zuzuführen, und man nicht immer nur auf mich schaut. Die Finanzlage der AG muss nachhaltig stabilisiert werden."

HSV-Investor Kühne fordert besseres Management

Kühne kritisiert beim HSV jedoch weniger die Struktur und die Rechtsform als vielmehr die Umsetzung innerhalb des Clubs. "Ohne tieferen Einblick in das 'Innenleben' der Gesellschaft zu besitzen, höre ich immer wieder, dass es dort zahllose Verkrustungen und einen Apparat gibt, der stromlinienartig reorganisiert werden muss", sagt Kühne und führt weiter aus: "Unschön ist auch die große Zahl von Beratern und Mitläufern. Einige wenige Verantwortliche sollten das Sagen haben und einen klaren Kurs bestimmen."

Kühne nennt drei Bausteine für den Erfolg des HSV: "Tüchtiges, erfahrenes und entscheidungsfreudiges Management. Sportliche Professionalität und 'Erfolgshunger'. Stabilisierung der Finanzen. Nur wenn all diese Voraussetzungen geschaffen werden, glaube ich, dass der HSV Chancen hat, in der 2. Bundesliga einen besseren Tabellenplatz zu erlangen als in der gerade zu Ende gegangenen Saison."

Kühne hatte sich zuletzt mit dem HSV über einen neuen Deal geeinigt. Zum einen erwarb er erneut die Namensrechte am Volksparkstadion für ein weiteres Jahr. Zum anderen wurden gegen eine Einmalzahlung von rund sechs Millionen Euro Rückzahlungen aus alten Darlehensverträgen neu vereinbart. Kühne sieht ungeachtet dessen große Herausforderungen auf den HSV zukommen: "Nach den vielen bevorstehenden Abgängen eine neue Mannschaft zu finden, zu entwickeln und zu einem erfolgshungrigen Team zusammenzuschweißen, ist eine 'Herkulesaufgabe'. Dafür kann das Management nicht gut genug sein.“