Hamburg. Bereits im vergangenen Sommer flirtete der ehemalige Leverkusener mit dem Zweitligaclub. Gutes Verhältnis zu HSV-Chef Hoffmann.

Um 14 Uhr beginnt für Jonas Boldt ein neues berufliches Kapitel. Der ehemalige Leverkusener stellt sich im Volksparkstadion bei einer Pressekonferenz offiziell vor. Der 37-Jährige tritt beim Hamburger SV die Nachfolger des freigestellten Sportvorstandes Ralf Becker an. Für Boldt ist es ein Wechsel mit einem Jahr Anlauf.

Bereits im vergangenen Sommer flirtete Boldt mit einem Engagement an der Elbe. Schon damals wollte HSV-Clubchef Bernd Hoffmann den eloquenten Manager unbedingt verpflichten. Damals entschied sich der umworbene Boldt, den der HSV gereizt hätte, aber letztlich doch gegen einen Wechsel in den Norden. Auch, weil ihm beim Werksclub eine Beförderung möglich gemacht wurde.

"Jonas bleibt bei uns. Er hat als Praktikant bei uns angefangen, kennt hier jeden Stein. Ihm gehört bei Bayer 04 die Zukunft und das weiß er auch", sagte der Geschäftsführer Sport Rudi Völler. Zum 1. Juli 2018 machte Leverkusen den Assistenten von Völler zum Leiter der "Direktion Sport". Diesen Posten übergab Boldt jedoch bereits fünf Monate später an Simon Rolfes, dem er bis zum Frühjahr noch beratend zur Seite stand.

Boldt endeckte die Topspieler Vidal und Carvajal

In der Fußballbranche genießt der Funktionär einen hervorragenden Ruf. Vor allem sein Auge für Spieler sorgte dafür, dass immer wieder Topclubs wie Bayern München oder Schalke 04 den Namen Boldt auf dem Zettel hatten. Während seiner Zeit als Chefscout in Leverkusen entdeckte Profis wie Arturo Vidal (jetzt Juventus Turin) und Dani Carvajal (Real Madrid). Seinen größten Transfer bei Bayer hat er kurioserweise mit dem HSV abgewickelt. Im Sommer 2014 verpflichtete Boldt Mittelfeldstar Hakan Calhanoglu für 14,5 Millionen Euro.

Eloquent, gut vernetzt und die Wunschlösung von HSV-Chef Bernd Hoffmann: Jonas Boldt soll den Zweitligaclub wieder in die Bundesliga bringen.
Eloquent, gut vernetzt und die Wunschlösung von HSV-Chef Bernd Hoffmann: Jonas Boldt soll den Zweitligaclub wieder in die Bundesliga bringen. © witters | witters

"Jonas Boldt hat in Leverkusen vom ersten Tag an einfach mehr und gewissenhafter gearbeitet als andere", sagte Michael Reschke, einst Kollege von Boldt in Leverkusen und ergänzte: „Egal, ob es darum ging, in der Nachwuchsabteilung die Trikots für die Jugendmannschaften vorzubereiten oder im Rahmen des Scoutingkonzeptes ein Netzwerk in Südamerika aufzubauen – jede seiner Aufgaben erledigte er mit Akribie, Fleiß und wenn gefordert Intellekt“, ergänzte Reschke.

"Football Leaks" belastete Boldt schwer

Doch ganz rein ist die Weste des gebürtigen Nürnbergers nicht. Im Dezember 2018 wurde Boldt im Zuge der "Football Leaks"-Ermittlungen beschuldigt, drei Beratern der Agentur "Spielerrat" zu Provisionen in Höhe von 1,46 Millionen Euro verholfen haben. Angeblich soll der ehemalige Leverkusener im Jahr 2015 ein Scheinangebot für Torhüter Lukasz Fabianski unterbreitet haben. Der Pole verlängerte daraufhin bei Swansea City, und die Berater kassierten so eine Beteiligung.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Boldt sagte damals zu der Darstellung, eine von den Beratern vorformulierte Mail an den Verein von Fabianski geschickt zu haben: "Ich verantworte grundsätzlich selbst, was ich in schriftlicher Form versende. In diesem Fall ist es so, dass ich die Mail tatsächlich habe vorformulieren lassen und nach eingehender Prüfung auch annähernd unverändert zurückschickte. Aus einem einzigen Grund: Weil sie inhaltlich zu 100 Prozent im Sinne unseres Clubs war."

Boldt und Bayer Leverkusen bestreiten bis heute das Scheinangebot sowie die Gerüchte, dass der Abschied des Neu-HSVers mit der "Fabianski-Affäre" zu tun hatte.