Hamburg. Milliardär bezahlt weiter die Namensrechte am Stadion, verzichtet aber auf sämtliche Beteiligungen. Anteilsverkauf bleibt Option.

Es bedurfte am Mittwoch noch einer ganzen Reihe von Gesprächen, ehe sich alle Parteien auch auf das letzte Komma der Pressemitteilung geeinigt hatten, die der HSV schließlich zur besten Bundesligazeit um 15.30 Uhr verschickte. „HSV und Kühne treffen neue Vereinbarung“, stand in dick gedruckten Lettern in der Überschrift über dem Text, auf den man im HSV-Umfeld nun schon eine ganze Weile gewartet hatte.

In Kurzform gab der Club bekannt, dass sich der HSV und Anteilseigner Klaus-Michael Kühne zum einen darauf geeinigt hätten, das Stadionsnamensrecht um ein weiteres Jahr zu verlängern. Und zum anderen, dass durch eine Einmalzahlung sämtliche bestehende Darlehensvereinbarungen abgegolten seien. Doch damit nicht genug: Der Kühne-Vertraute Markus Frömming würde „bei der nächsten Hauptversammlung als Vertreter des zweitgrößten HSV-Gesellschafters in den Aufsichtsrat gewählt werden“. Außerdem: Auch die Möglichkeit weiterer Anteilsveräußerungen der HSV AG solle weiterhin geprüft werden. Und ganz wichtig: „Über weitere Inhalte vereinbarten beide Seiten Stillschweigen.“

Ein paar Details der seit Wochen erwarteten, aber trotzdem spektakulären Einigung kamen schließlich doch heraus. Aber alles schön der Reihe nach. Zunächst zur Verlängerung des Stadionsnamensrechts: Nach Abendblatt-Informationen lässt sich Kühne den Namen „Volksparkstadion“ wie schon in den vergangenen vier Jahren auch in der kommenden Saison vier Millionen Euro kosten. Der Haken: Der HSV hätte gerne um drei Jahre verlängert, Kühne ließ sich nur für eine Kurzzeitverlängerung um ein Jahr erweichen. Nach den Gesprächen ist somit vor den Gesprächen.

Jetzt würde sich ein Santos-Verkauf auch lohnen

Ein echter Coup ist dem Club dagegen damit gelungen, dass der Wahlschweizer nach einer Einmalzahlung tatsächlich auf alle noch ausstehenden Zahlungen und Ansprüche verzichtet. Nach Abendblatt-Informationen war dem HSV diese Unabhängigkeitserklärung etwas mehr als sechs Millionen Euro wert, wobei Kühne ohnehin noch eine bilanzielle Verbindlichkeit von 3,4 Millionen Euro zustand.

Im Klartext bedeutet die Einigung, dass der Unternehmer auch auf mögliche Transfereinnahmen bei Spielern, die er einst mitfinanzierte, verzichtet. Dies wäre unter anderem der Fall bei Douglas Santos und Filip Kostic, der derzeit an Eintracht Frankfurt verliehen ist. Im Fachjargon: Sämtliche Eventualverbindlichkeiten sind somit vom Tisch.

HSV: Anteilsverkauf bleibt eine Option

An diesem Tisch soll nun zeitnah der Marketingexperte Markus Frömming sitzen, der auf der nächsten Hauptversammlung (Mitte Mai) als zusätzlicher Aufsichtsrat bestellt werden soll. Der Beirat hat den Kühne-Vertrauten bereits als Kandidaten bestätigt, HSV-Präsident Marcell Jansen hatte mehrere Vorgespräche geführt. „Ich freue mich sehr darüber, weil wir damit weitere wertvolle Kompetenzen in unser Kontrollgremium bekommen werden“, sagte Jansen. Der Aufsichtsrat wird somit von sechs auf sieben Mitglieder erweitert.

Auf der Hauptversammlung kurz nach Saisonende soll dann auch der Wunsch der letzten Mitgliederversammlung umgesetzt werden, dass zukünftige Anteilsverkäufe über 24,9 Prozent hinaus nur durch die Zustimmung der Mitglieder möglich sein sollen. Aber: Eine weitere Satzungsänderung wäre dann nicht mehr nötig, eine einfache Mehrheit auf einer Mitgliederversammlung würde für einen Verkauf bis 49,9 Prozent reichen.

Oder wie es der HSV etwas kryptisch in seinem Kommuniqué ausdrückte: „Die (...) Möglichkeit einer weiteren Anteilsveräußerung der HSV Fußball AG bleibt (...) weiteren Untersuchungen und Gesprächen sowie der Zustimmung aller Beteiligten inklusive der Mitgliederversammlung des e. V. vorbehalten.“