Hamburg. Berater des jetzigen Tottenham-Stars stellt Kontakt zu koreanischen Probespielern her. Planspiele mit Hwang und Hinterseer.
Rund 100 Zuschauer waren am Mittwoch im Volkspark dabei, als Pierre-Michel Lasogga sich vorzeitig vom Training verabschiedete. „Pierre hat an den Adduktoren etwas gespürt, da wollten wir kein Risiko eingehen. Noch eine Verletzung, dann ist die Saison vorbei“, sagte Trainer Hannes Wolf nach der Einheit. Der Stürmer schrieb noch ein paar Autogramme, dann verschwand er hinter der Treppe Richtung Stadion.
Ob sich der Toptorschütze nach der Saison komplett vom HSV verabschiedet, ist noch immer offen. Die jüngsten Heimniederlagen gegen Darmstadt und Magdeburg haben die Entscheidung, in welcher Liga der HSV in der kommenden Saison spielt und welchen Weg Lasogga dann wählt, um weitere Wochen verschoben. Beim HSV stellen sich die Verantwortlichen darauf ein, dass sich der Angreifer nach sechs Jahren endgültig vom Volkspark verabschiedet.
Steht der HSV bald ohne Stürmer da?
Für Sportvorstand Ralf Becker ist die ungeklärte Lasogga-Frage eine echte Herausforderung. Er muss sich angesichts der fehlenden Planungssicherheit ein Sturmpuzzle zurechtlegen, dessen Zusammensetzung noch gar nicht klar ist. Nur so viel ist Stand jetzt klar: Im Sommer könnte der HSV zunächst ganz ohne Stürmer dastehen.
Lasogga liebäugelt mit einem Neustart bei einem neuen Club. Fiete Arp wird nach dieser Saison wohl zum FC Bayern München wechseln. Leihgabe Hee-chan Hwang kehrt zunächst zu RB Salzburg zurück. Manuel Wintzheimer (20) würde den HSV nach einem enttäuschenden Jahr am liebsten im Sommer verlassen. Bliebe noch Rückkehrer Bobby Wood (Hannover 96), den der HSV aber gar nicht mehr haben will.
Drei Südkoreaner im Probetraining beim HSV
Ralf Becker, der neue Sportdirektor Michael Mutzel sowie das Scoutingteam um Johannes Spors sind gefordert, Sturmoptionen für verschiedene Fälle zu prüfen und Märkte zu finden, die nicht im Fokus der Konkurrenz stehen. So könnte der HSV wieder von seinen Kontakten nach Südkorea profitieren. Seit dieser Woche trainieren mit Min-kyu Jang (20), Chan-woo Kim (19) und Kun-hee Lee (21) drei Talente bei der U21 von Steffen Weiß mit und können sich für einen Wechsel zum HSV empfehlen.
Erinnerungen werden wach an das Gastspiel von drei Probespielern aus Südkorea im Jahr 2008. Einer von ihnen war der heutige Weltklasse-Stürmer Heung-min Son von Tottenham Hotspur. Auch diesmal ist ein südkoreanischer Stürmer zu Gast. Und auch diesmal wurde der Kontakt über den Son-Berater Thies Bliemeister aus Hamburg hergestellt.
HSV-Sportchef Ralf Becker war im November selbst in Südkorea unterwegs und schaute sich dort nach Talenten um. „Wir müssen kreativ sein. Südkorea ist tatsächlich ein sehr interessanter Markt. Wir profitieren als HSV natürlich auch davon, dass wir dort einen sehr guten Ruf genießen“, sagte Becker nach dieser Reise im Abendblatt-Interview.
HSV denkt über neue Ausleihe von Hwang nach
Mit Sons Landsmann Hee-chan Hwang machte der HSV in dieser Saison bislang allerdings nicht die besten Erfahrungen. Der 23-Jährige litt auch aufgrund der Belastungen mit zwei großen Turnieren und den vielen Langstreckenflügen immer wieder unter Verletzungen. Aktuell laboriert er an den Folgen eines Sehnenanrisses im Oberschenkel. „Es wäre schön wenn er beim nächsten Heimspiel gegen Erzgebirge Aue wieder dabei ist“, sagte Trainer Wolf am Mittwoch.
Ungeachtet von bislang nur zwei Toren und zwei Vorlagen in 17 Einsätzen denkt der HSV weiterhin darüber nach, den Nationalspieler in der kommenden Saison erneut auszuleihen. Durch den Abgang von Trainer Marco Rose von Salzburg zu Borussia Mönchengladbach wird Hwang aber wohl zunächst wieder in Österreich aufschlagen, damit der neue Trainer sich selbst ein Bild von dem Stürmer machen kann. Dass der Koreaner beim HSV bislang nicht überzeugen konnte, dürfte die Chancen auf eine erneute Leihe in jedem Fall erhöhen.
Beim HSV ist man von Hwangs Fähigkeiten nach wie vor überzeugt. Insbesondere bei einem Aufstieg könnte Hwangs Schnelligkeit deutlich besser zum Tragen kommen, wenn die Hamburger dann gegen stärkere Teams wieder mehr auf das Konterspiel setzen müssten. Gegen die tiefstehenden Teams in der Zweiten Liga konnte Hwang mit seinem Spiel bislang selten überzeugen.
Hinterseer als Teil eines Dominoeffekts
Doch um über dieses Geschäft überhaupt nachzudenken, müsste der HSV auch erst einmal den Wiederaufstieg in die Bundesliga schaffen. Misslingt diese Mission, muss Becker auch sein Sturmpuzzle wieder ganz neu sortieren. Ein Teil dieses Dominoeffekts ist weiterhin der Bochumer Lukas Hinterseer. Der 28-Jährige, der nach dieser Saison ablösefrei zu haben ist, wäre für den HSV insbesondere bei einem Verbleib in der Zweiten Liga ein Topkandidat. Im Falle eines Aufstiegs müsste sich der HSV neben Hinterseer aber in jedem Fall noch mit einem weiteren Stürmer verstärken. Dann dürfte sich Hinterseer kaum mit der Rolle als Ersatzmann anfreunden wollen.
Fragen über Fragen, auf die Sportvorstand Ralf Becker in den kommenden Wochen Antworten finden will. Am Montag geht es für den HSV zum Topspiel nach Köln. Der FC könnte nach einem Sieg gegen den HSV mit den Planungen für die neue Bundesligasaison beginnen. Im Gegensatz zum HSV muss Sportdirektor Armin Veh auch kein Sturmpuzzle lösen. Mit Simon Terodde (28 Tore), Jhon Cordoba (16) und Anthony Modeste (5) spielen die drei wohl besten Stürmer der Liga alle beim FC.