Hamburg. Lange enttäuschen die Hamburger ihre Fans. Erst ein Platzverweis bringt sie ins Spiel – und Gegner Fürth auf die Palme.

Dusel-Sieg vor dem Derby: Der HSV hat den direkten Aufstiegsplatz zwei in der 2. Fußball-Bundesliga zurückerobert. Das Team von Trainer Hannes Wolf schlug die SpVgg Greuther Fürth im Montagabendspiel durch ein spätes Tor von Kapitän Aaron Hunt (85.) mit Ach und Krach 1:0 (0:0).

Sechs Tage vor dem mit Spannung erwarteten Stadtderby beim FC St. Pauli am kommenden Sonntag stimmte bei den Hamburgern nicht viel mehr als das Ergebnis. Selbst die numerische Überlegenheit nach einer Gelb-Roten Karte gegen Fürths Offensivmann Julian Green (67.) nach einer vermeintlichen Schwalbe konnten die Hausherren lange nicht für sich nutzen.

Matchwinner Hunt kritisiert HSV-Spiel

"Wir haben richtig schlecht gespielt, zu Hause viel zu wenig Druck erzeugt. Die zweite Halbzeit war richtig schwach, erst durch den Platzverweis konnten wir besser spielen", gestand Matchwinner Hunt am Sky-Mikrofon. "Aber eine Spitzenmannschaft gewinnt eben solche Spiele."

Der unter Wolf zu Hause noch ungeschlagene HSV hat mit 47 Punkten Tuchfühlung zum Spitzenreiter 1. FC Köln (48) aufgenommen und drei Punkte Vorsprung auf Union Berlin auf Rang drei. Fürth kassierte dagegen in der vierten Partie unter Trainer Stefan Leitl die erste Pleite. Der war hinterher auf Schiedsrichter Christian Dingert gar nicht gut zu sprechen: "Ich muss mich zusammenreißen, die richtigen Worte zu finden. Gegen zwölf Mann kannst du nicht gewinnen.“ Fürths Sportgeschäftsführer Rachid Azzouzi nannte Dingerts Entscheidung "einen Witz".

Pollersbeck verletzt sich beim Aufwärmen

Die Hamburger mussten kurz vor dem Anpfiff eine Hiobsbotschaft verkraften. Stammkeeper Julian Pollersbeck verletzte sich beim Warmmachen und musste passen, Tom Mickel rückte in die erste Elf. Der 29-Jährige sah einen ordentlichen Start seiner Vordermänner.

Hee-Chan Hwang drückte auf der rechten Außenbahn aufs Tempo und legte gefährlich quer, doch Pierre-Michel Lasogga wurde noch entscheidend beim Abschluss gestört (8.). Der HSV blieb zunächst am Drücker und Lasogga gefährlich. Nach schneller Kombination und Zuspiel von Hunt zog der Sturmtank wuchtig von der Strafraumgrenze ab, doch Sascha Burchert war bestens postiert (13.).

Hwang verletzt raus

Mit zunehmender Spieldauer stellten sich die Gäste immer besser auf die Hanseaten ein und setzten verstärkt die offensiven Akzente. Auch, weil das Aufbauspiel der Hausherren längst nicht immer sattelfest war. Beinahe hätte der lauernde Kenny Prince Redondo profitiert, er wurde gerade noch von David Bates geblockt (20.).

Die Hamburger hatten Probleme und mussten vor der Pause auch noch Hwang wegen einer Oberschenkelverletzung auswechseln, Berkay Özcan kam rein. Und Fürth blieb auch im zweiten Durchgang giftig und zielstrebig. Paul Seguin prüfte Mickel mit einem strammen Fernschuss (52.), drei Minuten später zielte Lasogga nach einer Ecke nur knapp vorbei – am eigenen Tor (55.).

Happy End durch Hunt – Green untröstlich

Fürth spielte auch mit zehn Mann weiter nach vorne, der HSV hoffte auf eine späte Eingebung – und die lieferte Hunt bei seinem Comeback nach mehr als einmonatiger Verletzungspause.

Ohne den Platzverweis für Green wäre es wohl nicht so weit gekommen. Erschwerend hinzu kam, dass der frühere HSV-Profi (fünf Bundesligaspiele in der Saison 2014/15) bei seiner vermeintlichen Schwalbe im Abseits stand. "Eine Schwalbe sieht anders aus, der Körperkontakt war da", sagte der Offensivmann bei Sky: "Ich habe auch eine dicke Lippe, weil ich leicht getroffen wurde. Das muss man einfach weiterlaufen lassen. Das ist kein Elfmeter, aber auch eine Schwalbe."

Der Moment habe "alles verändert", gestand auch HSV-Trainer Wolf. Hinsichtlich der Leistung seiner Mannschaft meldete er Gesprächsbedarf an: "Ich bin nicht bereit, das schönzureden. Im nächsten Spiel müssen wir definitiv besseren Fußball spielen, daran müssen wir arbeiten."