Karten sind in Deutschland mit am teuersten. Fans klagen über Preise – und Paderborn beschwert sich über die Pokaltickets.

Hamburg. Die Aufregung in Paderborn war groß, als der Verein seine Ticketpreise für das Pokalviertelfinale am 2. April gegen den HSV veröffentlichte. Einen Aufpreis von 2,50 Euro verlangt der Zweitliga-Aufsteiger für Stehplätze (15,50 Euro statt 13 Euro). Für Sitzplätze sind es in der Topkategorie (39 Euro) gar bis zu 6,50 Euro mehr als üblich. Und das bei einem Zweitligaduell im DFB-Pokal – wie können die nur? Eine Erklärung lieferte Paderborn auf seiner Webseite gleich mit.

„Gemäß der Vorgaben des DFB sind wir verpflichtet, uns mit dem Gastverein auf eine Preisstruktur zu verständigen. Unser Vorschlag, die attraktiven Ticketpreise der laufenden Saison anzusetzen und unseren Mitgliedern eine Ermäßigung zu gewähren, fand beim HSV leider keine Zustimmung. Die aufgerufenen Preise sind daher der kleinste gemeinsame Nenner in den Verhandlungen“, sagte Geschäftsführer Martin Hornberger. Ist also der HSV für den Ticketwucher in Paderborn verantwortlich?

Die Lokalzeitung „Neue Westfälische“ wählte daraufhin eine vernichtende Kritik. Der HSV sei größenwahnsinnig, habe „mal wieder den Bezug zur Realität verloren“ und halte sich „nicht erst seit gestern“ für unwiderstehlich, heißt es in einem Kommentar, der belegen soll, dass die Hamburger „einmal mehr ihre Überheblichkeit“ zeigen würden.

Doch wird hiermit ein gerechtes Urteil gefällt? Zunächst einmal scheint die Bewertung der Ticketpreise recht einfach. Der klamme HSV benötigt jeden Cent, bittet Paderborn folglich um einen Preisaufschlag und die Ostwestfalen lenken ein – inklusive eines Seitenhiebs gegen die vermeintlichen Geld-Eintreiber aus dem Volkspark. Allerdings ist dies nur die halbe Wahrheit. Denn zur anderen, bislang ignorierten, Hälfte gehört auch die Ansicht des HSV.

Paderborn wollte HSV-Mitgliedern keinen Rabatt gewähren

Insbesondere der Paderborner Vorwurf, Ermäßigungen für Mitglieder wären untersagt worden, stößt in der Hansestadt auf Verwunderung. Auf Abendblatt-Nachfrage erklärte der Verein, dass der Preisnachlass nicht für das Hamburger Gästekontingent angeboten wurde. Dabei müssen die Auswärtsfans laut den DFB-Pokal-Durchführungsbestimmungen dieselben Ticketpreise wie die Anhänger der Heimmannschaft erhalten. Eine Regelung, die auch für die Liga gilt. Dementsprechend habe der HSV einer Ermäßigung, die ausschließlich für Paderborn-Fans gelten sollte, nicht zugestimmt. So weit, so nachvollziehbar.

Die Behauptung, die Preiserhöhung sei auf den HSV zurückzuführen, dementierte der Club indes nicht. Die Begründung liegt allerdings auf der Hand, denn sie dürfte die gleiche sein, die auch für die Partie am 34. Spieltag gegen Duisburg (19. Mai) gilt. Hier verweist der Verein auf Nachfrage auf die große Beliebtheit, beim letzten Heimspiel der Saison dabei zu sein. Unabhängig von der sportlichen Situation war der Saisonabschluss vor heimischer Kulisse in den vergangenen zehn Jahren immer ausverkauft. Deshalb verlangt der Club nun Spitzenpreise bis zu 85 Euro gegen den Tabellenletzten der Zweiten Liga.

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Der Aufschlag im DFB-Pokal dürfte im Übrigen gerade mal zu Mehreinnahmen von um die 50.000 Euro führen. Eine Summe, die beide Vereine untereinander aufteilen müssen.

HSV-Tickets sind die zweitteuersten in Deutschland

Wie in der freien Wirtschaft diktiert auch im Volkspark die Nachfrage das Angebot. Ein Pokal-Viertelfinale in einer Paderborner Arena, die nur für 15.000 Zuschauer Platz bietet, dürfte mit ziemlicher Sicherheit ausverkauft sein. Zumal zahlreiche Fans aus Hamburg versuchen werden, eine Karte im neutralen Bereich zu erwerben, wenn das Gästekontingent bereits vergriffen ist.

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Aus Sicht des finanziell angeschlagenen Clubs scheint es daher alternativlos, höhere Ticketpreise zu verlangen. „Unsere wirtschaftliche Situation hat uns bei der Preisgestaltung wenig Spielraum gelassen. Umso mehr freuen wir uns, dass unsere Fans diesen Weg mitgehen“, hatte Vorstandsboss Bernd Hoffmann über den Preiswucher für das Stadtderby gegen den FC St. Pauli (0:0 am 30. September 2018) gesagt. Dieselben Preise werden nun auch beim Heimspiel gegen Duisburg aufgerufen.

Mit dieser Entwicklung wählt der HSV jedoch einen anderen Weg als die meisten seiner Konkurrenten. Wie aus dem aktuellen Finanzreport der Europäischen Fußball-Union (Uefa) hervorgeht, mischen die Hamburger beim Vergleich der Kartenpreise kräftig mit. Im Schnitt 44,90 Euro kostete der Eintritt für das Volksparkstadion im Jahr 2017 – das ergibt europaweit Rang 14. Außer Branchenprimus Bayern München (77,30 Euro) verlangte in Deutschland kein weiterer Verein mehr Geld von seinen Fans. Schon gar nicht Paderborn.

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