Hamburg. Clubchef Bernd Hoffmann hat eine Legalisierung kontrollierter Feuerwerkskörper angeregt. Die Reaktionen sind eher ablehnend.
Fankultur oder Teufelszeug? Der Abendblatt-Bericht über den Vorstoß von HSV-Boss Bernd Hoffmann, das kontrollierte Abbrennen von Pyrotechnik zu legalisieren, ist im Profifußball auf ein gemischtes Echo gestoßen. Für die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ist die Sache klar: "Pyrotechnik in den Stadien ist nach den DFL-Statuten verboten", heißt es in einer Stellungnahme der Dachorganisation vom Donnerstag.
Differenzierter fiel die Reaktion bei den anderen Profivereinen aus. Fortuna Düsseldorfs Clubchef Robert Schäfer einen Blick auf ein Experiment in Skandinavien. "Dort wird es ein Pilotprojekt geben. Das wäre eine Prüfung wert", sagte Schäfer. Vor allem von den Fans des dänischen Spitzenclubs Bröndby IF wird diese Technik intensiv getestet. Sie gilt als weniger gefährlich und gesundheitsgefährdend.
"Allerdings steht und fällt das mit der Akzeptanz. Da müssen sich alle Beteiligten wie Ordnungskräfte und Fans einig sein", sagte Schäfer. Bei "kalter Pyrotechnik" wird statt Magnesium Nitrozellulose verwendet, sodass die Fackeln nicht mehr 2000 Grad heiß sind, sondern nur noch die Hitzestärke einer Kerze haben.
Düsseldorf und Schalke sind skeptisch
Hoffmanns Vorschlag eines kontrolliertes Abbrennens der Pyrotechnik im Stadion erteilte Schäfer aber eine Absage. "Wir haben es bislang nicht geschafft, das Problem zu lösen. Legalisieren kann man Pyrotechnik nicht, das ist viel zu gefährlich", sagte Schäfer. Wie der HSV leidet auch der Bundesligaaufsteiger aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt finanziell in diesem Jahr besonders unter den Vorfällen. Zuletzt mussten die Düsseldorfer 52.125 Euro Strafe zahlen für das Fehlverhalten der Fans beim Spiel in Mönchengladbach.
Schalkes Sportvorstand Christian Heidel sieht die Chancen für eine Legalisierung skeptisch: "Ich halte mich lieber an die Gesetze. Wenn eine gewisse Gefahr besteht, dass Menschen zu Schaden kommen, dann ist es problematisch." HSV-Coach Hannes Wolf warb dagegen dafür, sich mit der Idee auseinanderzusetzen: "Wenn es gefährlich ist, finde ich es sehr schwierig und bedenklich. Aber wenn es sichere Varianten gibt, kann man darüber nachdenken. Dann sieht es ja auch ganz cool aus."
Feuerwehr lehnt Pyrotechnik strikt ab
Für die Feuerwehr macht die Temperatur der Feuerwerkskörper keinen Unterschied. "Aus Sicht der Feuerwehr und der Sicherheit der Menschen sagen wir: Pyro hat im Stadion nichts zu suchen, egal ob 200 Grad oder 2000", sagte Carsten-MichaelPix, Referent beim Deutschen Feuerwehrverband. Sicherheitskräften und Ärzten geht es nicht nur um Verbrennungsgefahr. "Manche Zuschauer haben asthmatische Erkrankungen und leiden unter der starken Rauchentwicklung. Außerdem sind Kinder im Stadion, sie könnten im Nebel Angst bekommen", sagte Pix.
Für Präsident Oke Göttlich vom HSV-Stadtrivalen FC St. Pauli ist die Verwendung von Pyrotechnik dagegen "seit Jahrzehnten Teil der Fan- und hysterischen Aufregungskultur". Der Verein habe im vergangenen Jahr in einer Zweitliga-Sitzung das Thema kalte Pyro hinterlegt. Ein Fanladen-Vertreter habe sich diese Variante bereits zeigen lassen.
Die "Pyro-Choreografie" der Dresden-Fans im Volksparkstadion: