Hamburg. Wurde der Stürmer im Zuge des Wechsels zu den Bayern unter Druck gesetzt? Die Arp-Einnahmen könnten sich für den HSV noch erhöhen.

Fiete Arp war nicht dabei. An jenem Donnerstag, den 12. Juli, als der HSV im Trainingslager im österreichischen Bad Erlach zum Paintball-Spielen fuhr. Aufmerksame Instagram-User hatten das schnell bemerkt, als der HSV ein Mannschaftsfoto des Ausflugs postete. Der eine oder andere User wollte Arp damals schon in München gesehen haben. Schließlich rechneten zu diesem Zeitpunkt alle mit dem Wechsel des Stürmers zum FC Bayern. Doch der HSV stellte noch am selben Abend klar, dass Arp nur einen Termin bei Sportchef Ralf Becker gehabt habe. Sieben Tage später folgte dann die überraschende und viel umjubelte Vertragsverlängerung des damals 18-Jährigen im Volkspark. Es war die Geschichte von einem Jungen, der den großen Bayern absagte, um bei seinem HSV bleiben zu können.

Es hätte eine schöne Geschichte werden können, die damals von den Beteiligten konstruiert wurde. Die Moral von der Geschicht’: Sie gibt es nicht. Denn sieben Monate später stellt sich nun heraus, dass Arp an jenem Julitag tatsächlich mit Becker nach München gereist war, um einen Vertrag beim FC Bayern zu unterschreiben, ehe er eine Woche später seinen Vertrag beim HSV verlängerte. Beide Clubs bestätigten am Donnerstagabend einen entsprechenden Bericht der „Bild“-Zeitung. Arp wird möglicherweise in diesem, spätestens im Sommer 2020 zum deutschen Rekordmeister wechseln. Über den Zeitpunkt des Transfers entscheidet der Stürmer selbst.

Ablöse könnte auf fünf Millionen Euro steigen

Der HSV kassiert bereits im laufenden Geschäftsjahr eine Ablösesumme von rund 2,5 Millionen Euro, die für das anstehende Lizenzierungsverfahren für die kommende Saison verbucht werden kann. Die Summe kann später dank branchenüblicher Prämienregelungen noch auf bis zu fünf Millionen Euro steigen – etwa wenn Arp sich mit den Bayern für die Champions League qualifiziert. Dass das Freundschaftsspiel im vergangenen August zwischen den beiden Clubs im Volkspark, das dem HSV Einnahmen von rund 250.000 Euro bescherte, ein Teil des Deals war, dementieren die Hamburger.

Mit dem Arp-Wechsel ist nun doch offiziell, was sich vor dessen Vertragsverlängerung beim HSV über Wochen angedeutet hatte. Umso mehr wirft der Transfer die Frage auf, warum die Clubs die Vereinbarung nicht schon im vergangenen Juli verkündet haben. Nach Abendblatt-Informationen waren es in erster Linie die Bayern, die den Transfer geheim halten wollten. Doch zu einer Vereinbarung gehören immer zwei Seiten. So wurden die HSV-Fans schließlich in den Glauben versetzt, Arp hätte dem Lockruf der Bayern widerstanden und dem Rekordmeister abgesagt. „Die Rückkehr der Romantik“ titelte die „Morgenpost“ am Tag danach auf einer Doppelseite.

Arp verzichtete beim HSV auf viel Geld

Tatsächlich hat Arp mit seiner Vertragsverlängerung beim HSV auf viel Geld verzichtet. Schließlich hätte er schon im vergangenen Sommer das Angebot aus München mit einem kolportierten Jahresgehalt von fünf Millionen Euro annehmen und sich etwa zu 1899 Hoffenheim verleihen lassen können. Arp aber wollte den HSV nach dem Abstieg in seiner ersten Profisaison noch nicht verlassen. In Hamburg verdient er aktuell rund 500.000 Euro pro Jahr, bei einem Aufstieg würde sich die Summe in der kommenden Saison verdoppeln.

„Der Abstieg hat Fiete sehr getroffen“, sagte HSV-Sportchef Becker. „Er wollte dann unbedingt erst einmal hierbleiben und mithelfen, dass wir wieder aufsteigen. Diesem Ziel ordnet er alles unter, daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.“ Becker spricht von „konstruktiven und fairen Verhandlungen“ mit den Bayern.

Bei Arp sollen Tränen geflossen sein

Klar ist: Ein Zurück gibt es nun weder für Arp noch für den FC Bayern. Wenngleich der Angreifer im vergangenen Jahr den Beweis schuldig geblieben ist, ob er wirklich das Potenzial hat für einen Platz im Kader des Rekordmeisters. Möglicherweise könnte sich die Bekanntgabe des Transfers einerseits befreiend für den 19-Jährigen auswirken. Die Geheimhaltung des Wechsels schien Arp ähnlich schwer belastet zu haben wie die Verhandlungen zuvor. Die Rede ist von Tränen, als der Jungstürmer dabei mit den Verantwortlichen im Büro saß. Wurde Arp von seinem Umfeld unter Druck gesetzt?

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Abendblatt-Aktion: HSV-Profi Fiete Arp im UKE

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    Unvorhersehbar ist noch, wie die HSV-Fans reagieren. Hätten die Clubs den Transfer bereits im Sommer offen kommuniziert, wäre das Verständnis der Anhänger vermutlich größer ausgefallen. Der HSV hofft dennoch, dass die Fans Nachsicht für die Entscheidung aufbringen und verweist auf Arps eindringlichen Wunsch, bei der Mission Wiederaufstieg mitzuhelfen.

    „Gerade in so einer harten Zeit kann und will man sich nicht vom HSV trennen, sondern dem Club das zurückgeben, was er verdient hat“ – das hatte der gebürtige Bad Segeberger nach seiner Vertragsverlängerung gesagt. „Mit dem Abstieg diesen Club zu verlassen, war für mich nie eine Option.“ Den HSV im Sommer mit dem Aufstieg zu verlassen, dürfte dagegen eine sehr wahrscheinliche Option sein.