Hamburg. Vor dem Pokal-Achtelfinale gegen Nürnberg muss der HSV die Niederlage von Bielefeld sowie einige personelle Rückschläge wegstecken.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – wohl selten in der jüngeren Vergangenheit hat die alte Sepp-Herberger-Weisheit besser auf den HSV gepasst als in der aktuellen Situation. Zwischen dem "schwierigen Tag" (O-Ton Hannes Wolf) mit der 0:2-Niederlage im Ligabetrieb bei Arminia Bielefeld und der großen Chance auf Wiedergutmachung und neue Meriten im DFB-Pokal liegen gerade einmal rund 75 Stunden.
Und während der Immer-Noch-Tabellenführer der zweiten Fußball-Bundesliga im Achtelfinal-Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg unbedingt in das Viertelfinale des "coolen Kult-Wettbewerbs" (Wolf) einziehen möchte, stellt sich die Frage, mit welchem Personal der HSV-Trainer dieses Vorhaben am Dienstag im Volksparkstadion (18.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) überhaupt angehen soll.
Lasogga und Jung fallen wohl aus
Denn neben der schmerzhaften 0:2-Niederlage hat der HSV aus Ostwestfalen auch einige personelle Sorgen zurück nach Hamburg genommen. Sicher zu sein scheinen die Ausfälle von Gideon Jung (Adduktorenprobleme) und Pierre-Michel Lasogga. "Bei Pierre wird es auf jeden Fall eng bis Dienstag, er müsste einen großen Sprung machen, damit er morgen trainieren kann", sagte Wolf am Sonntag.
Der Torjäger war zwar mit nach Bielefeld gereist, musste seinen Kaderplatz wegen Wadenproblemen aber kurzfristig freigeben. Alles zwar nicht überdramatisch, versuchte Wolf tags darauf zu beschwichtigen. Aber: "Eine leichte Verhärtung reicht in dieser Phase, um vielleicht auch noch ein zweites Spiel zu verpassen."
Bilder von der HSV-Niederlage in Bielefeld:
Der HSV verliert auf der Bielefelder Alm
Wolf macht eine Ansage an Arp
Dass für Lasogga statt Fiete Arp oder Manuel Wintzheimer dann Außenstürmer Bakery Jatta in die Spitze rückte, hatte für Wolf jeweils plausible Gründe. "Er hatte massive Rückenprobleme am Morgen und stand unter Schmerzmitteln", sagte der Coach über Arp. Da sich der Patient am Sonntag bereits erheblich besser fühlte, sei der 19-Jährige nun aber ein Kandidat für die Startelf gegen Nürnberg.
Die HSV-Profis in der Einzelkritik
Allerdings begleitet von einer klaren Ansage des Chefs. "Die Chance muss man dann halt auch nutzen, Vollgas geben, sich reinwerfen und einfach ein gutes Spiel machen", sagte Wolf in Gedanken an den Youngster, der am Sonnabend dann immerhin doch noch 17 Minuten ran durfte – ohne sich dabei werbewirksam in Szene setzen zu können.
Wintzheimer scheiterte an der Logistik
Eine Nominierung Wintzheimers wäre dennoch die größere Überraschung. Auch, wenn der Unterfranke am Sonnabend beim Sprung in den Kader lediglich an einer logistischen Hürde scheiterte. "Die U21 hat gestern gegen Hertha gespielt, da war Manu eingeplant", erklärte Wolf am Sonntag. Da sich Lasoggas Ausfall erst am morgens abzeichnete, wäre es für Wintzheimer "schwer geworden, dass er noch ankommt".
So durften sich gegen Bielefeld in der Offensive Jatta und auch Tatsuya Ito an vorderster Front versuchen. Grundsätzlich traue er dies auch Khaled Narey oder Berkay Özcan zu, sagte Wolf: "Er kann diese tiefe Position auch spielen." Wenn er denn spielen kann. "Es ist zum Glück nicht so schlimm, eher eine Prellung", sagte der Trainer über die Malaise des Neuzugangs aus dem Bielefeld-Spiel.
Die Statistik
Wolf hat bei Özcan "richtig gezuckt"
"Da habe ich richtig gezuckt", sagte Wolf über die Szene, als Özcan behandelt werden musste. Schließlich sei eben jener Fuß des Mittelfeldspielers betroffen gewesen, der erst kürzlich von einem Syndesmosebandriss genesen war. Als er Özcan sah, habe er erst an eine schwere Sprunggelenksverletzung gedacht, sagte Wolf. "Weil ich weiß, dass er relativ hart getreten werden muss, um zu humpeln."
Dennoch sei auch für Özcan die "Zeit kurz" bis zum Spiel gegen Nürnberg. Eine gute Personalnachricht gibt es für Wolf aber schon jetzt. Während Gotoku Sakai nach seinem Platzverweis für die nächsten Ligaspiele gesperrt sein wird, ist er im Pokal weiter spielberechtigt. "Ich gehe davon aus, dass er spielt", sagte Wolf über den Rotsünder – und dies noch: "Alle anderen sind gut durchgekommen und einsatzbereit."
Sakai entschuldigt sich via Instagram:
Was natürlich nicht auf Kapitän Aaron Hunt (Muskelfaserriss), Hee-chan Hwang (Einriss im Hüftbeuger) sowie die Rekonvaleszenten Kyriakos Papadopoulos und Jairo Samperio zutrifft. Für alle anderen gilt laut Wolf für die Vorbereitung auf das Pokalduell vor großer Kulisse (45.000 Karten im Vorverkauf) ein reduziertes Programm: "Aufwärmen, ein bisschen Passspiel, in die Abläufe kommen, die Reserven aufladen."
In "phantastischen Wettbewerb reinbeißen"
"Wir haben eine Mannschaft auf dem Platz, mit der wir gewinnen können, wie immer die auch aussehen wird", meinte Wolf zuversichtlich. "Wir wünschen uns, dass immer alle gesund sind. Wir haben jetzt eine etwas andere Situation. Aber es ist keinen Grund, dass wir hier jetzt die weiße Fahne hissen."
Gegen den Bundesliga-Vorletzten Nürnberg gehe es ohnehin von einer Partie auf Augenhöhe aus. Daher gelte es nun, sich in den "phantastischen Wettbewerb" reinzubeißen, sagte Wolf. "Wenn man jetzt guckt, wer da noch dabei ist, wünschen wir uns von ganzem Herzen, dass wir eine Runde weiter kommen."