Hamburg. Eigene Sportart oder nur daddeln? An der Beurteilung der HSV-eSportler scheiden sich die Geister. “Falscher“ Lasogga sorgt für Lacher.

Eigentlich war es eine Erfolgsmeldung in eigener Sache. Doch auch positive Nachrichten können mitunter einen Shitstorm in sozialen Netzwerken nach sich ziehen: Weil der HSV auf seiner offiziellen Facebookseite den Auftaktsieg seiner eSportler in der neuen "Virtual Bundesliga" verkündete, ist unter den Fans des Fußballvereins eine heiße Debatte um Sinn oder Unsinn des digitalen Fußballspiels entbrannt.

Während die einen sich vorbehaltlos über den historischen 5:2-Erfolg des HSV-Trios Niklas Heisen, Quinten van der Most und Jannik "Testotier" Berg im Nordderby über Hannover 96 freuen, ärgert andere die bloße Erwähnung der vereinseigenen Gamer. "Können Sie für den 'Sport' nicht einen eigenen Kanal schaffen? Hat mit dem HSV soviel zu tun wie PSG (Paris St. Germain/Anm. d. Red.) mit Finanz Fair Play", klagt ein Nutzer.

Andere echauffieren sich in ähnlicher Weise. "Konsolendaddeln als Sport zu bezeichnen, ist völliger Quatsch!!!", schreibt einer, während ein weiterer Fan anmahnt: "Hört doch bloß auf mit diesem eSport! Das ist kein Sport, sondern Computer spielen!!" Ein anderer schwingt die ganz große Keule und fragt in einem der ausgesuchten zitierfähigen Postings: "Was ist bloß aus dem HSV geworden?"

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DOSB hat eine Unterscheidung getroffen

Mit den hitzigen Diskussionen greifen die Hamburger Anhänger eine Debatte auf, die längst auch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) beschäftigt. Der Verband hatte im Oktober in einem Positionspapier eine vorläufige Entscheidung getroffen zwischen "elektronischen Sportartensimulationen" auf der einen und eGaming auf der anderen Seite.

Während letzteres nicht zu dem passe, "was den gemeinwohlorientierten organisierten Sport prägt", sieht die DOSB-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker in den virtuellen Sportarten "für unsere Vereine und Verbände Potenzial für eine Weiterentwicklung". Die Aufgabe sein nun, "die Sportvereine mit Qualifizierungen und Konzepten bei dem Umgang mit der modernen Jugend- und Alltagskultur eGaming zu unterstützen."

HSV-Projektleiter: "eSport ist ein Riesenthema"

Der HSV hatte sich bewusst dazu entschieden, als einer von 22 Proficlubs auch in der bundesweiten eSport-Liga mitzumischen. Auch, um darüber den Nachwuchs an den echten Fußball heranzuführen. "Durch die sportliche Situation der vergangenen Jahre ist uns nahezu eine ganze Generation weggebrochen“, sagt Projektleiter Florian Riepe. Über eSports will der HSV diese Zielgruppe wieder stärker an sich binden.

"eSports hat sich zu einem Riesenthema entwickelt. Auch in der Fußballbranche werden alle hellhörig", sagt der Direktor Marketing des HSV. In der Tat leisten sich inzwischen etliche große Clubs von Schalke bis Werder Bremen eigene eSport-Abteilungen. Der 1. FC Köln hat sich sogar gerade erst gemeinsam mit Mercedes bei dem traditionsreichen Unternehmen Team SK Gaming eingekauft. Spiele werden von ProSieben Maxx live im TV übertragen.

Der HSV indes kooperiert bei seinem digitalen Vorstoß mit seinem Marketingpartner Lagardère. Mit "Funreisen" konnte so auch ein eigener Trikotsponsor gewonnen werden. Lagardère-Geschäftsführer Robert Müller von Vultejus sagt: "Die junge Generation hat ein verändertes Medienkonsumverhalten, ist gleichzeitig aber auch schwer zugänglich. Viele von ihnen konsumieren Medien ausschließlich digital. Darin steckt eine große Chance."

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Training hauptsächlich an der Konsole

Eine aktuelle Studie spielt indes den Fürsprechern in die Karten, die die Auseinandersetzung an der Konsole als Sportart eingestuft sehen möchten – denn eSportler sind durchaus sportlich aktiver als gedacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage der Deutschen Sporthochschule in Zusammenarbeit mit dem Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung der AOK Rheinland/Hamburg.

Demnach gaben 84 Prozent von rund 1200 befragten eSportlern unterschiedlicher Leistungsstufen an, klassischen Sport zu betreiben. Jedoch erreichen nur 63,8 Prozent das empfohlene Mindestmaß von 2,5 Stunden Bewegung pro Woche. Das Training der eSportler beschränke sich meist auf den digitalen Bereich. 54 Prozent der Befragten spielen 20 Stunden oder mehr pro Woche.

"Hier ist also noch Luft nach oben", sagt SpoHo-Professor Ingo Froböse. Auffällig sei, dass meist kein zielgerichtetes Training erfolgt, sondern das jeweilige Spiel lediglich gespielt wird. Sogar 35 Prozent der Profi-eSportler unter den Befragten trainieren nicht speziell. "Ganzheitliche Ansätze, die auch ein Training abseits des Computers beinhalten, finden wir nur vereinzelt wieder", sagt Froböse.

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HSV-Profis lachen über "falschen" Lasogga

Das sieht bei den "echten" Profis des HSV naturgemäß anders aus. Aber auch unter den Zweitliga-Fußballern gibt es etliche Anhänger der digitalen Variante. Und im spanischen Trainingslager verfolgten die Spieler das virtuelle Bundesligageschehen durchaus mit Interesse. Verteidiger Rick van Drongelen schickte aus La Manga sogar einen Video-Gruß an die eSport-Kollegen.

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Für einen Lacher sorgte bei van Drongelen & Co. schließlich ein Bild des Augsburger Bundesliga-eSportlers Philipp Bederke, der HSV-Stürmer Pierre-Michel Lasogga wie aus dem Gesicht geschnitten scheint. Die Belustigung der Berufskicker zeigt: der Debatte um die Kategorisierung der Gaming-Sparte kann man auch mit Spaß begegnen.

Twitter-Bild mit Augsburgs "Lasogga" Bederke (2.v.l.):

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Oder, wie es eine Nutzerin auf Facebook in moderaten Tönen über die esport-Beurteilung formuliert: "Ich weiß nicht, ob man das sagen darf, aber dafür bin ich zu alt, Fußball in frischer Luft gefällt mir persönlich sehr viel besser! An alle, die es mögen, viel Spaß!" Für einen anderen Fan steht der Erfolg im Namen der Raute im Vordergrund: "Trägt jemand nen HSV-Trikot und gewinnt die Kirschkerne Weitspuck WM, dann ist es unser gemeinsamer Sieg!!!!"