Hamburg. 2019 werden die Weichen für die kommende Dekade gestellt. Es geht um Präsidentenwahl, Fan-Anleihe und Stadionname.

Auf das große Tamtam will Bernd Hoffmann bei diesem Jahreswechsel verzichten. Nach ein paar Tagen über Weihnachten in Leverkusen hofft der HSV-Vorstandsvorsitzende nun an diesem Montag auf ein ruhiges und entspanntes Silvester in Groß Borstel. „Ich feiere mit meiner Familie zuhause – ganz langweilig und normal.“

Das sind die großen Themen

Geht es nach Hoffmann, dann darf es beim HSV 2019 trotz des erhofften Aufstiegs gerne ähnlich langweilig und normal zugehen. Spricht man den Clubchef auf die großen HSV-Themen des nächsten Jahres an (Aufstiegskampf, Präsidentenwahl, mögliche Anteilsverkäufe, auslaufende Verträge mit Hauptsponsor Emirates und beim Stadionnamen, die Finanzierung der Fan-Anleihe), dann erlaubt sich Hoffmann einen Wunsch: „Ein verspäteter Weihnachtswunsch wäre, dass wir diese Themen so geräuschlos wie möglich in den kommenden Monaten abräumen können.“

"Chancen nutzen"

Nun ist das Leben bekanntlich kein Wunschkonzert. Und doch ist es Hoffmann wichtig, dass es im Vergleich zu den vergangenen Spielzeiten diesmal einen entscheidenden Unterschied beim HSV gibt: „In den vergangenen Jahren ging es am Jahreswechsel immer darum, den drohenden Untergang abzuwenden. Dieses Jahr geht es nun eher darum, dass wir unsere Chancen, die wir haben, auch wirklich nutzen.“

Die erste Bewährungsprobe für den erhofften HSV-Frieden lässt nicht lange auf sich warten. Bei der Mitgliederversammlung am 19. Januar stehen eine ganz Reihe kontroverser Themen auf der Agenda: ein Supportersantrag, den weiteren Verkauf über 24,9 Prozent der AG-Anteile grundsätzlich zu untersagen, die Wahl des Beirats, die Abwahl des noch amtierenden Rest-Präsidiums und natürlich die Wahl des neuen HSV-Präsidenten (Ralph Hartmann, Marcell Jansen oder Jürgen Hunke). „Von so einer Präsidentenwahl kann auch ein Zeichen ausgehen – ohne dass ich dabei personelle Wünsche habe“, sagt Hoffmann, der nur einen Ablaufwunsch hat: „Ich wünsche mir, dass sich der HSV auf der Mitgliederversammlung so geschlossen darstellt, wie das alle von unserem Team auf dem Platz erwarten.“

Mit allen Anteilseignern

Noch vor der Mitgliederversammlung steht ein weiterer HSV-Termin an, der ebenfalls nicht ohne ist: die Hauptversammlung mit allen Anteilseignern. Dort wird die Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres detailliert erläutert. Und wie immer darf man auch diesmal sehr gespannt sein, ob erneut Klaus-Michael Kühne, der 20,57 Prozent der AG-Anteile hält, dabei sein wird.

Kühne muss in den kommenden Wochen vor allem entscheiden, ob er den auslaufenden Vertrag über das Namensrecht am Volksparkstadion verlängern will. Oder nicht. Ein verabredetes Gespräch am 12. November in dieser Angelegenheit hatte Kühne wegen angeblich „gezielter Indiskretion der HSV-Verantwort­lichen“ abgeblasen.

Reden müssen die HSV-Chefs auch mit Vertretern von Hauptsponsor Emirates. Die Partnerschaft mit der Fluggesellschaft, die seit zwölfeinhalb Jahren andauert, läuft im Sommer aus. Klar scheint schon jetzt: eine Verlängerung mit der Airline , die (leistungsabhängig) zu Bundesligazeiten bis zu 7,5 Millionen Euro jährlich gezahlt hat, wäre nur im Aufstiegsfall realistisch. HSV-Vermarkter Lagadère soll bereits mit potenziellen Nachfolgern im Gespräch sein.

Rückzahlung der Fan-Anleihe

Im Gespräch sind beim HSV auch mehrere Optionen, wie der Club die Herausforderung der Rückzahlung der Fan-Anleihe stemmen will. Zwar sind die 17,5 Millionen Euro „erst“ im September fällig. Allerdings muss Finanzvorstand Frank Wettstein bereits im März ein schlüssiges Konzept präsentieren, um am Lizenzierungsverfahren der DFL teilzunehmen. Dem Vernehmen nach gilt es als wahrscheinlich, dass der HSV eine neue Anleihe aufsetzt, um die auslaufende Fan-Anleihe zu finanzieren.

Dass ein Aufstieg für die Bewertung des Jahres 2019 entscheidend ist, dürfte keine große Überraschung sein. Allerdings strahlt die Entscheidung im Mai nicht nur das HSV-Jahr 2019 aus, sondern womöglich auf die nächste Dekade. Gleich drei Szenarien scheinen möglich. Nummer eins: Der HSV verpasst den Aufstieg, es droht langfristig die Bedeutungslosigkeit oder sogar die Insolvenz. Nummer zwei: Der HSV steigt auf, wird aber zur Fahrstuhlmannschaft. Und Nummer drei: Der HSV steigt auf, ordnet die Finanzen und etabliert sich wieder in der Beletage des Fußballs. Das alles: Zukunftsmusik. Doch eines dürfte Hoffmann beim Anstoßen auf das neue HSV-Jahr klar sein: ein „normaler und langweiliger Club“ wird der HSV wohl nie. Frohes Neues!