Hamburg/Duisburg. Herbstmeister, 37 Punkte – diese Halbzeitbilanz hat am Ende fast immer gereicht. Doch es gibt ein abschreckendes Beispiel.
Vielleicht sollte der HSV einmal bei Jürgen Klopp nachfragen, wie das so ist mit der Herbstmeisterschaft und dem Aufstieg. Es dürfte allerdings Themen geben, über die der heutige Erfolgstrainer des FC Liverpool lieber erzählt. 2001, Klopp hatte noch nicht einmal den Trainerschein erworben, startete der Berufsanfänger mit dem FSV Mainz 05 furios in die 2. Fußball-Bundesliga. Zehn der ersten zwölf Saisonspiele wurden gewonnen, am Ende der Hinrunde hatte die Mannschaft 39 Punkte gesammelt und komfortable zehn Punkte Vorsprung auf die Nichtaufstiegsplätze.
Das Niveau konnten die Mainzer in der Rückrunde nicht halten. Trotzdem hätte noch am letzten Spieltag schon ein Unentschieden bei Union Berlin zum Aufstieg gereicht. Doch die 05er verloren 1:3 und sicherten sich damit einen Rekord, auf den sie gern verzichtet hätten: Mit einer Saisonbilanz von 64 Punkten waren sie der bis dato beste Nichtaufsteiger in der Geschichte der 2. Bundesliga.
Zugegeben: Es ist die große Ausnahme von einer ansonsten verlässlichen Regel. Seit zur Saison 1995/96 erstmals drei Punkte für einen Sieg vergeben wurden, sind nur fünf der 23 Herbstmeister am Saisonende nicht aufgestiegen. Die Erinnerung an die letzten beiden Rückrundenabstürze ist noch recht frisch: In der Vorsaison fügte Holstein Kiel seinen 33 Punkten aus der Hinserie nur noch 23 weitere hinzu. Am Ende scheiterten die "Störche" in der Relegation am VfL Wolfsburg. Das gleiche Schicksal widerfuhr ein Jahr zuvor Eintracht Braunschweig: Selbst 66 Punkte hatten dem Herbstmeister (34 Punkte) nicht für einen direkten Aufstiegsplatz gereicht. Noch tiefer war der Absturz, den 2005/06 Alemannia Aachen (Platz sechs) und 2010/11 Ergebirge Aue (Platz fünf) in der Rückrunde erlebten.
Nur Mainz hat 37 oder mehr Punkte verspielt
Der HSV sollte also gewarnt sein – und trotzdem schon mal mit der Planung der Feierlichkeiten beginnen. Denn außer den Mainzern hat keine der zwölf Mannschaften, die auf eine Halbzeitbilanz von 37 oder mehr Punkten kam, den Aufstieg noch verspielt. Düsseldorf ist es nur beinahe passiert: Die Fortuna halbierte 2011/12 ihre Hinrunden-Ausbeute (41 Punkte) in der Rückrunde (21), konnte sich aber in der Relegation noch in die Bundesliga retten. Ähnlich schwach fiel die Rückrunde des 1998/99er-Herbstmeisters SSV Ulm aus (24 nach zuvor 34 Punkten), doch damals reichte Platz drei sogar noch zum direkten Aufstieg.
"Erster nach der Hinrunde, das gibt uns für den Moment ein gutes Gefühl", sagte HSV-Kapitän und -Siegtorschütze Aaron Hunt nach dem 2:1-Erfolg am Freitag beim MSV Duisburg. Es würde sogar noch besser, wenn der HSV am kommenden Sonntag seine beeindruckende Auswärtsserie (sieben Siege, ein Unentschieden) ausbaut. "Wenn wir da gewinnen, können wir mit einem schönen Gefühl in die Winterpause gehen", sagte Gotoku Sakai.
Die Mainzer übrigens hatten ihr Trauma spätestens mit dem Aufstieg 2004 verarbeitet. Und diesmal war es ein glücklicher Rekord: 54 Punkte hatten zuvor noch nie zur Beförderung in die Bundesliga gereicht.