Wolf macht eine Ansage à la Herberger. Kühne lässt Stadionfrage offen. Hunt-Entscheidung am Donnerstag. MSV gibt mehr Tickets raus.
Pollersbeck und Hunt machen Hoffnung
Hannes Wolf darf auf einen Einsatz seiner Stammkräfte Julian Pollersbeck und Aaron Hunt in Duisburg hoffen. Zwei Tage vor dem Spiel beim MSV (Freitag, 18.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) standen beide Profis am Mittwoch bei der letzten öffentlichen Einheit wieder auf dem Platz.
Während Torhüter Pollersbeck nach seiner Erkältung das volle Pensum absolvierte, war Kapitän Hunt nach seinen muskulären Problemen unter Anleitung von Reha-Trainer Sebastian Capel hingegen zunächst nur individuell auf einem Nebenplatz zugange. "Ich habe ab und zu mal rübergeguckt, das sah gut aus", berichtete Wolf auf der anschließenden Pressekonferenz.
Er sei daher "vorsichtig optimistisch", Hunt nach Duisburg mitnehmen zu können. Dazu müsse der 32-Jährige das Abschlusstraining am Donnerstag allerdings voll bestreiten können. "Wenn das gut läuft, dann kann er spielen", sagte Wolf über Hunt. Sicher verzichten im Kader für das Duisburgspiel muss der Trainer auf Vasilije Janjicic – der Schweizer fehlt mit einer Nervenzerrung im Oberschenkel.
Wolf mit einem Spruch à la Herberger
Das hätte Sepp Herberger nicht präziser formulieren können. "Wenn du in Köln spielst, gibt es drei Punkte. Wenn du in Duisburg spielst, gibt es auch drei Punkte", sagte Hannes Wolf in der Pressekonferenz am Mittwoch. Was der Trainer damit ausdrücken wollte: In der zweiten Liga existiert keine unterschiedliche Wertigkeit von Siegen.
Und vor allem gibt es keine einfachen Gegner, daher muss der Letzte der Heimtabelle ebenso Ernst genommen werden wie der Primus. "Auch Duisburg will kicken", referierte Wolf, der dabei vor allem an das eigentliche Chancenübergewicht des Kellerkinds bei den vergangenen beiden Klatschen (0:4 gegen Kiel, 1:4 in Heidenheim) erinnerte. "Die letzten Ergebnisse sehen deutlicher aus, als sie am Ende waren."
"Wir werden auch in Duisburg nicht alles aus unserem Strafraum halten", prophezeite Wolf. Daher dürfe Pollersbeck "auch gerne noch einmal ein paar Bälle halten". So solle vermieden werden, dass ein möglicherweise dominantes Spiel in der Schlussphase doch noch zu eigenen Ungunsten kippen könnte. "Fußball ist ein verrücktes Spiel, da muss man hellwach bleiben", sagte Wolf.
Lieberknecht ist die HSV-Platzierung egal
Eine klare Ansage macht derweil Wolfs Kollege aus Duisburg. "Mir ist es egal, auf welchem Tabellenplatz der Gegner steht", sagte MSV-Coach Torsten Lieberknecht am Mittwoch. "Ich weiß, dass meine Jungs eine große Motivation für das Spiel haben. Fakt ist, der HSV hat seine Stärken und Fakt ist auch, wir haben schon mal den Tabellenersten geschlagen", sagte Lieberknecht mit Blick auf sein Debüt als Duisburgs Trainer. Denn zu seinem Einstand siegte der damalige Letzte völlig überraschend mit 2:1 beim 1. FC Köln.
Weiße Weste unter Schiedsrichter Dietz
Leiten wird das Spiel Christian Dietz (weder verwandt noch verschwägert mit Kultfan "Helm-Peter" Dietz). Der 34 Jahre alte Schiedsrichter aus München pfiff den HSV bislang genau ein einziges Mal – und das Spiel nahm prompt ein gutes Ende: Am 9. Spieltag kam Hamburg unter Dietz zu einem 2:1-Sieg bei Darmstadt 98.
Assistieren werden in Duisburg Wolfgang Haslberger und Lothar Ostheimer sowie Fabian Maibaum als Vierter Offizieller. Die MSV-Bilanz unter Dietz ist übrigens auch leicht positiv: In sechs Spielen gab es zwei Siege, drei Unentschieden und eine Niederlage. Der letzte Erfolg liegt allerdings bereits mehr als fünfeinhalb Jahre zurück.
Der letzte Einsatz bei einem Duisburgspiel war für Dietz indes ein denkwürdiger: Am 17. Spieltag der vergangenen Saison stellte er beim 2:2 auf St. Pauli Hamburgs Aziz Bouhaddouz mit glatt Rot vom Platz, nachdem der Stürmer den MSV-Profi Lukas Fröde mit einer Wasserflasche nassgespritzt hatte.
Duisburg gibt dem HSV noch mehr Tickets
Auch in Duisburg kann der HSV wieder auf eine ordentliche Wand zählen: Knapp 4500 Karten gingen an den Hamburger Anhang. Und das, obwohl dem HSV theoretisch nur rund 3150 Tickets zugestanden hätten. "Duisburg hat uns ein erhöhtes Kontingent zur Verfügung gestellt", sagte HSV-Pressesprecher Till Müller.
Mit im Schnitt 3350 Fans hat der HSV nach dem 1. FC Köln (durchschnittlich 3552 Fans) den reisefreudigsten Anhang der Liga. Den bisherigen Bestwert stellten rund die rund 6000 Schlachtenbummler beim 3:0-Sieg am zweiten Spieltag in Sandhausen auf. "Negativrekord" sind bis dato die 2200 HSV-Fans beim 2:1-Sieg in Darmstadt – was aber auch dem kleinen Fassungsvermögen des Böllenfalltors geschuldet war.
Kühne überlegt noch wegen der Namensrechte
Neues von Klaus-Michael Kühne: Der Investor ist nach eigenem Bekunden zufrieden mit der sportlichen Entwicklung – und deshalb vor allem auch weiter bereit zu einer Zusammenarbeit mit der Clubspitze um Boss Bernd Hoffmann bereit. "Bei Erfordernis oder nach Wunsch wird kommuniziert. Soweit ich es beurteilen kann, ist die Vereinsführung intakt“, sagte der 81 Jahre alte Milliardär der aktuellen "Sportbild".
Auch über die erfolgreiche Arbeit von Titz-Nachfolger Hannes Wolf zeigte sich Kühne erfreut. "Der Trainer macht es gut. Sportlich geht es in die richtige Richtung", sagte er, fügte allerdings hinzu: "Aber es muss noch besser werden."
Kühne besitzt 20,57 Prozent Anteile und ist größter Einzelaktionär. Der HSV e.V. hält 76,19 Prozent und gibt in der HSV-Fußball AG den Ton an. Derzeit stehen noch 1,09 Prozent der Anteile zum Verkauf. Das reicht Kühne aber nicht, er hätte gerne "acht bis zehn, je nach Bedarf". Dies hatten Hoffmann & Co. zuletzt stets abgelehnt, weshalb das Verhältnis zwischen beiden Seiten vorübergehend abgekühlt war.
HSV-Sportvorstand Ralf Becker hatte erst zu Wochenbeginn im Abendblatt-Interview "ein nettes und angenehmes Gespräch" mit Kühne bestätigt. Der 48-Jährige hatte aber auch betont: "Das ändert nichts daran, dass wir gut daran tun, auf dem Transfermarkt generell möglichst unabhängig zu agieren."
Dessen ungeachtet kann sich Kühne eine Verlängerung des am Saisonende auslaufenden Stadion-Vertrags vorstellen, das seit vier Jahren wieder den Namen Volksparkstadion trägt: "Zurzeit habe ich mich nicht festgelegt, ausschließen will ich ebenfalls nichts", betonte Kühne.
Präsidentschaftswahlen: Kandidaten-Trio steht
Was das Abendblatt bereits berichtet hatte, hat der HSV e.V. nun bestätigt: Ex-Präsident Jürgen Hunke, der frühere Vize Ralph Hartmann sowie Ex-Profi und Aufsichtsratsmitglied Marcell Jansen gehen als verbliebene Kandidaten in das Rennen um die Präsidentschaft des Gesamtvereins. Dies hat der Bereit in seiner gestrigen Sitzung beschlossen.
"Der Beirat ist überzeugt, den Mitgliedern mit diesen Kandidaten, die jeder für sich das Anforderungsprofil mit unterschiedlichen Schwerpunkten abbilden, eine gute Basis für die eigene Entscheidung anhand zu geben", hieß es in einer Mitteilung von Mittwoch. Gewählt wird im Rahmen der Mitgliederversammlung am 19. Januar in der edel-optics.de Arena in Wilhelmsburg (11 Uhr).
Der beim Mitgliedervotum erfolgreiche Bewerber tritt die Nachfolge von Bernd Hoffmann an. Der 55-Jährige war erst zu Jahresbeginn zum e.V.-Präsidenten gewählt worden, hat das Amt aber umgehend wieder abgegeben, weil er mittlerweile zum Vorstandsvorsitzenden der HSV-Fußball-AG aufgestiegen ist.
MSV macht sich mit 63er Video heiß
Als schwächstes Heimteam der Liga ist einem wahrscheinlich jedes Motivationsmittel recht: Vor dem Spiel gegen das Auswärts-Topteam HSV macht sich Duisburg mit einem historischen Spielbericht heiß. Via Twitter verbreitete der MSV ein Video von dem 4:0-Sieg gegen Hamburg in der Premierensaison der Bundesliga – der noch immer größte Erfolg der Blau-Weißen gegen die Rothosen.
Die dritte Saisonniederlage war für den HSV folglich wiederum die bis dato höchste ihrer Art. Außerdem blieb das Sturmduo Uwe Seeler und Charly Dörfel an jenem 9. November 1963 erst zum zweiten Mal ohne eigenen Treffer. Noch schlimmer: Auf die Pleite beim späteren Vizemeister Meidericher SV folgte eine Negativsträhne von vier sieglosen Spielen, verbunden mit dem Abrutschen von Platz zwei auf zehn.
Letzte Pleite in Duisburg vor 21 Jahren
Vor dem diesjährigen Aufeinandertreffen stehen die Vorzeichen etwas anders – der HSV ist nicht nur aufgrund der Tabellensituation klarer Favorit (bwin-Quoten: 1=4.40 0=3.50 2=1.80). Auch der Trend spricht eindeutig für die Mannschaft von Hannes Wolf.
Denn während der auswärts ungeschlagene HSV (sechs Siege und ein Unentschieden) auch mit Hilfe des neuen Trainers seit nunmehr elf Runden unbesiegt ist, steckt Duisburg trotz des Trainerwechsels zu Torsten Lieberknecht weiter im Tabellenkeller fest. Zuletzt kassierten die "Zebras" sogar zwei deutliche Niederlagen mit jeweils vier Gegentoren.
In Duisburg haben die Hamburger zudem keinen ihrer letzten vier Auftritte verloren (drei Siege und ein Unentschieden). Die letzte Niederlage im damaligen Wedaustadion datiert schon vom 18. November 1997. Damals an der Seitenlinie: Frank Pagelsdorf – jener Trainer, mit dem sich Wolf den vereinsinternen Rekord von vier Siegen in den ersten Pflichtspielen als neuer HSV-Coach teilt.
Zverev endgültig an den BVB verloren?
Hat der HSV das derzeit größte sportliche Aushängeschild Hamburgs an den BVB verloren? Am Dienstagabend jedenfalls ging Tennisstar Alexander Zverev in Monaco auf Tuchfühlung mit Borussia Dortmund. Rund um das letzte Gruppenspiel in der Champions League posierte der 21 Jahre alte Weltmeister mit den Funktionären und Spielern des Bundesliga-Spitzenreiters.
Im Anschluss an den 2:0-Sieg der Borussen folgte sogar ein Besuch in der Kabine. Dort feierte Zverev mit den Fußballern, hielt das ein oder andere Pläuschchen und ließ sich mit den Favre-Schützlingen ablichten. Darunter auch einzelne Bilder mit Teammanager Sebastian Kehl und Patrick Owomoyela (ehemals HSV II) sowie WM-Held Mario Götze.
Ein eindeutiges Bekenntnis zu Schwarz-Gelb statt zu Blau-Weiß-Schwarz? "Schön, Dich mal wieder gesehen zu haben, Alex!", twitterte Kehl vielsagend. Zverev selbst postete ein Bild der Begegnung bei Instagram und schrieb dazu: "Gut gemacht, Jungs, und viel Glück für die nächsten Spiele." Der ein oder andere HSV-Sympathisant unter den Followern zeigte sich prompt desillusioniert ("Oh nein! Nicht der BVB!").
In der Tat war der Uhlenhorster, der seinen Wohnsitz längst ins Steuerparadies Monaco verlegt hat, in der Vergangenheit nicht unbedingt als HSV-Fan in Erscheinung getreten. Bei den Australian Open ließ er sich Anfang des Jahres vielmehr zu einem wenig schmeichelhaften Spruch hinreißen, als er vor dem Duell mit dem Münchner Peter Gojowczyk unbedingt einen Verlauf wie in den Fußballspielen Bayern gegen HSV verhindern wollte.
Mit Liebesbekundungen gegenüber seiner Geburtsstadt ist die aktuelle Nummer vier der Tennis-Weltrangliste dagegen schon weiter. "Hamburg wird immer Heimat für mich bleiben", sagte Alexander Zverev im Dezember 2017 im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF.