Im Parallelduell um die Tabellenführung lässt Stadtrivale St. Pauli Federn. Für Ärger sorgen mal wieder zündelnde HSV-„Fans“.

Aue. Das Spiel war erst wenige Sekunden alt, da brannte es schon lichterloh im Erzgebirgsstadion. Mit der Leistung auf dem Platz hatte der blau-rote Pyro-Wall im Gästeblock jedoch wenig zu tun, sondern vielmehr mit den Feierlichkeiten der HSV-Ultragruppierung „Poptown“, die anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens auf sich aufmerksam machen wollte. Die Aufmerksamkeit wird bis nach Frankfurt reichen, von wo aus der Deutsche Fußball-Bund (DFB) eine Rechnung an den ohnehin schon klammen Verein für das Vergehen einiger Halbstarker schicken wird.

Der HSV ließ sich von dem erneuten Fehlverhalten seiner Anhänger nicht beeinflussen und erledigte die Pflichtaufgabe bei Erzgebirge Aue souverän. Pierre-Michel Lasogga, Khaled Narey und Tor-Debütant Bakery Jatta festigten mit ihren Treffern beim 3:1-Sieg die Tabellenspitze der Zweiten Liga. „Wir haben heute in größten Teilen sehr erwachsen gespielt und das schwere Spiel hier angenommen", sagte Lewis Holtby. Es war zugleich der vierte Sieg im vierten Pflichtspiel unter Neu-Trainer Hannes Wolf. So erfolgreich war noch keiner seiner zahlreichen Vorgänger gestartet.

Dabei zündeten Wolfs Offensivtrümpfe zunächst nicht so schnell wie die Geburtstagskerzen im Fanblock. Die erste Halbchance vergab Léo Lacroix, der trotz der Rückkehr des zuletzt gesperrten Innenverteidigers David Bates in der Mannschaft blieb, nach einer Ecke von Douglas Santos (3.).

Schon wieder trifft Lasogga

Es dauerte fast 20 Minuten, bis der HSV erneut gefährlich vor dem Tor der Gastgeber auftauchte – und in Führung ging. Narey legte für Lasogga quer, der nur noch einschieben musste (21.). Es war zugleich seine fünfte Torbeteiligung bei sechs Treffern seit dem Trainerwechsel – eine starke Bilanz.

Doch die Führung währte nur wenige Sekunden. Obwohl die Hamburger die Partie kontrollierten, sorgte ein Kollektivversagen der Defensive für den Ausgleich. Aues Clemens Fandrich (23.) egalisierte den Spielstand, weil alle Abwehrspieler der Hanseaten zu halbherzig agierten. Auch Torhüter Julian Pollersbeck machte keine glückliche Figur bei dem Gegentor.

HSV-Fan stürzt von Stadionzaun und verletzt sich schwer

Der HSV ließ sich davon nicht von seiner klaren Linie abbringen. Aus einer stabilen Defensive heraus zeigten sich die Hamburger im Angriff deutlich verbessert im Vergleich zu den Vorwochen. Vor allem die Standards von Santos sorgten immer wieder für Gefahr. So auch kurz vor der Pause, als Khaled Narey nach einer Ecke nur noch einnicken musste, aber stattdessen auf der Linie klärte (40.). Eine kuriose Szene, nach der auch der Unglücksrabe sekundenlang ungläubig ins Leere blickte.

Jatta feiert Tor-Premiere für den HSV

Narey nimmt Maß und schlenzt die Kugel in den Winkel zur erneuten Führung für den HSV
Narey nimmt Maß und schlenzt die Kugel in den Winkel zur erneuten Führung für den HSV © Witters

Nach dem Seitenwechsel brauchten die Hamburger einige Minuten, um wieder ins Spiel zu finden. Dann aber profitierte Narey von einem dicken Abwehrschnitzer der Gastgeber. Der Rechtsaußen legte sich die vom Gegner zugespielte Kugel zurecht und schlenzte von der Strafraumkante in den Winkel zur erneuten Führung (63.). „Wir waren eiskalt. Nach dem Ausgleich war es nicht einfach hier. Auch die Auer Fans sind dann nochmal richtig gekommen. Aber wir sind cool geblieben und haben die Dinger gemacht", sagte Torschütze Narey.

Einzelkritik: Narey schafft es gleich doppelt in den Jahresrückblick

Nach dem Tor stellte Wolf um, der Coach wollte jetzt verstärkt auf Konter setzen und brachte folgerichtig den pfeilschnellen Bakery Jatta für den blass gebliebenen Fiete Arp (64.). Der 2015 aus Gambia geflüchtete Flügelstürmer brauchte keine vier Minuten, um positiv auf sich aufmerksam zu machen. Bedient von Kapitän Aaron Hunt sah Jatta, dass Aue-Keeper Daniel Haas die kurze Ecke nicht zumachte, und traf fast von der Torauslinie zum 3:1 (68.). Die Profi-Torpremiere des 18-Jährigen war zugleich die Entscheidung.

Köln zieht an St. Pauli vorbei

Der HSV ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen, die tapfer kämpfenden Sachsen ergaben sich nun ihrem Schicksal. Bis auf einen Kopfball von Jatta (82.), der knapp am Tor vorbeiging, passierte nichts mehr. "Er soll jetzt weiter Vollgas geben, denn da geht auch noch was", sagte HSV-Trainer Wolf nach dem Spiel über Jatta.

Da Stadtrivale FC St. Pauli (23 Punkte) parallel gegen Heidenheim nicht über ein 1:1 hinaus kam, haben die Hamburger (27) nun vier Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz. Neuer Tabellenzweiter ist nun der 1. FC Köln (24), der Dynamo Dresden mit 8:1 nach Hause schickte.

Die Statistik

Aue: Haas - Cacutalua, Breitkreuz, Rapp - Rizzuto (72. Kvesic), Riese, Fandrich (76. Bertram), Dennis Kempe - Hochscheidt - Nasarow, Testroet (72. Robert Herrmann). - Trainer: Meyer

HSV: Pollersbeck - Sakai, Lacroix, van Drongelen, Santos - Mangala (86. Moritz) - Hunt (76. Bates), Holtby - Narey, Lasogga, Arp (64. Jatta). - Trainer: Wolf

Schiedsrichter: Johann Pfeifer (Rodgau)

Tore: 0:1 Lasogga (21.), 1:1 Fandrich (23.), 1:2 Narey (63.), 1:3 Jatta (68.)

Zuschauer: 16.000 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Rizzuto (6) - Hunt, Mangala (2)

Torschüsse: 10:18

Ecken: 4:4

Ballbesitz: 50:50 %