Hamburg. Der neue HSV-Trainer Hannes Wolf tritt auf die Euphoriebremse und schaut bereits auf das Pokalspiel gegen Wehen Wiesbaden.

Während die Profis, die beim 1:0-Sieg beim 1. FC Magdeburg am Freitagabend zum Einsatz kamen, einen lockeren Lauf durch den Volkspark absolvierten, mussten die Reservisten des Hamburger SV so richtig schwitzen. 90 Minuten Vollgas. Anders als bei Vorgänger Christian Titz stand der Tag nach einem Pflichtspiel bei Hannes Wolf nicht im Sinne der Aktiverholung. Vielmehr war es eine normale, intensive Einheit, die der 37-Jährige dazu nutzte, seine neue Mannschaft besser kennenzulernen. „Ich habe gut geschlafen, und freue mich natürlich, dass wir gewonnen haben. Das war schon wichtig“, gestand Wolf ein. Dass die zwischenzeitliche Tabellenführung am Sonnabend nach dem 1:1 des 1. FC Köln gegen den 1. FC Heidenheim schon wieder Geschichte ist, war rund ums Volksparkstadion nur eine Randnotiz.

HSV-Trainer appelliert an Disziplin der Mannschaft

Bereits auf der Rückfahrt hatte sich der Trainer im Bus den Auftritt seiner neuen Mannschaft noch einmal angeschaut. An Anschauungsmaterial mangelte es dem Fußballlehrer wahrlich nicht. In den 90 Minuten von Magdeburg wurde klar, dass trotz des hochverdienten Sieges noch viel Arbeit vor Wolf liegt.

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So analysiert Hannes Wolf den HSV-Sieg in Magdeburg

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    Gerade in der ersten Halbzeit gelang wenig. Viele Stockfehler, schlechtes Passspiel, wenig Struktur im Offensivspiel. Das änderte sich erst mit der verdienten Hinausstellung von David Bates, der in der 52. Minuten die Gelb-Rote Karte sah. Ein Bärendienst: „Das weiß er selbst. Ich habe es ihm und der Mannschaft aber noch mal gesagt, dass es Situationen gibt, die richtig wehtun. Das war so eine. Wir wollen ja auch voneinander lernen. Ich hoffe nicht, dass es im nächsten Spiel gleich noch einmal passiert. Wir wollen die Spiele schon zu elft beenden“, sagte der neue HSV-Trainer.

    Trainer Wolf lobt Reaktion auf den Platzverweis gegen Bates

    Wobei: Nimmt man es ganz genau, fing der HSV erst nach dem Aussetzer von Bates an, seine fußballerische Qualität auszuspielen. Mit dem Platzverweis fingen die bis dahin biederen Ostdeutschen an, am Spiel teilzunehmen. Ein fataler Fehler. Durch die offensivere Spielweise der Gastgeber boten sich zunehmend Räume, die der immer stärker werdende HSV clever nutzen konnte. „Nach der Gelb-Roten Karte kann es auch gegen uns laufen. Wir haben aber das Beste daraus gemacht. Wie schnell sich die Mannschaft von innen heraus neu organisiert hat, war sehr gut. Ich habe das System in Unterzahl vorgegeben. Den Rest hat die Mannschaft gemacht“ so Wolf, der sich darüber freute, dass seine Mannschaft nach zwei Trainingseinheiten jene Mentalität an den Tag legte, die er bereits vor der Partie eingefordert hatte. „Das war voll nach meinem Geschmack. Wir haben aber auch Fußball gespielt und sind nicht nur gerannt“, lobte der Trainer.

    Wolf-Vorgänger Titz hat Grundstein für Sieg gelegt

    Wolf selbst wollte seinen ersten Auftritt an der Seitenlinie nicht überbewerten. Der ehemalige Stuttgarter lobte vielmehr die Arbeit, die Vorgänger Titz abgeliefert hatte. „Wie viel ich geändert habe, kann man in Prozent gar nicht ausdrücken. Das waren kleine Dinge. Viel mehr haben wir auf die Substanz gesetzt, die hier gut erarbeitet wurde“, analysierte Wolf, der es nicht für nötig hält, jetzt alles über den Haufen zu werfen. „Ich muss den Spielern nicht jeden Schritt auf dem Platz erklären. Die Jungs spielen auf diesem Level, weil sie gut sind und etwas können. Ich will ihnen helfen, ihre Möglichkeiten auszuspielen“, sagte Wolf.

    Die nächste Chance besteht dazu bereits am Dienstag, wenn der HSV im DFB-Pokal beim SV Wehen Wiesbaden antreten muss. Der Drittligaclub hatte bereits in der vorherigen Runde den FC St. Pauli verdient ausgeschaltet. Deshalb warnt Wolf: „Wir können uns jetzt nicht tagelang auf die Schulter klopfen. Am Dienstag im Pokal wird es genauso schwer“, erklärte Wolf.