Polnisches Talent im Visier. Zinnbauer teilt Magaths Kritik an Titz' Spielweise. Alle Aue-Tickets weg. Heldt schwärmt von Walace.
HSV gelingt Revanche gegen Aarhus
Von wegen Geheimtraining: Der HSV probte an diesem Donnerstag den Ernstfall. In einem nicht öffentlichen Testspiel ging es am Nachmittag gegen Aarhus GF. Aarhus? Richtig: Gegen den dänischen Erstligaclub hatten sich die Hamburger vor drei Monaten im allerersten Vorbereitungsspiel zur laufenden Saison mit 1:5 (0:4) blamiert. Die Schwächen im HSV-Spiel deuteten sich schon damals an: viel Ballbesitz, wenig Ertrag und Anfälligkeit für Konter.
Und die Geschichte schien sich zunächst zu wiederholen. Nachdem Tatsuya Ito nach Vorlage von Aaron Hunt eine gute Chance zur HSV-Führung vergeben hatte (16. Minute), nutzten die Gäste ihre erste Gelegenheit eiskalt. Nach einem Ballverlust im Hamburger Spielaufbau leitete Tobias Sana über die linke Seite den Gegenstoß ein, Stürmer Ryan Mmaee vollendete zum 0:1 (27.).
Wenig später konnte HSV-Torwart Julian Pollersbeck mit einer glänzenden Parade wiederum gegen Mmaee verhindern, dass es mit einem größeren Rückstand in die Pause ging (30.). Ein Abseitstor von Pierre-Michel Lasogga fand zu Recht keine Anerkennung (42.).
Vier Wechsel – aber Höjer erhöht
In der Pause wechselt HSV-Trainer Christian Titz viermal: Für Pollersbeck, Lasogga, Arianit Ferati und Léo Lacroix kommen Tom Mickel, Bakery Jatta, Stephan Ambrosius und Gotoku Sakai. Besser wird es allerdings erst einmal nicht, im Gegenteil: Aarhus' Linksverteidiger Casper Höjer erwischt den HSV eiskalt und erhöht auf 0:2 (47.).
Hunt, Jatta und Narey drehen das Spiel
Immerhin: Der HSV fand jetzt allmählich zu seinem Offensivspiel. Nachdem Itos Abschluss im Fünfmeterraum noch geblockt worden war (54.), machte es Hunt wenig später später besser. Auf Flanke von Douglas Santos traf der Kapitän volley vom Elfmeterpunkt zum 1:2 (58.). Nur weitere sechs Minuten später sorgte Jatta per Elfmeter für den Ausgleich. Ito war in Aarhus' Strafraum gefoult worden.
Kurz vor Schluss war das Spiel dann gedreht. Sakai setzte Khaled Narey in Szene, und der vollendete zum inzwischen verdienten 3:2-Führungstreffer (89.). Dann war Schluss am Volkspark. Fazit. Die Revanche ist geglückt, aber an den Problemen muss weiter gearbeitet werden.
Moritz fiel mit Sprunggelenksverletzung aus
Darauf hob auch Titz nach dem Spiel ab: "Wir haben es eigentlich lange Zeit recht ordentlich gemacht, uns aber nicht frühzeitig belohnen können. Bei den Gegentoren haben wir nicht gut ausgesehen“, sagte der Trainer. Im Vergleich zum misslungenen ersten Test erkannte er aber deutliche Fortschritte: "In der zweiten Halbzeit haben wir durch Schnelligkeit Tiefe gewinnen können. Wir haben heute einige Dinge besser gemacht und selbst in den vergangenen Monaten auch eine Entwicklung genommen." Zur Belohnung haben seine Profis jetzt drei Tage trainingsfrei.
Neben den Langzeitverletzten Jairo Samperio, Gideon Jung und Kyriakos Papadopoulos sowie den neun HSV-Profis, die international im Einsatz sind, fehlte Titz auch Christoph Moritz. Der zentrale Mittelfeldspieler hatte beim Training am Mittwoch eine Dehnung des vorderen Außenbandes im Sprunggelenk erlitten.
U17 gewinnt, U19 verliert gegen Sønderjysk
Unterschiedlich erfolgreich waren die U19 und die U17 des HSV am Mittwoch bei ihren Testspielen gegen ihre Altersgenossen vom dänischen Erstligaclub Sønderjysk Elitesport. Während die B-Junioren auf der heimischen Anlage an der Alexander-Otto-Akademie mit 1:0 gewannen, unterlagen die A-Junioren nebenan mit 3:5.
Wie die Profis haben auch die Nachwuchsmannschaften des HSV aufgrund der internationalen Länderspielphase in dieser Woche spielfrei.
HSV will angeblich polnisches Talent Zurkowski
Der HSV hat laut polnischen Medien ein Auge auf Szymon Zurkowski vom Erstligaclub Gornik Zabrze geworfen. Der 21 Jahre alte Spielmacher und Kapitän der U-21-Nationalmannschaft könnte demnach bereits im Winter einen Wechsel anstreben. HSV-Scout Marcel Klos habe Zurkowski mehrfach beobachtet. Auch der englische Premier-League-Club FC Southampton sei an einer Verpflichtung interessiert.
Zurkowski ist seit mehr als einem Jahr Stammspieler in Zabrze. In der laufenden Saison kam er in elf Pflichtspielen auf vier Tore und drei Vorlagen. Er gehört auch zum erweiterten Kader der A-Nationalmannschaft, bestritt allerdings noch kein Länderspiel.
Zabrze soll den Berichten zufolge bereit sein, Zurkowski für eine Ablöse von vier Millionen Euro aus seinem bis 2020 gültigen Vertrag zu entlassen. Seinen Marktwert schätzt das Portal "Transfermarkt" auf 2,5 Millionen Euro.
Zinnbauer von HSV-Spielweise "nicht überzeugt"
Joe Zinnbauer teilt die Kritik von Vereinsidol Felix Magath an der Spielweise des HSV. "Was der HSV spielerisch auf dem Platz gezeigt hat bisher in der 2. Liga – da bin ich genauso wenig überzeugt wie Felix Magath auch", sagte der frühere HSV-Trainer der Zeitschrift "Kicker". Über die 0:5-Niederlage gegen Regensburg "brauchen wir nicht zu sprechen", auch beim 0:0 im Lokalderby gegen den FC St. Pauli habe er "mehr Angst zu verlieren statt der Lust zu gewinnen" gesehen. Zinnbauer: "Auch einige andere Spiele, die gewonnen wurden, waren nicht überzeugend für jemanden, der unbedingt aufsteigen muss."
Anders als Magath (65) äußerte Zinnbauer (48) allerdings Verständnis für die Entscheidung des HSV, Christian Titz wie einst auch ihn selbst vom Trainer der zweiten zum Trainer der ersten Mannschaft zu befördern: "Er hatte es am Ende der letzten Spielzeit trotz des Abstiegs geschafft, für eine kleine Aufbruchstimmung zu sorgen, weil die Entwicklung der Mannschaft nach der Trennung von Bernd Hollerbach positiv war." Titz bleibe aufgrund der fehlenden Nachhaltigkeit beim HSV allerdings auch "gar keine andere Wahl, als immer nur daran zu denken, wie er das nächste Spiel gewinnen kann und muss".
Zinnbauer übernahm zur Saison 2014/15 die damalige U23 des HSV. Nach acht siegreichen Spielen wurde er zum Nachfolger des erfolglosen Profitrainers Mirko Slomka berufen. Im März 2015 wurde Zinnbauer freigestellt. Bis Mai 2017 war er Trainer des Schweizer Erstligaclubs FC St. Gallen. Seit 1. Juli ist er vertragslos.
Neururer: HSV lädt Gegner zum Kontern ein
Auch Peter Neururer hat sich skeptisch zur Spielweise des HSV geäußert. Der 63-Jährige, der in der 2. Bundesliga neun Vereine trainiert hat, glaubt aber an den Wiederaufstieg. "Wenn sie ihre Fehler minimieren und den Gegner nicht zu oft zu Kontern einladen, dann müsste es mit der Rückkehr klappen", sagte Neururer der "Bild"-Zeitung. Die Hamburger hätten "ein top besetztes Team, das zum Aufstieg verdammt ist".
Explizit warnt Neururer den HSV vor dem nächsten Gegner VfL Bochum (21. Oktober, 13.30 Uhr, Volksparkstadion): "Der VfL hat mit die beste Truppe in der Liga. Besonders in der Defensive stehen sie gut."
Alle Aue-Tickets weg
Zu Hause ist der HSV Zuschauerkönig unter Europas Zweitligisten, und auch auswärts ist die Unterstützung für die Hamburger riesengroß. Nächstes Beispiel: Für das Spiel beim FC Erzgebirge Aue am 10. November waren am Donnerstag nur kurz nach dem Start des Mitgliedervorverkaufs alle verfügbaren Karten vergriffen.
Am Montag hatte es ebenfalls nur wenige Minuten gedauert, bis alle Karten für das Pokalspiel beim SV Wehen Wiesbaden (30. Oktober) verkauft waren. Nächster Vorverkaufsstart für Mitglieder ist am kommenden Dienstag für das Spiel beim FC Ingolstadt (1. Dezember, 13 Uhr).
Heldt schwärmt von Walace
In seinen eineinhalb Jahren beim HSV ist Walace Souza Silva nicht glücklich geworden und der Club nicht mit ihm. Unter Trainer Christian Titz durfte der Brasilianer Ende vergangener Saison sogar nur noch in der zweiten Mannschaft trainieren, nachdem er sich geweigert hatte, vom defensiven Mittelfeld in die Innenverteidigung zu rücken. Das und mehrere Eskapaden führten am Ende dazu, dass der HSV Walace im Sommer für sechs Millionen Euro an Hannover 96 abgab, fast vier Millionen Euro unter dem Einkaufspreis.
Bei den 96ern aber schlug Walace (23) derart ein, dass ihn Nationaltrainer Tite jetzt für die Testländerspiele gegen Saudi-Arabien und Argentinien in die Seleção zurückholte. Hannovers Manager Horst Heldt wundert das nicht: "Ich kann mich nicht erinnern, in all den Jahren einen so guten Spieler gehabt zu haben", schwärmte Heldt dem "Kicker" vor: "Er hat eine super Technik, ein gutes taktisches Verständnis. Ein sehr kompletter Fußballer."
Die Bedenken, die man nach unschönen Vorfällen in Hamburg der Disziplin Walaces gehabt habe, hätten sich als grundlos entpuppt. Heldt: "Walace ist engagiert, pünktlich, lächelt immer." Einziges Problem: Durch die Rückkehr in die Nationalmannschaft werde der Olympiasieger von 2016 jetzt auch für andere Clubs noch interessanter.
Baum: "Hahn ist der perfekte Spieler für den FCA"
Apropos enttäuschte HSVer, die woanders durchstarten: Auch André Hahn (28) hat seine Rückkehr zum FC Augsburg nicht bereut. "Er hat mehr als bestätigt, was wir in ihm gesehen haben", sagte Trainer Manuel Baum dem "Kicker". "Die Art und Weise, wie er spielt, passt zu 100 Prozent zu uns. Er ist ein richtig guter Pressingspieler, der sich für keinen Weg zu schade ist. Er ist variabel, kopfballstark und hat auch mit dem Ball richtig gute Ideen. In der Gesamtheit mit seinem Charakter ist er wirklich der perfekte Spieler für den FC Augsburg."
Hahn kam in bislang acht Pflichtspielen auf zwei Tore und drei Vorlagen. In der Vorsaison beim HSV verbuchte der Rechtsaußen in 24 Pflichtspieleinsätzen ganze drei Tore und null Assists. Allerdings: In seiner ersten Augsburger Zeit 2013/14 war der frühere Nationalspieler noch effizienter. Seinerzeit reichten ihm durchschnittlich 7,7 Torschüsse für einen Treffer, aktuell benötigt er 14. Auch die Zahl der Zweikämpfe und der Ballkontakte ist deutlich gesunken.
Hunt war Fan von Owen und Elber
HSV-Kapitän Aaron Hunt hat im Interview mit der Vereinszeitschrift "HSV live" über die Idole seiner Jugend gesprochen. "Als Kind war ich großer Fan von Giovane Elber. Von ihm hatte ich auch ein Trikot", sagte der 32-Jährige. Aufgrund seiner familiären Verbindung nach England sei er auch großer Anhänger von Michael Owen und dem FC Liverpool gewesen: "Mein Cousin war immer Manchester United-Fan, aber ich fand den Club eigentlich nie so geil, für mich war immer Liverpool die Nummer eins."
Seine Fußballbegeisterung sei ihm auch durch seinen Großvater vermittelt worden, der "extrem fußballverrückt" gewesen sei. Einen Großteil seiner Kindheit habe er dann in seinem Heimatdorf nahe Goslar auf einem asphaltierten Fußballplatz verbracht. Hunt bedauert, dass es immer weniger Straßenfußballer seiner Art gibt. "Ich finde es schade, dass gefühlt alle Spieler gleich ausgebildet werden, in ein vorgefertigtes Schema passen müssen und immer weniger Wert auf die Individualität jedes Einzelnen gelegt wird. Heutzutage habe ich oftmals das Gefühl, dass der Spieler in erster Linie schnell sein muss. Was er am Ende aber mit dem Ball anfangen kann, ist erst mal zweitrangig."
Dabei begeisterten sich die Fans gerade für das Besondere, das Weltstars wie Messi, Ronaldo oder Iniesta verkörperten. Hunt: "Ich persönlich finde es viel interessanter, einen Spieler wie Iniesta zu beobachten als eine taktisch gut ausgebildete und erfolgreiche Mannschaft. Da kommt bei mir irgendwie nichts rüber."