Hamburg. Vor dem Spiel gegen Regensburg setzt HSV-Trainer Titz weiter auf das Rotationsprinzip. Leistungsmaximum noch nicht erreicht.

    Die Mannschaft wartete am Freitagvormittag noch in den Katakomben, als fleißige Helfer über die Trainingsplätze am Volksparkstadion wirbelten. Nach und nach wurden sämtliche zur Verfügung stehenden Sichtbarrieren aufgebaut, damit Christian Titz vor dem Spiel am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) gegen Jahn Regensburg möglichst geheim taktische Kniffe einstudieren konnte. Auch ein vom steifen Hamburger Herbststurm umgewehter Bauzaun samt Plane wurde schnurstracks wieder aufgebaut. Schlussendlich war es vergebene Liebesmüh: Der HSV-Trainer verzichtete spontan darauf, den abgeriegelten Nebenplatz zu nutzen, ließ seine Spieler stattdessen frei sichtbar eine Stunde lang intensiv auf dem Hauptplatz im Schatten des Stadions schuften.

    „Das Wichtigste ist, dass wir die richtigen Spieler für das nächste Spiel finden. Das ist keine Floskel“, erklärte Titz: „Es gibt Spieler, die mit großer Belastung umgehen können, andere weniger, auch mental. Da müssen wir den Mix finden. Das ist gar nicht so einfach“, erklärte Titz, der bereits nach dem 1:0-Sieg in Dresden am Dienstag von seiner fast schon luxuriösen Kadersituation geschwärmt hatte.

    Qualität im Offensivbereich

    In der Tat ist die individuelle Qualität gerade im Offensivbereich das große Faustpfand des HSV. Trotz der Tabellenführung muss man konstatieren, dass der Bundesliga-Absteiger längst noch nicht an seinem Leistungsmaximum angekommen ist. Bei allen vier Saisonsiegen war es letztlich die individuelle Klasse, die den HSV vor einem Fehlstart bewahrte und an die Tabellenführung gebracht hat. Beim 3:0-Sieg in Sandhausen brillierte Khaled Narey mit einem Doppelpack, beim vermeintlich souveränen 3:0-Erfolg gegen Bielefeld sorgte Joker Pierre-Michel Lasogga ebenso für den Sieg wie beim 3:2 gegen Heidenheim. Und in Dresden kaschierte das Traumtor von Hee-Chan Hwang den über weite Strecken unbefriedigenden Auftritt. Aber wie heißt es so schön? Wer hat, der hat!

    Einen derart breiten Kader, vor allem auf den offensiven Positionen, kann außer dem 1. FC Köln (Terodde, Guirassy, Drexler, Schaub, Clemens, Cordoba) und mit Abstrichen Union Berlin (Gogia, Andersson, Polter, Hedlund, Abdullahi) kein Zweitligateam vorweisen. Dementsprechend groß ist der Kandidatenkreis derer, die gegen Regensburg zum Matchwinner beim HSV werden könnten.

    Titz rechtfertigt Personalrochade

    Neuester Anwärter: Aaron Hunt, der im Abschlussspiel im Wechsel mit Fiete Arp als Mittelstürmer auflief. Auch der zuletzt erkrankte Außenstürmer Tatsuya Ito sowie Mittelfeldmotor Lewis Holtby, der mit Fußproblemen pausieren musste, standen in der vermeintlichen A-Elf, deren Innenverteidigung von Léo Lacroix und überraschend Stephan Ambrosius besetzt wurde.

    Nimmt man das Abschlussspiel am Freitagvormittag als Maßstab, veränderte der HSV-Trainer im Vergleich zum Dresden-Spiel auf sieben Positionen. Bei so viel Rotation kann einem fast schon schwindelig werden. Dass die Stabilität vor allem in der Rückwärtsbewegung auch nach sechs absolvierten Pflichtspielen in der Zweiten Liga und im DFB-Pokal immer noch nicht gefunden wurde, will Titz nicht mit der andauernden Personalrochade begründen. „Der Fußball hat sich entwickelt, ist schneller geworden, es gibt mehr Spiele. Früher hatte man 12, 13 Stammspieler, die eine Saison durchgespielt haben. Das ist heute anders“ rechtfertigte Titz seine vielen Wechsel.

    Auch weil die zweite englische Woche in Folge auf dem Programm steht, könne „die Rotation ein großer Vorteil für uns werden. Die Spieler, die wir reingebracht haben, konnten sich nahtlos in die Spielidee einbringen und wussten, was wir wollten. Und sie haben auch ein Stück weit in den Spielen den Unterschied ausgemacht“, sagte Titz.Die Ergebnisse und vor allem die Personalentscheidungen geben Titz bisher recht. Welche elf Spieler es in die Startelf schaffen, will er an diesem Sonnabend nach dem Abschlusstraining entscheiden. Dann aber wirklich geheim, ohne Zuschauer. Wie man sich abschottet, wurde ja am Freitag bereits fleißig geübt.