Hamburg. Der einwechselte Torjäger erzielte beim 3:2-Sieg drei Tore in neun Minuten und rettete so den über weite Strecken schwachen HSV.
Als Schiedsrichter Harm Osmers um 14.52 Uhr ein letztes Mal in seinen Pfeife blies, wussten die HSV-Profis, bei wem sie sich zu bedanken haben. Immer wieder wurde Pierre-Michel Lasogga von seinen Kollegen geherzt. Mit drei Toren schoss der zur Pause eingewechselte Stürmer den HSV im Alleingang zum 3:2 (0:0)-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim. Noch minutenlang wurde der 26-Jährige von den 45.379 Zuschauern im Volksparkstadion gefeiert.
"Das ist einfach nur geil. Es ist mein zweiter Hattrick für den HSV. Damals gelang mir das in der ersten Liga. Ich war sauer, dass ich nur auf der Bank war, aber so der Mannschaft zu helfen, ist einfach nur toll", sagte der Matchwinner, der von seinem Trainer ein Extralob bekam: "Dass Pierre so reinkommt, ist eine hohe Qualität des Spielers. Er darf auch sauer sein, wenn er erst auf der Bank sitzt, aber es ist umso besser, wenn er das so in Leistung ummünzt", sagte der Coach, der mit einem Augenzwinkern anfügte: "Pierre hat mir gesagt, dass er vier Tore macht, wenn ich ihn von Anfang an bringe. Dann bräuchte ich auch nicht mehr zittern...“
Die erste Hiobsbotschaft bekam Titz bereits am Morgen vor dem Spiel gegen den 1. FC Heidenheim. Außenstürmer Tatsuya Ito ist über Nacht erkrankt, sodass er nicht zum Aufgebot am Sonnabendvormittag zählt. Für den Japaner rückte Arianit Ferati in den 18 Mann umfassenden Kader. Den Platz in der Startelf von Ito bekam Vasilije Janjicic.
Korea-Star Hwang bekam Vorzug vor Lasogga
In der Innenverteidigung feierte Neuzugang Léo Lacroix sein Zweitliga-Debüt. Der 27-Jährige verteidigt für den Schotten David Bates. Im Sturm erhält der Koreaner Hee-Chan Hwang den Vorzug vor Pierre-Michel Lasogga, der vor 19 Tagen beim 3:0-Sieg gegen Arminia Bielefeld noch doppelt getroffen hatte. „Wir haben uns nicht gegen Pierre entschieden, sondern für Hwang. Ich bin froh, dass ich einen so starken Spieler wie Lasogga von der Bank bringen kann, wenn der Gegner müde wird“, erklärte Titz. Eine Strategie, die in Perfektion aufging.
HSV tat sich lange schwer gegen Heidenheim
Vergnügungssteuerpflichtig war das, was der HSV über weite Strecken bot, jedoch nicht. Heidenheim schaffte es, mit großer taktischer Disziplin und Laufstärke die Hamburger zu entnerven. Die Folge: Unzählige Fehlpässe. Die Kreativzentrale um Aaron Hunt und Orel Mangala war ein Totalausfall. Darunter litt auch Neuzugang Hee-Chan Hwang, der noch ohne Bindung zum Rest der Mannschaft war. Und doch konnte der Koreaner andeuten, wie viel Qualität er hat. Die Leihgabe von RB Salzburg hatte im ersten Durchgang die beiden einzigen klaren HSV-Chancen (24./45.).
Heidenheim indes beschränkte sich abgesehen der ersten 15 Minuten auf die Defensive. Nikola Dovedan beschäftigte in der Anfangsphase die nicht immer souveräne HSV-Hintermannschaft. Doch mehr als ein Schuss, den Julian Pollersbeck halten konnte, sprang nicht heraus.
Doppelwechsel brachte die Wende für den HSV
Und so wurde es für das Team von Trainer Titz ein Geduldsspiel. Zur Pause brachte der Coach für den schwachen Vasilije Janjicic und Rick van Drongelen Stürmer Pierre-Michel Lasogga und Mittelfeldspieler Christoph Moritz. Mangala, bis dato im offensiven Mittelfeld aufgeboten, rückte in die Innenverteidigung.
Diese Umstellungen haben zunächst keine Wirkung gezeigt. Im Gegenteil. Ein verunglückter Torschuss von Marc Schnatterer landete durch Zufall im Lauf von Dovedan, der zu lange zögerte, und Gotoku Sakai so die Chance gab, zu klären. In der Folge rannten die Hamburger an, allein die Präzision fehlte.
Neuzugang Lacroix patzte beim Gegentor
Wie es besser geht, zeigten die Heidenheimer in der 64. Minute. Patrick Schmidt nutzte einen kapitalen Fehler von Lacroix zur Führung. Der Schock für die Hamburger: Robert Andrich verpasste es fünf Minuten später sogar, den wackelnden HSV erneut zu bestrafen. Sein Heber aus sechs Metern ging über den Kasten. Und das sollte sich rächen!
Offensiv blieben die Hamburger vieles schuldig. Und so musste ein Zufallsprodukt her, um den HSV wieder in die Partie zu bekommen. Eine abgerutschte Flanke von Douglas Santos klatschte an den Pfosten, von dort an den Körper von Lasogga und anschließend ins Netz. Der umjubelte Ausgleich, der eine Schlussoffensive einläutete. "Wenn man gegen einen defensiv kompakten Gegner spielt, braucht man Geduld, um sich offensiv Chancen zu erarbeiten. Zwei Gegentore sind allerdings zu viel, da dürfen wir es eigentlich nicht noch mal so spannend machen", erklärte Arp.
Titz ging volles Risiko und wird belohnt
Und Titz ging volles Risiko: Für den Defensivspieler Matti Steinmann kam in der Schlussphase Sturmtalent Fiete Arp. Eine Maßnahme, die sich ausgezahlt hat. Nach einer sensationellen Vorarbeit von Arp drückte Lasogga den Ball in Minute 80 per Kopf in die Maschen. Und die muntere Lasogga-Show ging weiter. Drei Minuten später stand der Vollblutstürmer erneut goldrichtig. Der Hattrick für den Publikumsliebling.
Doch die keinesfalls enttäuschenden Heidenheimer gaben sich nicht auf. Patrick Glatzel konnte aus Abseitsposition auf 3:2 verkürzen. Da es in der Zweiten Liga keinen Videobeweis gibt, wurde der Treffer gegeben. "Wir haben das Spiel über weite Strecken bestimmt, aber Heidenheim hat gut verteidigt. Die Mannschaft hat ausgezeichnet, wie sie zurückgekommen ist. Unsere Einwechsler haben dem Spiel ihren Stempel aufgedrückt", sagte Titz, der mit seinem Team den vierten Pflichtspielsieg in Folge feiern konnte. Das gelang dem HSV zuletzt 2009.
Am Ende aber brachte der HSV den knappen Sieg über die Zeit. Lange können die Hamburger aber nicht jubeln. Bereits am Dienstag (18.30 Uhr) steht das Nachholspiel bei Dynamo Dresden auf dem Programm.