Hamburg. HSV-Nachwuchscoach Pit Reimers kann Profitrainer Christian Titz viel über Dresdens Cristian Fiél verraten.

Vor neun Tagen verabschiedeten sich Pit Reimers und Cristian Fiél nach dem Unterricht in Hennef wie immer. Die beiden U-17-Trainer des HSV sowie von Dynamo Dresden bestreiten dort gemeinsam die Ausbildung des Deutschen Fußball-Bundes zum Fußballlehrer. Reimers fuhr an jenem Mittwoch nach Hause an die Elbe in Hamburg, Fiél nach Hause an die Elbe in Dresden. Was die beiden zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnten: Schon am nächsten Tag sollten beide beim Training der Profis dabei sein. Während Reimers derzeit eine Hospitation bei HSV-Coach Christian Titz absolviert, wurde Fiél kurzerhand sogar zum Cheftrainer ernannt.

An diesem Sonnabend (13 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) kommt es nun zum Duell zwischen dem HSV und Dynamo Dresden. Und in gewisser Weise ist es auch das Duell zwischen Reimers und Fiél. „Natürlich haben Pit und ich uns ausgetauscht und Informationen abgeglichen“, sagte Titz am Donnerstag. „Aber Cristian Fiél wird Pit sicher nicht verraten, wie er am Sonnabend spielen wird.“

Auf Anhieb gut verstanden

Wie Fiél, der nach der Entlassung von Uwe Neuhaus am vergangenen Donnerstag zum Interimstrainer von Dynamo ernannt wurde, spielen lässt, ist den Hamburgern allerdings bekannt. Fiél trainierte bislang Dresdens U 17. Daher kennt er sowohl Titz als auch Reimers. In der Saison 2016/17 trainierte Titz noch die U 17 des HSV, traf zweimal auf Fiél und Dynamo (ein Sieg, eine Niederlage). Zur Spielzeit 2017/18 wurde Reimers sein Nachfolger – und bezwang Fiél zweimal 3:0. „Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Seit unserem ersten Treffen sind wir immer im Austausch geblieben. Umso schöner, dass wir jetzt zusammen den Lehrgang bestreiten“, sagt Reimers im Gespräch mit dem Abendblatt.

Seit zwei Monaten sitzen Fiél und Reimers von Montag bis Mittwoch mit 23 weiteren Teilnehmern in Hennef, um den wichtigsten Schein für Fußballtrainer in Deutschland zu erwerben. Nebenbei noch eine Profimannschaft zu betreuen? Zeitlich nicht machbar. Deswegen wird das Spiel gegen den HSV für Fiél das vorerst letzte bei der ersten Mannschaft sein. Dass der 38-Jährige auf den Cheftrainerposten zurückkehren wird, gilt als sicher. „Cristian Fiél ist unser Trainerprojekt“, sagte Dresdens Geschäftsführer Ralf Minge.

Emotionale Art

Als Spieler bestritt Fiél zwischen 2010 und 2015 für Dynamo 117 Pflichtspiele, die meisten davon als Kapitän. Bei den Fans wurde er mit seiner emotionalen Art zum Publikumsliebling. „Cristian ist ein emotionaler Trainertyp. Man merkt, dass er als Profispieler Kapitän war“, sagt Reimers über seinen Kollegen. „Auf kommunikativer Ebene sind wir uns sehr ähnlich. Auch in der Art wie wir Fußball spielen wollen, gibt es einige Parallelen.“ Fiéls erstes Spiel vor einer Woche zu Hause gegen Heidenheim ging allerdings 1:3 verloren. Trotzdem sagt Reimers: „Ich habe einige Merkmale erkannt, die ich in der U 17 schon bei ihm gesehen habe.“

Christian Titz ist in jedem Fall gewarnt. „Dresden ist eine Mannschaft mit einem hohen fußballerischen Po- tenzial. Uns erwartet ein gefährlicher Gegner“, sagt der 47-Jährige. Dass Dynamo wie der HSV versucht das Spiel von hinten heraus aufzubauen, um es mit Ballbesitz zu kontrollieren, zeigt die Statistik. Nur der 1. FC Köln (2164) und der HSV (2056) hatten in den ersten Ligaspielen mehr Ballkontakte als Dresden (1895). In der Rubrik der Passquote liegt die SGD (84,4 Prozent) sogar vor dem HSV (83,44) auf Platz zwei hinter Köln (86,86).

Dresden will neuen Trainer präsentieren

Dass Fiél gepflegten Fußball spielen will, wissen sowohl Reimers als auch Titz. Beim HSV-Training am Donnerstag ließ der Chefcoach mit seinem Hospitanten an der Seite wie in jeder Einheit den Spielaufbau einstudieren unter Berücksichtigung der Spielart des Gegners. Dabei durfte auch Reimers helfen. „Ich bin Christian Titz sehr dankbar, dass er mich so nah in die Arbeit mit der Mannschaft einbindet“, sagt Reimers. „Das ist nicht selbstverständlich. Ich kann einiges mitnehmen.“ Am Sonnabend kann Titz auch einige Tipps von Reimers mitnehmen.

Angesichts seiner bisherigen Ergebnisse mit der HSV-Jugend gegen Fiél (2 x 3:0) und der jüngsten Ergebnisse der HSV-Profis (2 x 3:0) sagt Pit Reimers mit einem Augenzwinkern: „Ich tippe auf ein 3:0 für uns.“ Sollte es so kommen, wäre das für Fiél die zweite Niederlage im zweiten Spiel. Am Montag will Dresden seinen neuen Trainer präsentieren. Vieles läuft auf Lukas Kwasniok (ehemals U 19 beim KSC) oder Maik Walpurgis (ehemals Ingolstadt) hinaus.

Reimers und Fiél werden sich dann demnächst in Hennef wiedersehen.