Hamburg. Der HSV kann am Montag mit einem Sieg gegen Bielefeld am FC St. Pauli vorbeiziehen. Doch der Trainer hat andere Sorgen.
„Die Nummer eins der Stadt sind wir“ – der Gesang, den die St.-Pauli-Fans vor zwei Wochen nach dem Heimsieg gegen Darmstadt 98 und dem Sprung an die Tabellenspitze der 2. Bundesliga anstimmten, hallt manchem HSV-Anhänger noch unangenehm in den Ohren. Am Montag nun hat ihr Verein die Chance, mit einem Heimsieg gegen Arminia Bielefeld die Verhältnisse auch tabellarisch wieder so hinzurücken, wie sie eigentlich immer waren.
Christian Titz würde ihnen den Wunsch gern erfüllen. „Ich kann die Fans verstehen“, sagte der HSV-Trainer bei der Pressekonferenz am Sonntagnachmittag. „Das Hauptaugenmerk liegt aber auf Arminia Bielefeld und wie wir es schaffen, einen Sieg einzufahren. Das wird ein hartes Stück Arbeit.“ Zumal die Arminia eine Mannschaft habe, die in der Zweiten Liga jeden schlagen könne. Der Gedanke, am Lokalrivalen vorbeizuziehen, sei da „erst mal zweitrangig“.
Die Rahmenbedingungen stimmen beim ersten Montagabendspiel der Vereinsgeschichte (20.30 Uhr, Volksparkstadion/Sky). 43.500 Eintrittskarten sind verkauft, 2700 an die befreundeten Arminia-Fans. Jetzt gilt es nur noch, die richtige Auf- und Einstellung zu finden. Der Schock der schweren Verletzung von Jairo Samperio ist verdaut. Auch, weil sich Aaron Hunt zurückgemeldet hat.
Lacroix oder Bates?
Dem Saisoneinstand des Kapitäns steht laut Titz nichts im Wege: „Aaron ist voll gesund.“ Fragt sich nur, welche Position die richtige für ihn ist. Offensives Mittelfeld? Oder doch Sturmzentrum? Beide Varianten hat Titz immer wieder getestet. Abschließend entscheiden wollte er in Absprache mit seinem Trainerstab nach dem (nicht öffentlichen) Abschlusstraining am Sonntagabend.
Dann soll auch klar sein, wer in der Innenverteidigung die Position neben Rick van Drongelen einnimmt. Stephan Ambrosius, der am vergangenen Wochenende beim 5:3-Sieg im Pokal beim TuS Erndtebrück das Vertrauen erhalten hatte, scheidet diesmal aus – der 19-Jährige stand am Sonnabend für die zweite Mannschaft bei der 0:4-Heimnniederlage gegen Wolfsburg II auf dem Platz.
Im Gegenzug rückte Neuzugang Léo Lacroix in den Profikader auf – und hat gute Chancen auf sein Pflichtspieldebüt. Im Training stand der Schweizer zuletzt in der A-Mannschaft. Für seinen Startelfeinsatz sprächen nicht zuletzt seine 1,97 Meter – vier Zentimeter mehr als Mitbewerber David Bates. Titz: „Ich gebe ganz offen zu, dass das Überlegungen sind, die wir anstellen. Wenn du weißt, sie kommen mit hohen, langen Bällen. Ich glaube, dass wir dieses Spiel über die Kopfbälle gewinnen können.“
Oder war das nur eine verbale Nebelkerze? Im Abschlusstraining ließ Titz jedenfalls den nur unwesentlich kleineren David Bates (1,93 Meter) und nicht Lacroix neben van Drongelen verteidigen.
Titz wünscht sich Jairo-Ersatz
Auf dem linken Flügel wird Tatsuya Ito wohl eine neue Chance bekommen. Hier mangelt es nach dem Abgang von Filip Kostic und der schweren Verletzung von Jairo Samperio – der Spanier wird am Dienstag im UKE operiert – an Alternativen. Bakery Jatta ist derzeit keine. Er brauche noch einige Trainingseinheiten, um wieder auf den Leistungsstand zu kommen, den er einmal hatte, sagte Titz. „Er war lange verletzt, es war nahe an einer Schambeinentzündung, deshalb mussten wir die Belastung dosieren. Wenn er gesund ist, ist er ein interessanter Spieler für uns.“ Jatta ist in dieser Saison nur in der Regionalliga zum Einsatz gekommen.
Auch deshalb sähe es der Trainer gern, wenn der Verein noch einen Spieler nachverpflichten würde: „Wir haben Spieler im Kader, die Jairos Position problemlos spielen können. Aber für die Breite des Kaders wäre es sinnvoll, sie nachzubesetzen.“ Letztlich sei das aber eine Vorstandsentscheidung. Wenn ein Neuer kommt, gut. Und wenn nicht? „Habe ich großes Vertrauen in die Mannschaft, dass wir es kompensieren können.“
Jairos Verletzung schockt HSV-Trainer Christian Titz