Hamburg. Arp, Holtby und Narey sorgen für die schönste Kombination des Spiels. Das reicht aber nicht gegen die Bayern, die mit 1:4 gewinnen.

Die Konsequenzen für eine für einen Zweitligisten knackige Preispolitik wurden schon vor dem Anpfiff deutlich. 16 bis 45 Euro Eintritt verlangte der HSV von seinen Fans für das Testspiel gegen Bayern München, das auch im Free-TV bei Sport1 oder im Livestream bei DAZN zu sehen war. Dadurch blieben viele Plätze auf dem Oberrang frei.

Die restlichen 27.638 Zuschauer wollten sich von den erstligareifen Ticketpreisen dennoch nicht die Laune verderben lassen. Auch nach der 1:4-Niederlage gegen die Bayern applaudierten die HSV-Fans ihrer Mannschaft. Die Münchner spielen mittlerweile in einer anderen Liga – das sahen auch die HSV-Anhänger ein und erkannten den kämpferisch soliden Auftritt ihrer Mannschaft an.

Flügelstürmer Khaled Narey brachte die Hamburger in Führung (25. Minute), doch Sandro Wagner (31., 41.) und Thomas Müller (73., 86.) drehten die Partie für die Gäste jeweils mit einem Doppelpack.

Torschütze Narey möchte das Niveau halten

„Es ist schwer, gegen Manuel Neuer ein Tor zu schießen. Dass mir das gelungen ist, darüber bin ich natürlich glücklich“, sagte Torschütze Narey, der zuletzt auch doppelt in Sandhausen traf. „Für mich persönlich läuft es im Moment natürlich gut. Ich versuche, das Niveau konstant zu halten.“

Vor halb leeren Rängen begann der HSV mit Sturmjuwel Fiete Arp, der vor wenigen Wochen noch fast zu den Bayern gewechselt wäre. Auch der dribbelstarke Flügelspieler Tatsuya Ito sowie Neuzugang Léo Lacroix in der Abwehr bekamen von HSV-Trainer Christian Titz das Vertrauen ausgesprochen.

Auf der Linksverteidigerposition startete Youngster Josha Vagnoman für den Brasilianer Douglas Santos, der für die Partie geschont wurde. Im Tor stand zunächst Tom Mickel, mit dem der HSV taktisch leicht verändert im Vergleich zur Liga spielte. Der Ersatzkeeper wurde weniger ins Aufbauspiel einbezogen, als Stammtorhüter Julian Pollersbeck es gewohnt ist. Dadurch agierte die Defensive insgesamt mit weniger Risiko als zuletzt.

An seiner offensiven, auf Ballbesitz ausgelegten Spielidee hielt Trainer Titz dagegen fest. „Wir haben heute vieles umgesetzt, was der Trainer von uns verlangte. Wir sind mutig aufgetreten, haben versucht, hinten herauszuspielen, was uns auch gelungen ist", sagte Narey.

Nach ersten Warnschüssen von Nationalspieler Leon Goretzka (4.) und Arjen Robben (14.), der Vagnoman immer wieder vor Probleme stellte, erarbeitete sich der HSV ab Mitte der ersten Hälfte mehr Spielkontrolle. Die Titz-Elf gewann plötzlich mehr Zweikämpfe im Mittelfeld, weil sie die Gäste immer wieder doppelten.

Traumhafte Kombination von Arp, Holtby und Narey

Die Folge war das 1:0 nach der schönsten Kombination des Spiels: Arp leitete den Ball weiter auf Holtby, der das Auge für den mitgelaufenen Narey (25.) hatte. Ohne Furcht vor Nationaltorwart Manuel Neuer schloss der Neuzugang aus Fürth mit einem Tunnel ab zur Führung für den Zweitligisten. Der Volkspark jubelte, die Bayern waren zumindest für einen kurzen Moment geärgert. Doch dann wurde Lewis Holtby nach einem Tunnel gegen Renato Sanches übermütig und wollte es auch noch mit Flügelflitzer Kingsley Coman aufnehmen.

Das sollte sich rächen, denn der schnelle Franzose nahm Holtby den Ball ab und zog ohne Probleme an Gotoku Sakai vorbei, der Coman tölpelhaft im Strafraum zu Fall brachte. Schiedsrichter Tobias Stieler aus Hamburg gab folgerichtig einen Elfmeter, den Sandro Wagner (31.) mühelos verwandelte. Die Bayern agierten jetzt griffiger und mit weniger Fehlern, der HSV wirkte wiederum leicht schockiert vom vermeidbaren Ausgleichstreffer.

Und so nutzten die Münchner diese kurze Hamburger Phase des Neu-Sortierens mit einem sehenswerten Hackentreffer von Wagner (41.) aus. „Wir haben es in den wichtigen Momenten verpasst, vernünftig zu verteidigen. Die Gegentore fielen zu einfach, aber ich finde, wir haben in der ersten Hälfte ein gutes Spiel gemacht – vor allem in den Ballbesitzphasen", sagte Holtby.

Nach der Pause tauschte Titz seine Elf bis auf Außenverteidiger Sakai, der erst Mitte der zweiten Hälfte durch Bakery Jatta ersetzt wurde, komplett durch. Bedingt durch die vielen Wechsel war der Spielfluss verloren gegangen. Besonders die rechte Angriffsseite des HSV blieb durch die Hereinnahme von Arianit Ferati wirkungslos.

Thomas Müller brachte mehr Effektivität

Da auch Außenbahnspieler Jairo auf der Gegenseite kaum Akzente setzen konnte, hatten die Bayern leichtes Spiel. Erst Sanches (50.) und dann Coman (57.) fanden ihren Meister aber in den zur Halbzeit ins Spiel gekommenen Pollersbeck. Mit der Hereinnahme von Thomas Müller brachte Bayern-Trainer Niko Kovac mehr Effektivität auf den Platz. Dem Nationalstürmer reichten 30 Minuten, um mit einem Doppelpack (73./86.) für einen standesgemäßen Endstand zu sorgen.

Die Aufstellung des HSV: Mickel (46. Pollersbeck) – Sakai (61. Jatta), Lacroix (46. Bates), van Drongelen (46. Ambrosius), Vagnoman (46.Knost) – Mangala (46. Moritz) – Narey (46. Ferati), David (46. Janjicic), Holtby (46. Wintzheimer), Ito (46. Jairo) – Arp (46. Lasogga)

FC Bayern: Neuer (46. Ulreich) – Rafinha (59. Kimmich), Köhn (83. Cuni), Mihaljevic (59. Senkbeil), Awoudja (46. Süle) – Rudy (59. Thiago), Sanches (73. Zaiser) – Robben (46. Ribéry), Goretzka (59.Müller), Coman (59. Franzke) – Wagner (73. Zirkzee)