Kiel stapelt tief. Bicakcic-Wechsel gerät ins Stocken. Becker warnt vor Überheblichkeit. Poker um Santos. Wehlmann spioniert.
Baffo vor Wechsel zum HSV
Für Trainer Christian Titz stellt sich die Innenverteidigung derzeit praktisch von selbst auf. Aktuell stehen nur Rick van Drongelen (19) und Neuzugang David Bates (21) zur Verfügung. Gideon Jung und Kyriakos Papadopoulos (beide Knorpelschaden im Knie fallen langfristig aus, Stephan Ambrosius (Kapselzerrung) zumindest kurzfristig. Titz hat deshalb bereits öffentlich Verstärkungen angemahnt: „Mit den Jungs, die wir haben, sind wir zwar gut besetzt. Aber wir dürfen nicht blauäugig sein.“
Jetzt hat der Club offenbar schneller reagiert als gedacht. Denn der Transfer von Joseph Baffo steht unmittelbar bevor. Der bisherige Braunschweiger absolvierte am Montag eine umfangreiche medizinische Untersuchung in Hamburg. Am Dienstag trainiert er dann erstmals zur Probe mit. Zunächst hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet.
Baffo (25), 1992 in Ghana geboren, wurde 2015 mit der schwedischen U-21-Nationalmannschaft Europameister. Anschließend wechselte er zu Eintracht Braunschweig. Im Oktober vergangenen Jahres erlitt er einen Kreuzbandriss – wohl auch ein Grund dafür, dass der Traditionsclub aus der Zweiten Bundesliga absteigen musste. Baffo war zuvor Stammspieler und hatte in elf Ligaspielen drei Tore erzielt – für einen Abwehrspieler eine bemerkenswerte Quote.
Auf eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrags hatte Baffo laut "Kicker" verzichtet, um zu einem „Top-25-Club“ in Deutschland wechseln zu können. Zuletzt hielt er sich in seiner schwedischen Heimat bei IFK Göteborg fit.
Bicakcic-Wechsel gerät ins Stocken
Ein konkreter Kandidat für die Abwehr war auch Ermin Bicakcic (28). Doch nach Abendblatt-Informationen sind die Verhandlungen des HSV mit 1899 Hoffenheim ins Stocken geraten. Der Bundesligaclub würde den bosnischen Innenverteidiger (Vertrag bis 2020) allenfalls verkaufen wollen, für den HSV kommt dagegen aufgrund der angespannten finanziellen Situation nur ein Leihgeschäft infrage. Mit der Unterschrift Baffos hätten sich die Bemühungen um "Eisen-Ermin" ohnehin erledigt.
Ein Verkauf von Albin Ekdal und/oder Filip Kostic könnte aber wieder Bewegung in die Sache bringen. Beide WM-Teilnehmer würden dem HSV eine Millionenablöse in die Kasse spülen.
Kiel holt Freiburger Meffert
Der Auftaktgegner hat sich bereits verstärkt: Holstein Kiel hat Mittelfeldspieler Jonas Meffert vom SC Freiburg verpflichtet. Das gab der Zweitligist nach dem Testspiel gegen den spanischen Erstligisten SD Eibar (2:3) am Sonnabendabend bekannt. Der 23-jährige Meffert erhielt einen Vertrag bis 2021.
Meffert war im Juli 2016 von Bayer Leverkusen nach Freiburg gewechselt, wurde danach an den Karlsruher SC ausgeliehen, für den er 58 Zweitliga-Spiele bestritt. Für die Freiburger absolvierte er ein Bundesliga-Spiel. Holsteins Trainer Tim Walter bezeichnete Meffert als „technisch versierten, intelligenten Mittelfeldspieler mit strategischem Sachverstand“.
Kiel stapelt tief
Holstein Kiels Trainer Tim Walter geht zum Zweitligastart mit Zuversicht ins Nordderby beim HSV (Freitag, 20.30 Uhr/Sky und im Abendblatt-Liveticker). „Wir freuen uns total darauf. Das Spiel an sich und die Gegebenheiten motivieren jeden genug. Uns konnte eigentlich nichts Besseres passieren, denn: Niemand erwartet etwas von uns – außer der Trainer“, sagte Walter dem „Flensburger Tageblatt“.
Während er Bundesliga-Absteiger HSV zu den Aufstiegsfavoriten zählt, gibt sich Walter bei den eigenen Zielen zurückhaltend. Die Kieler würden trotz des überraschenden dritten Ranges in der vergangenen Saison gut daran tun, es langsam anzugehen. „Wir versuchen jede Woche, ein Spiel zu gewinnen. Das sollte der Anreiz für jeden Profi sein“, meinte der 42-Jährige. „Ich hoffe, dass wir eine Siegermentalität entwickeln, die Jungs voranbringen und den Club im Profibereich etablieren“, sagte der Nachfolger von Markus Anfang.
Trotz der Transfers am Wochenende mit dem südkoreanischen WM-Teilnehmer Lee Jae-Sung (Jeonbuk Hyundai Motors FC) und Jonas Meffert (SC Freiburg) hofft der Ex-Coach von Bayern München II auf weitere Zugänge. „Der Wunsch, noch mal auf dem Transfermarkt tätig zu werden, ist da. Aber wir haben auch jetzt schon ein schlagkräftiges Team, das auf jeden Fall in der Zweiten Liga bestehen kann.“
Luftholen vor dem Liga-Auftakt
Bevor am Freitag mit dem Derby gegen Holstein Kiel die erste Zweitligasaison der Vereinsgeschichte beginnt, heißt es für den HSV heute noch einmal Kräfte sammeln. Trainer Christian Titz hat seiner Mannschaft freigegeben. Am Dienstag beginnt dann um 11 Uhr am Volksparkstadion die heiße Vorbereitungsphase.
„Wir haben jetzt fast sechs Wochen Vorbereitung hinter uns und sind körperlich schon sehr weit“, sagt Titz, „aber wir werden sicher noch die ersten drei, vier Spiele brauchen, um die nötige Spielhärte zu bekommen.“
Becker warnt vor Überheblichkeit
HSV-Sportvorstand Ralf Becker warnt seine Mannschaft vor dem Saisonstart gegen seinen Ex-Club Holstein Kiel vor Überheblichkeit. „Wenn wir denken, der HSV ist zu groß für die 2. Liga, machen wir schon den ersten großen Fehler“, sagte der 47-Jährige dem „Kicker“: „Wenn wir mit Arroganz und dem Glauben darangehen, wir kommen ohne harte Arbeit und allein mit individueller Qualität durch, werden wir in der Liga unser blaues Wunder erleben.“
Am Ziel Wiederaufstieg ließ Becker allerdings keinen Zweifel: „Alles andere wäre für den HSV keine vertretbare Aussage. Wir sollten dennoch kein Ultimatum stellen, denn es darf schließlich nicht alles nur auf ein Jahr ausgerichtet sein, wir wollen hier etwas aufbauen.“
Wehlmann spioniert beim HSV
Ein Bundesliga-Einsatz war Carsten Wehlmann in seiner Zeit beim HSV nicht vergönnt, nur in der Regionalliga stand der frühere St.-Pauli-Torhüter einmal für die Rothosen auf dem Platz.
Am Sonnabend kehrte Wehlmann (46) ins Volksparkstadion zurück – in seiner jetzigen Funktion als Chefscout von Holstein Kiel sollte er die Stärken und Schwächen des Auftaktgegners ausloten.
Das Poker um Santos
Eigentlich ist Douglas Santos zu gut für die Zweite Liga. Ebendeshalb will der HSV den linken Verteidiger unbedingt halten: Er gilt als Schlüsselspieler für das Projekt Wiederaufstieg. Bei einem unmoralischen Angebot für den brasilianischen Olympiasieger, der vor zwei Jahren für 7,5 Millionen Euro geholt wurde und dessen Vertrag noch drei Jahre gilt, müsste der HSV allerdings doch einen Verkauf in Erwägung ziehen.
An Interessenten hat es nicht gefehlt, aber jetzt könnte es konkret werden. Laut „Bild“-Zeitung war Santos’ Berater Roberto Dantas jr. am Wochenende in Hamburg. Um einen Wechsel vorzubereiten?
Sportvorstand Ralf Becker hatte Santos bei einem Besuch in Brasilien im Juni vom Verbleib überzeugen wollen. In der Zweiten Liga kann sich Santos allerdings unmöglich für eine Rückkehr in die Nationalmannschaft empfehlen, das habe ihm Nationaltrainer Tite verständlich gemacht. Immerhin: Bewerber aus Brasilien braucht der HSV kurzfristig nicht zu fürchten. Dort ist die Transferfrist bereits am 20. Juli abgelaufen.
Trotz Abstiegs: Aufbruchstimmung beim Volksparkfest des HSV
HanseMerkur steigt beim HSV ein
Der HSV hat einen neuen Sponsor: Die HanseMerkur-Versicherungsgruppe wird zur neuen Saison der siebte Exklusivpartner des Bundesliga-Absteigers. Der Vertrag beinhaltet auch das Titelrecht als „offizieller Partner des Familienblocks“ im Volksparkstadion, wie der Club mitteilte.
„Beide Parteien profitieren direkt voneinander und sind gleichermaßen stark mit der Hansestadt Hamburg verwurzelt“, sagte Johannes Haupt vom Vermarkter Lagardère Sports. HanseMerkur hatte sich im Hamburger Sport bereits über mehrere Jahre als Sponsor des Marathons engagiert.
Personalprobleme bei der U21
Der HSV II wird zum Opfer seiner starken Vorsaison. Viele Talente aus der U21 gehören inzwischen zum erweiterten Kader der Profimannschaft und konnten noch nicht adäquat ersetzt werden.
Ergebnis: Zum Saisonauftakt der Regionalliga Nord setzte es am Sonnabend eine überraschende 0:2-Niederlage beim 1. FC Germania Egestorf-Langreder aus Barsinghausen. Neun Spieler im ohnehin dünnen Kader von Trainer Steffen Weiß fehlten verletzt, aus der Profimannschaft waren wegen der fast gleichzeitigen Anstoßzeit der Partie gegen AS Monaco (3:1) keine Abstellungen möglich.
Weiß: „Wir haben völlig verdient verloren. Unser Team war sehr jung. Das hat man vor allem in Hälfte eins gesehen.“ Gelegenheit zur Wiedergutmachung gibt es schon am Dienstag (19 Uhr, Hagenbeckstraße) gegen den BSV Rehden.