Hamburg. Der schnelle Flügelspieler spricht über seine Familie, seine Jugend in Leverkusen und das Interesse der Nationalmannschaft Togos.

Den freien Nachmittag verbrachte Khaled Narey am Dienstag mit der Wohnungssuche. Seit einer Woche ist der vierte Neuzugang des HSV in Hamburg. Mittlerweile ist auch seine Frau Samira, die er vor einem Jahr geheiratet hat, in der Stadt. Die beiden kennen sich schon aus der Jugend in Leverkusen. Dort ist der schnelle Flügelspieler, der beim HSV Nicolai Müller ersetzen soll, aufgewachsen. Angefangen bei einem kleinen Verein, spielte Narey in den Nachwuchsteams von Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund. Dann ging es nach Paderborn und zu Greuther Fürth, ehe der neue Sportvorstand Ralf Becker den 23-Jährigen vom HSV überzeugte. Vor seiner nächsten Wohnungsbesichtigung nahm sich Narey Zeit für ein Gespräch mit dem Abendblatt.

Herr Narey, Sie ziehen mit 23 gerade das siebte Mal um. Haben Sie eine richtige Heimat?

Khaled Narey: Meine Familie ist meine Heimat. Bei meinen Eltern in Leverkusen fühle ich mich zu Hause. Dort bin ich aufgewachsen, habe die meiste Zeit meines Lebens verbracht. Das ist mein richtiges Zuhause. Ich fühle mich aber überall schnell heimisch, und das wird auch in Hamburg so sein. Wenn ich in das Stadion schaue, kann ich es kaum erwarten, hier zu spielen.

Ihre Eltern kommen ursprünglich aus Togo, richtig?

Narey: Ja, aber sie leben schon seit 27 Jahren hier. Sie sind damals gekommen, um hier die Chance zu haben, ein besseres Leben zu führen. In Deutschland haben sie Arbeit gefunden. Sie hatten es nicht immer leicht, haben immer hart gearbeitet, um sich um mich und meine beiden Geschwister zu kümmern. Wir sind eine sehr positive Familie. Das hat uns geholfen.

Ist Togo auch eine Heimat für Sie?

Narey: Natürlich. Ich bin aber nur selten dort. Das bisher letzte Mal 2010. Meine Eltern sind häufig in Togo, meine Großeltern wohnen noch dort in Sokodé, der drittgrößten Stadt des Landes. Mit meinen Eltern spreche ich Kotokoli. Das ist eine von 42 Sprachen allein in Togo. Ich erinnere mich auch noch daran, wie ich bei der WM 2006 mit der ganzen Familie in Köln im Stadion war, als Togo gegen Frankreich gespielt hat. Mit Emmanuel Adebayor für Togo und Franck Ribery für Frankreich. Zinédine Zidane war leider gesperrt. Am Ende hat Togo 2:0 verloren.

Wir haben gehört, dass Sie auch für die Nationalmannschaft spielen könnten.

Narey: Das stimmt, es gab schon Anfragen vom togolesischen Verband, zuletzt für den Afrika-Cup. Ich habe zwar nur einen deutschen Pass, könnte aber die Staatsbürgerschaft Togos bei der Botschaft in Berlin beantragen. Das Thema kommt für mich aber insgesamt noch zu früh. Ich habe mit meiner Familie besprochen, mir mit der Entscheidung noch Zeit zu lassen.

Haben Ihre Eltern Sie eigentlich zum Fußball gebracht?

Narey: Das ist eine witzige Geschichte. In Leverkusen habe ich immer auf der Straße gespielt. Damals hatten wir eine Nachbarin, die mich offenbar dabei beobachtet hat. Sie kam irgendwann zu meinen Eltern und meinte, dass ich ordentlich Hummeln im Hintern hätte und sie mir mal einen Sportverein suchen sollten. (lacht) Meine Eltern haben mich dann beim SV Bergfried Leverkusen angemeldet. Der Verein war direkt bei uns in der Siedlung. So ging meine Karriere los.

Heute sind Sie Fußballprofi. Leben Sie Ihren Traum?

Narey: Das kann man so sagen. Ich bin sehr dankbar und zufrieden, jetzt beim HSV zu sein. Ich bin aber auch ein sehr ehrgeiziger Mensch. Mein Traum fängt hoffentlich gerade erst an.

Müssen Ihre Eltern aufpassen, dass Sie bescheiden bleiben?

Narey: Da haben meine Eltern wenig Sorge. Ich bin kein Typ, der abhebt. Ich weiß, woher ich komme. Daran erinnern mich meine Eltern auch immer. Wir telefonieren fast täglich. Ich bin schon ein extremer Familientyp. Meine Eltern geben mir häufig Ratschläge, wenn es mir mal nicht so gut geht. Außerdem habe ich meine Frau Samira bei mir. Wir sind uns in der Hinsicht sehr ähnlich. Sie ist auch sehr bescheiden.

Sie sind mit 18 von zu Hause ausgezogen. Wer hat damals auf Sie aufgepasst?

Narey: Ich habe schon immer gut auf mich selbst aufgepasst. Für mich gab es nur Fußball. Ich habe dafür auf viele Dinge verzichtet. Wenn meine Freunde aus der Siedlung abends mal unterwegs waren, bin ich immer zu Hause geblieben. Partys waren noch nie mein Ding. In Leverkusen habe ich mich nur auf den Fußball und mein Abitur konzentriert. Danach ging es direkt nach Dortmund in die erste eigene Wohnung.

Auf Ihrer Instagram-Seite konnte man sehen, dass Sie bekannte Freunde aus Dortmund und Leverkusen in Hamburg haben.

Narey: Sie meinen sicher die Jungs vom FC St. Pauli. Jeremy Dudziak ist ein guter Kumpel von mir. Wir haben in Dortmund zusammen gespielt und treffen uns häufig. Und mit Aziz Bouhaddouz habe ich bei Leverkusen II gespielt. Wir haben noch einen guten Kontakt. Er will mir hier demnächst ein paar schöne Ecken in Hamburg zeigen

Haben Sie mit den beiden auch schon über das Hamburger Stadtduell in der Zweiten Liga gesprochen?

Narey: Nein, das war noch kein Thema. Ich habe aber schon einiges von dem Spiel gehört. Bis zum achten Spieltag werden wir aber sicher noch einige Male darüber sprechen.