Hamburg. Am Sonnabend soll die Besetzung des Vorstands entschieden werden – es wird der wichtigste HSV-Gipfel des Jahres.
Seit Dienstagabend hat der HSV Gewissheit. Mit Erzgebirge Aue, das sich in der Relegation gegen den Karlsruher SC durchsetzte, steht auch der 17. Gegner der kommenden Zweitligasaison fest, die am 3. August in die neue Spielzeit startet. Bereits zweieinhalb Monate zuvor sind zwei Zweitligaclubs in den Fokus der Hamburger geraten, die von vielen als die Überraschungen der vergangenen Saison im deutschen Profifußball genannt werden: Holstein Kiel und der SC Paderborn.
Zwei Vereine, die in der Zweiten sowie in der Dritten Liga mit einer jeweils sehr jungen Mannschaft und mutigem, dominanten Offensivfußball für Furore gesorgt haben. Und genau deswegen auch dem HSV-Präsidenten Bernd Hoffmann aufgefallen sind. Genauer gesagt: Ihre Macher sind ihm aufgefallen. Paderborns Geschäftsführer Markus Krösche und Kiels Ralf Becker.
Hoffmann sucht einen neuen Sportvorstand, der genau diese Attribute vereint. Einen Manager, der bewiesen hat, dass er mit wenigen Mitteln eine schlagkräftige Mannschaft aufbauen kann und der gewillt ist, dominanten Ballbesitzfußball zu spielen und zur Spielidee von Trainer Christian Titz passt. So wie Krösche und Becker. An diesem Sonnabend soll auf einer Aufsichtsratssitzung über den Sportvorstand gesprochen und im Optimalfall abgestimmt werden.
Krösche genießt einen guten Ruf
Während Becker nach der verlorenen Relegation gegen Wolfsburg am Dienstagabend Fragen zu seiner Zukunft auswich, wollte auch Krösche nicht klar zu seiner Situation Stellung beziehen. „Ich konzentriere mich voll auf den SC Paderborn“, sagte Krösche dem „Westfalen-Blatt“.
Der 37-Jährige, der in Paderborn noch einen Vertrag bis 2022 besitzt und entsprechend nur für eine Ablösesumme zu haben ist, passt mit seiner Vita genau in Hoffmanns Anforderungsprofil. Der Rekordspieler des SC Paderborn (354 Spiele in Liga zwei und drei) hat sich in kurzer Zeit bereits einen guten Ruf in der Szene erarbeitet. Erst im März hat der ehemalige Co-Trainer von Roger Schmidt in Leverkusen die Fußballlehrer-Lizenz des DFB erhalten.
Krösche selbst sieht seine Zukunft aber als Manager. Genau wie Kiels Becker, der vor seinem Wechsel an die Förde als Chefscout in Stuttgart sowie als Trainer in Karlsruhe und Ulm arbeitete. Krösche oder Becker? Alles deutet darauf hin, dass einer der beiden künftig den richtungsweisenden Posten des Sportvorstands beim HSV übernehmen wird.
Was wird aus Peters?
Unklar ist noch, wie es nach der Verpflichtung eines Sportvorstands mit Bernhard Peters weitergeht. Der 58-Jährige ist als Direktor Sport für die inhaltliche und strukturelle Entwicklung des Nachwuchses und der Profis verantwortlich. Im Abendblatt hatte Peters kürzlich dafür geworben, dass der künftige Manager unterhalb der Vorstandsebene arbeitet, und sich selbst für die Position des Sportvorstands angeboten. Eine Idee, die Hoffmann nicht teilt. Peters hat nach Abendblatt-Informationen eine Ausstiegsklausel im Falle eines Vorstandswechsels.
Hoffmann könnte nun doch Vorstandschef werden
Nicht weniger Spannung verspricht am Sonnabend die Diskussion um den künftigen Vorstandsvorsitzenden. So soll Aufsichtsratschef Hoffmann von Mitgliedern aus dem Kontrollgremium gebeten worden sein, den Chefposten der HSV Fußball AG künftig selbst auszuüben (das Abendblatt berichtete). Derzeit arbeitet Finanzboss Frank Wettstein als Interimsvorstandschef. Möglich machen könnte ein Hoffmann-Comeback im Vorstand Paragraf 105, Absatz zwei im deutschen Aktiengesetz.
Darin heißt es: „Nur für einen im voraus begrenzten Zeitraum, höchstens für ein Jahr, kann der Aufsichtsrat einzelne seiner Mitglieder zu Stellvertretern von fehlenden oder verhinderten Vorstandsmitgliedern bestellen. Eine wiederholte Bestellung oder Verlängerung der Amtszeit ist zulässig, wenn dadurch die Amtszeit insgesamt ein Jahr nicht übersteigt. Während ihrer Amtszeit als Stellvertreter von Vorstandsmitgliedern können die Aufsichtsratsmitglieder keine Tätigkeit als Aufsichtsratsmitglied ausüben.“
Hoffmann könnte also theoretisch in den Vorstand wechseln, sollte er im Aufsichtsrat eine einfache Mehrheit erzielen. Aus dem Kontrollgremium müsste er dann allerdings ausscheiden. Entscheidend wird aber sein, ob das Vorgehen nach den Satzungen der HSV Fußball AG sowie des HSV e.V. zulässig ist. Sein Amt als Vereinspräsident könnte Hoffmann nach Abendblatt-Informationen für diesen Zeitraum in jedem Fall weiterhin ausüben.
Waldschmidt wechselt nach Freiburg
Der HSV wollte die komplizierte Gemengelage auf Nachfrage nicht kommentieren. Und auch Hoffmann will sich zu möglichen Ambitionen auf den Wechsel in das operative Geschäft nicht äußern.
Klarheit dürfte dagegen heute bei der Personalie Luca Waldschmidt herrschen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird der SC Freiburg kurzfristig verkünden, dass der Club die Ausstiegsklausel beim Angreifer zieht und ihn für eine Ablöse in Höhe von fünf Millionen Euro verpflichtet. Freiburgs Trainer Christian Streich buhlte seit einem Jahr um den 22 Jahre alten Stürmer, der 2016 für 1,3 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt zum HSV gekommen war.