Überraschungen im Kader vor Saisonfinale. Seeler nicht verwundert über Bundesliga-Dino. Ambrosius verlängert.

Lösung für die HSV-Uhr gefunden

Sollte der HSV das vor Wochen noch für unmöglich gehaltene Wunder schaffen, den Relegationsrang noch erreichen und Wolfsburg in die Zweite Liga absteigen, würden die Gefühle im Volkspark wieder einmal eine ungeahnte Dimension erreichen. Doch was wird im Stadion passieren, wenn der HSV an diesem Sonnabend zum ersten Mal absteigt? Es ist eine Frage, die noch niemand beantworten kann.

Noch läuft die Bundesligauhr (Archivbild)
Noch läuft die Bundesligauhr (Archivbild) © Witters

Klar ist bereits, dass die berühmte Stadionuhr nicht abgeschaltet wird. Da die Saison offiziell noch bis zum 30. Juni läuft, hat der HSV noch Zeit, sich Gedanken zu machen. Nach Abendblatt-Informationen beschäftigt sich der Club mit einer neuen Idee. Demnach soll die Uhr künftig die Zeit anzeigen, seit dem der HSV besteht. Als Gründungsdatum gilt offiziell der 29. September 1887. Eine Entscheidung soll zeitnah getroffen werden.

Kader: Mickel statt Mathenia – Diekmeier fehlt

Der HSV hat am Freitagabend den Kader für das Heimspiel und "Abstiegskampf-Finale" gegen Borussia Mönchengladbach bekanntgegeben – und für Verwunderung gesorgt. Denn statt Christian Mathenia kommt Tom Mickel als zweiter Keeper mit, der im Training offenbar einen besseren Eindruck gemacht hat. Ebenso nicht dabei ist Dennis Diekmeier, der den HSV nach Saisonende wahrscheinlich verlässt – und nun offenbar um ein vorerst letztes Auflaufen im Volkspark gebracht wird.

Kein weiterer Auftritt für den HSV für Dennis Diekmeier?
Kein weiterer Auftritt für den HSV für Dennis Diekmeier? © dpa

Außerdem im Kader sind Julian Pollersbeck, Douglas Santos, Albin Ekdal, Lewis Holtby, Aaron Hunt, Tatsuya Ito, Bakery Jatta, Gideon Jung, Filip Kostic, Nicolai Müller, Kyriakos Papadopoulos, Gotoku Sakai, Sejad Salihovic, Matti Steinmann, Rick van Drongelen, Luca Waldschmidt und Bobby Wood. Fiete Arp fehlt wegen eines grippalen Infekts.

Dungeon will höhere Mächte beschwören

Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Zum Abstiegsendspiel gegen Borussia Mönchengladbach hat das Hamburg Dungeon ab sofort eine Pilgerstätte für HSV-Fans eingerichtet. Bis zum Anpfiff um 15.30 Uhr kann man dort höhere Mächte für das wichtigste Spiel der jüngeren Clubhistorie beschwören. "Aus der Inquisitions-Station wird dort kurzerhand eine echte HSV-Pilgerstätte. Hier heißt es dann: gemeinsam noch einmal kräftig beten für den HSV – vielleicht wird der Fußballgott bei so viel wahrer Fan-Liebe weich und erlöst den HSV ein weiteres Mal vor dem Horror: dem Abstieg in Liga zwei", heißt es in einer Mitteilung der Touristen-Attraktion.

Abwehrtalent Ambrosius verlängert bis 2021

Der Hamburger SV treibt seine Kaderplanungen für die kommende Saison voran. Die abstiegsgefährdeten Hanseaten statteten Abwehrtalent Stephan Ambrosius mit einem Vertrag bis 2021 aus. In der laufenden Bundesligasaison ist der 19-Jährige bislang einmal zum Einsatz gekommen.

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"Stephan hat sich absolut positiv entwickelt und ist ein Paradebeispiel dafür, welchen Weg man über unsere Akademie gehen kann", sagte HSV-Kaderplaner Johannes Spors: "Mit seiner Aggressivität und seiner Schnelligkeit verfügt er über zwei wichtige Stärken auf seiner Position. Wir trauen ihm zu, den nächsten Schritt zu gehen."

Für Ambrosius ist es der erste Profivertrag in seiner noch jungen Karriere. "Gerade als Hamburger ist es für mich und auch für meine Familie ein sehr schönes Gefühl, beim HSV zu bleiben und hier meinen ersten Profivertrag zu unterschreiben. Mit Christian Titz gibt es zudem einen Trainer, der mich in meiner Entwicklung sehr unterstützt und in dieser Saison viele junge Spieler in die Bundesliga-Mannschaft eingebaut hat“, so der gebürtige Hamburger. Nach Fiete Arp, Tatsuya Ito, Josha Vagnoman und Törles Knöll war Ambrosius der fünfte Jugendspieler aus dem Nachwuchsleistungszentrum, der in dieser Spielzeit sein Debüt in der Bundesliga feiern konnte.

Seeler und Bierhoff kritisieren Entwicklung

Beide waren Torjäger der deutschen Fußballnationalmannschaft, und beide zittern mit dem HSV. Als Ex-HSV-Profi Oliver Bierhoff bei einem „Round Table“-Gespräch des Vermögensverwalters „Aramea“ vor 100 Gästen über die Organisation einer WM-Endrunde referierte, saß Uwe Seeler (wie auch Ex-Teamkollege Harry Bähre) im Publikum. Hauptthema neben der WM war natürlich der HSV. „Dass die Mannschaft nicht stark genug ist für die Bundesliga, weiß man seit Längerem“, sagte Seeler.

Club-Ikone Uwe Seeler (l.) wundert der Abstieg des HSV nicht. Seine Hoffnungen ruhen aber auf Trainer Christian Titz
Club-Ikone Uwe Seeler (l.) wundert der Abstieg des HSV nicht. Seine Hoffnungen ruhen aber auf Trainer Christian Titz

Auch Bierhoff ahnt: „Vielleicht sind in der Vergangenheit zu viele Fehler gemacht worden.“ Dennoch warnte der DFB-Manager vor Weltuntergangsstimmung: „Man sieht am Beispiel VfB Stuttgart, dass ein Abstieg ein guter Moment sein kann, gewisse Dinge neu anzugehen.“ Ärgerlich wurde Seeler, der gegen Mönchengladbach ins Stadion kommt, beim Thema Video-Schiedsrichter: „Das ist zu viel des Guten, macht den Fußball kaputt.

HSV-Bude (Teil 7): Stoßjebet für den FC-Sieg in Wolfsburg

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    Hector: "Keine Kaffeefahrt nach Wolfsburg"

    Der 1. FC Köln will sein letztes Bundesliga-Spiel vor dem Abstieg unbedingt gewinnen und dem HSV so Schützenhilfe leisten. Linksverteidiger Jonas Hector verspricht, dass der Traditionsverein beim Auswärtsspiel in Wolfsburg Vollgas geben wird. "Das soll keine Kaffeefahrt für uns werden. Wer uns die letzten Spiele hat spielen sehen, der weiß, dass wir nichts abschenken", sagte Hector dem "Express". Nur bei einem Sieg der Kölner sowie einem eigenen Sieg gegen Borussia Mönchengladbach kann sich der HSV in die Relegation retten."Wir haben bislang immer alles reingeworfen, egal, wie aussichtslos es war. So gehen wir das letzte Spiel auch an. Das will keiner, dass einer fragt: 'Was haben die denn da gemacht?", so Hector.

    Labbadia setzt auf Erfahrung in der Relegation

    Mit drei Punkten am Sonnabend gegen den 1. FC Köln kann der VfL selbst nicht mehr direkt absteigen. Auch Trainer Bruno Labbadia, der in Wolfsburg vor allem bei den Fans unbeliebt ist, könnte man als Hoffnungsträger ausmachen. Der Coach schaffte in einer ähnlichen Situation beim Hamburger SV über den Umweg Relegation noch den Klassenverbleib. „Ich kenne solche Situationen. Ich weiß genau, was zu tun ist“, sagte Labbadia. Seine Erfahrung könnte für die hochambitionierten Niedersachsen in der Tat Gold wert sein. Der VW-Club hielt zudem bereits im vergangenen Jahr dem Druck in den Relegationsspielen gegen den Nachbarn Eintracht Braunschweig stand.

    HSV für Mönchengladbach ein Angstgegner

    Zum 100. Mal treffen der HSV und Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga aufeinander. Nur gegen Bayern München (48 Niederlagen) verloren die "Fohlen" häufiger als gegen den Noch-Bundesliga-Dino (39). Gutes Omen: Der HSV verlor nur eines der letzten sechs Duelle mit dem Team von Trainer Dieter Hecking. Mit einem Sieg könnten die "Rothosen" erstmals in dieser Saison drei Heimsiege in Folge feiern.

    Wem Ex-HSV-Keeper Golz die Daumen drückt

    Der ehemalge HSV-Keeper Richard Golz wird am Sonnabend im Volksparkstadion fehlen. Der 49-Jährige wird im Breisgau weilen, und dort seinem anderen Ex-Club SC Freiburg die Daumen drücken. "Sie haben es selbst in der Hand. Nur einen Punkt müssen sie holen, sind nicht abhängig von anderen Vereinen", sagte der frühere SC-Torwart Golz (246 Einsätze für Freiburg) und versicherte: "Mental sind sie bärenstark." Der 49-Jährige, am Freitag mit der Traditionsmannschaft im Einsatz und Sonnabend live dabei, tippt: "2:0. Freiburg wird das Spiel aktiv in die Hand nehmen."