Hamburg. Matchwinner lobt sich für seinen Treffer. Pollersbeck berichtet von Kabinen-Schwur. SC-Trainer Streich wegen Platzverweis bedient.

Schafft der HSV etwa tatsächlich noch das ganz große Wunder? Die Hoffnung auf den Klassenerhalt oder zumindest die Relegation hat am Sonnabend jedenfalls neue Nahrung erhalten – aufgenommen durch einen 1:0 (0:0)-Strohhalm gegen den SC Freiburg.

Entscheidende Männer beim Sieg gegen den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf waren Lewis Holtby und Julian Pollersbeck. Während der Torhüter den HSV in der ersten Hälfte wiederholt durch Glanzparaden im Spiel hielt, drehte Holtby nach Wiederanpfiff auf.

Holtby: "Das war technisch versiert"

In der 54. Minute tänzelte sich der kleine Mittelfeldspieler an drei Gegenspielern vorbei durch den Freiburger Strafraum und stieß den Ball schließlich mit der linken Pike an SC-Torhüter Alexander Schwolow vorbei ins Netz.

Das nicht ganz ausverkaufte Volksparkstadion tobte, an der Seitenlinie hüpfte nicht nur Christian Titz vor Freude. Holtby ließ sich derweil in pathetischer Pose feiern. "Ich glaube, das war technisch versiert", sagte Holtby bei Sky über seinen Slalomlauf.

Turm Pollersbeck: Die HSV-Profis in der Einzelkritik

Unter dem befreundeten Trainer war es bereits der dritte Treffer für den wiedererstarkten 27-Jährigen. "Ich habe daran nicht geglaubt. Ich wusste, dass harte Arbeit belohnt wird", sagte Holtby: "Wenn du den Mund hältst und ackerst, wirst du irgendwann belohnt."

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Pollersbeck berichtet von Halbzeit-Schwur

Ackern musste der HSV auch im Spiel gegen die Südbadener, die in den ersten 45 Minuten die besseren Chancen hatte. Doch allesamt machte Pollersbeck zunichte.

"Wir haben uns in der Halbzeit geschworen: Wir kämpfen die jetzt nieder", berichtete Hamburgs Torhüter hinterher. Und die Mannschaft lieferte, sodass sich der HSV den Sieg am Ende durch eine Leistungssteigerung verdiente.

Die Statistik

HSV

Pollersbeck - Diekmeier, Papadopoulos,  Gideon Jung,  Sakai -  Steinmann (74. Ekdal) - Kostic,  Holtby,  Waldschmidt (56. Wood), Ito (87. Jatta) - Hunt. - Trainer: Titz

SC Freiburg

Schwolow - Kübler, Gulde, Söyüncü,  Günter -  Schuster (77. Koch),  Höfler (64. Frantz) -  Höler,  Haberer (69. Kath)-  Kleindienst,  Petersen. - Trainer: Streich

Schiedsrichter

Benjamin Cortus (Röthenbach)

Zuschauer

 55.000

Tore

1:0 Holtby (54.)

Gelbe Karten

Steinmann, Ekdal, Jung  – Kübler

Gelb-Rote Karte

 – Söyüncü (71.)

Torschüsse

11:11

Ecken

10:4

Ballbesitz

57:43 %

Zweikämpfe

122:106

1/11

Umstrittener Platzverweis für Söyüncü

Begünstigt wurde der Erfolg schließlich auch durch einen Platzverweis für Freiburgs Caglar Söyüncü, der bei den Gästen allerdings für Unmut sorgte.

In der Tat war schwierig zu erkennen, welches Vergehen sich der Abwehrspieler im Laufduell mit Filip Kostic leistete. Für Schiedsrichter Benjamin Cortus war die Szene allerdings eindeutig, sodass er den verwarnten Söyüncü mit Gelb-Rot vom Platz schickte.

"20 Sekunden vorher wird Mike Frantz abgeräumt, da fehlt die Verhältnismäßigkeit", ärgerte sich SC-Sportvorstand Jochen Saier bei Sky angesichts eines Zweikampfes, bei dem Hamburgs vorbelasteter Matti Steinmann ohne weitere Karte davonkam.

Und Frantz meinte zum Feldverweis für seinen Kollegen: "Meiner Meinung nach kommt das Foul von Kostic." Freiburgs Trainer Christian Streich bemerkte, sichtlich bedient: "Ich sage nichts mehr. Sollen die Verantwortlichen doch tun, was sie tun wollen."

Die Höhepunkte des Spiels

8. Minute

Bereits zum zweiten Mal in der Anfangsphase kommt der HSV über links mit einer Flanke in den Strafraum durch. Nach einem Querschläger Söyüncüs im ersten Fall kann Freiburg auch Waldschmidts Hereingabe mit Mühe klären.

10. Minute

Schon wieder über links: Diesmal flankt Kostic, woraufhin der Ball über Umwege bei Steinmann landet. An der Sechzehnergrenze schließt der Youngster aber zu überhastet ab und trifft den Ball nicht richtig – klar ins Toraus.

35. Minute

Pollersbeck und Diekmeier retten das 0:0! Erst pariert Pollersbeck gegen den in den Strafraum durchgebrochenen Haberer im Stile eines Handball-Torwarts. Durch die Fußabwehr landet der Ball bei Kleindienst, dessen Kopfball Pollersbeck ebenfalls pariert. Anschließend spitzelt Diekmeier den Ball in höchster Not zu seinem Schlussmann.

42. Minute

Wieder Pollersbeck! Der blondierte Keeper muss gegen Petersen retten, nachdem sich erst Papadopoulos auf der Außenbahn vernaschen lässt und dann Jung an der Flanke vorbeirutscht.

48. Minute

Freistoß Hunt von der rechten Seite – und endlich noch einmal ein Ball aufs Freiburger Tor. Papadopoulos' Kopfball ist allerdings leichte Beute für Schwolow.

54. Minute

TOOOOOOOOOOR für den HSV – 1:0! Holtby tankt sich im Slalom durch den Strafraum und macht es dann mit der linken Pieke! Holtbys dritter Treffer unter Titz.

64. Minute

Ito ist mit der Fußspitze nicht ganz so erfolgreich wie Holtby – Schwolow verhindert im Eins-zu-Eins den ersten Bundesligatreffer des quirligen Japaners.

66. Minute

Plötzlich läuft die Angriffsmaschinerie. Kostics Drehschuss wird allerdings zur Beute des Freiburger Schlussmanns.

71. Minute

Platzverweis für Freiburg. Söyüncü und Kostic beharken sich in der Hamburger Hälfte, plötzlich fällt Kostic und hält sich den Knöchel. Dort hatte der Freiburger ihn allerdings gar nicht berührt. Dennoch zögert Schiedsrichter Cortus nicht und schickt den Freiburger Verteidiger mit Gelb-Rot vom Platz.

90. Minute

Was macht denn Wood?! Der eingewechselte US-Stürmer hat die Riesenkonterchance, verschleppt den Angriff aber dermaßen, bevor er dann doch noch links den mitgelaufenen Kostic mitnimmt. Der Pass ist allerdings zu schlecht, als dass der Serbe ihn am einzigen Freiburger vorbei ins Tor bringen kann.

90. Minute + 3

Schwolow mit der Ausgleichschance für Freiburg! Der aufgerückte Torhüter drischt den Ball im Anschluss an einen Freistoß aber mit voller Wucht über den HSV-Kasten.

1/11

Wood vertändelt den Konter

Dem HSV war es schließlich ebenso egal wie das Versäumnis des eingewechselten Bobby Wood, den Sack bei einem Konter in der Schlussminute zuzumachen.

Der US-Stürmer verzögerte beim Gegenstoß zunächst und passte dann derart schlampig auf den mitgelaufenen Kostic, der den Ball dadurch nicht mehr am einzigen Freiburger vorbei im Tor unterbringen konnte.

Als dann auch noch Freiburgs aufgerückter Torhüter Schwolow in der Nachspielzeit in den Hamburger Fanblock drosch, tobte das Publikum. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff hallten bereits "Auswärtsieg"-Rufe durch die Arena.

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Pollersbeck und Holtby denken an Wolfsburg

"Die Fans haben es uns vorgesagt: Wir müssen nächste Woche auswärts gewinnen", sagte Pollersbeck im Hinblick auf das nächste Sechs-Punkte-Spiel beim VfL Wolfsburg am kommenden Sonnabend (15.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de).

Und der zweite Matchwinner dachte ebenfalls direkt an die Reise nach Niedersachsen, in deren Rahmen der Abstand auf die "Wölfe" auf zwei Punkte verkürzt werden könnte.

"Nächste Woche kommt der nächste Kracher", sagte Holtby: "Das Spiel müssen wir mit dem gleichen Überlebensfight annehmen wie heute."

Holtby Freund Titz freute sich ebenfalls, trat zeitgleich aber auch ein wenig die Bremse. "Wir freuen uns über den Sieg, wissen aber auch, dass wir noch nichts erreicht haben", sagte Hamburgs Trainer.