Hamburg. Präsident Hoffmann forciert den Neuaufbau für die Zweite Liga. Was wird dann aus Trainer Titz? Kühne droht, Hilfe einzustellen.

Mit Untergangsszenarien wollte sich Christian Titz am Dienstag nicht beschäftigen. Am Tag nach dem 2:0-Sieg des FSV Mainz 05 gegen den SC Freiburg, der den Rückstand des HSV auf den Relegationsrang auf acht Zähler wachsen ließ, sprach der Trainer klare Worte zur Mannschaft. Jegliche Gedanken an den immer wahrscheinlicher werdenden Abstieg in die Zweite Liga wollte Titz in seinem Team nicht thematisieren.

„Ich vertraue meiner Mannschaft“, sagte der Trainer über das mögliche Untergangsszenario am kommenden Wochenende. Der Abstieg des HSV könnte bei einer Niederlage am Sonnabend gegen Freiburg und gleichzeitigen Siegen des VfL Wolfsburg und Mainz 05 bereits am Sonntag besiegelt werden. Doch Titz gibt noch nicht auf.

Vorbereitung auf den Abstieg

Hinter den Kulissen bereitet sich der HSV dagegen bereits seit Wochen auf den voraussichtlichen Abstieg vor. Alle Augen sind dabei auf Präsident und Aufsichtsratschef Bernd Hoffmann gerichtet. Der 55-Jährige zieht die Fäden in der Neuausrichtung des Clubs. „Wir werden jeden Stein umdrehen“, sagte Hoffmann dem NDR. Welche Steine der Macher damit meint, hat er vier Spieltage vor Saisonschluss allerdings nicht genau definiert.

Unklarheit herrscht auch über die künftige Zusammenarbeit mit Investor Klaus-Michael Kühne. Der Anteilseigner (20,57 Prozent) äußerte sich am Dienstag über das Szenario Zweite Liga. Dabei ließ der 80-Jährige offen, ob er dem HSV dann weiter als Geldgeber zur Verfügung steht. „Gezahlt wird erst, wenn die Rechnung stimmt, und im Augenblick stimmt sie noch nicht“, sagte Kühne bei einer Veranstaltung der „Welt“ und der „Bild“-Zeitung. Er wünsche sich, dass etwa der Senat der Stadt dem HSV mehr Gunst und Förderung zukommen lässt. „Ich glaube, dass würde mich wieder motivieren, auch weiter mitzumachen“, ergänzte er.

Trainer mache die Sache gut

Kühne könnte wieder wichtig werden, wenn es darum geht, die Bedingungen der Deutschen Fußball Liga für die Zweitligalizenz des HSV zu erfüllen. Bis zum 23. Mai wird der Club vermutlich nicht in der Lage sein, die dafür nötigen Transfererlöse zu erzielen. Helfen könnte eine Bürgschaft – etwa von Kühne. Oder auch von der Stadt.

Viele Aufgaben vor allem für Hoffmann, der aktuell damit beschäftigt ist, einen neuen Sportvorstand zu finden. Spätestens Ende Mai will er ihn präsentieren. Bei der Neubesetzung des Vorstands hat diese Position oberste Priorität. Erst dann soll entschieden werden, ob auch ein neuer Vorstandsvorsitzender installiert wird oder ob Interims-Chef Frank Wettstein in dieser Funktion weiterarbeiten wird. Von der Besetzung des Sportvorstands hängt schließlich ab, wie es in der Trainerfrage weitergeht.

Der derzeitige Alleinvorstand Wettstein machte am Dienstag deutlich, dass er sich eine Zukunft mit Chefcoach Christian Titz über die Saison hinaus vorstellen kann. „Unser Trainer macht seine Sache richtig gut. Die Fans empfinden den neu eingeschlagenen Weg mit ihm und mit vielen jungen Kräften als richtig und können sich damit identifizieren“, sagte Wettstein auf „hsv.de“. „Wir werden weiter diesen neuen Weg beschreiten müssen, unabhängig von der Ligazugehörigkeit, wenn wir unseren HSV wieder erstarken lassen wollen.“

Titz möchte bleiben

Wettstein positioniert sich damit auf der Seite von Bernhard Peters. Der Nachwuchschef, der sich derzeit um einige Aufgaben des freigestellten Sportchefs Jens Todt kümmert, hatte sich bereits öffentlich für Titz ausgesprochen. Auch der Trainer selbst würde gerne bleiben. „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich mich hier wohlfühle“, sagte Titz am Dienstag.

Ob es für den Trainer auch bei einem Abstieg in die Zweite Liga weitergeht, hängt maßgeblich davon ab, wie sich die Stimmung im Club in den kommenden Wochen entwickelt. Sollte Titz mit seinem Team begeistern wie zuletzt gegen Schalke und am Ende trotzdem absteigen, wäre eine Weiterbeschäftigung auch in Liga zwei möglich.

Spors und Peters arbeiten an möglichen Transfers

Wie der Kader in der kommenden Saison aussehen wird, ist aktuell die Hauptaufgabe von Kaderplaner Johannes Spors. Der 35-Jährige puzzelt seit Wochen an der möglichen Mannschaft sowohl für den Fall des Klassenerhalts als auch für das Szenario Zweite Liga. Spors führt die Gespräche mit den Beratern sowohl auf der Seite der Zu- als auch auf der der Abgänge. Unterstützt wird er dabei von Bernhard Peters.

„Grundsätzlich müssen wir nach Spielern suchen, für die der HSV in ihrer persönlichen Entwicklung ein logischer nächster Karriereschritt ist“, sagte Spors im Abendblatt über die Ausrichtung auf dem Transfermarkt. Mit der Verpflichtung des Schotten David Bates (21) von den Glasgow Rangers hat er in der vergangenen Woche den Anfang gemacht.

Der Kaderplaner soll seine Arbeit auch unter dem neuen Sport-Vorstand fortsetzen. Spors ist zudem dabei, die Scouting-Abteilung neu aufzustellen. Neue Abläufe, neue Strukturen. So wie es Hoffmann im großen Ganzen mit dem HSV plant.