Hamburg. Wie Fiete Arp wurde auch Jonathan Tah als 17-Jähriger beim HSV ins kalte Wasser geschmissen – und musste nebenbei noch sein Abi bauen.

Jonathan Tah ist offenbar informiert. „Fiete Arp macht doch gerade sein Abitur“, sagt der Innenverteidiger von Bayer Leverkusen, „das sollte er auf jeden Fall zu Ende bringen.“ Am Sonnabend werden sich beide möglicherweise direkt gegenüberstehen, wenn der HSV im Volksparkstadion auf Bayer Leverkusen trifft. Sie hätten sich einiges zu erzählen – über den HSV, Schule, den Weg zu den Profis. Und eventuell auch, warum man als Toptalent den Verein verlässt und sein sportliches Glück woanders sucht. Tah debütierte schon als 17-Jähriger für den HSV, auch auf ihm ruhten große Hoffnungen von Verein und Fans. Tahs Hoffnungen haben sich erfüllt.

Tah: "In Leverkusen nicht so viele Einflüsse"

„Hamburg ist meine Heimat, die Verbindung zur Stadt und natürlich auch zum Verein ist noch da“, sagt Tah. Unter Trainer Torsten Fink bestritt er im August 2013 sein Bundesligadebüt. Unter Bert van Marwijk war er erst Stammspieler. Im Abstiegskampf kam er unter van Marwijk und Mirko Slomka nicht mehr zum Einsatz. Auch um ihn zu schützen, nachdem sein Vertrag in einem Beraterstreit öffentlich wurde. Der Anfang vom Ende beim HSV. „Es war eine schwierige Situation“, sagt Tah. „Aber es hat mich auch geprägt. Alles, was passiert im Leben, hat seinen Grund.“

Nach einer Ausleihe in die Zweite Liga nach Düsseldorf ging Tah 2015 nach Leverkusen. Acht Millionen Euro kassierte der HSV. „In Leverkusen hat man nicht so viele Einflüsse von außen, die einen ablenken könnten“, sagt Tah. „Ich glaube, das ist super für junge Spieler, sich in Ruhe weiterzuentwickeln.“

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    Bei Bayer hat es der 22-Jährige bis in die Nationalelf geschafft, Tah hofft auf eine WM-Teilnahme. Er hat offenbar vieles richtig gemacht und sieht sich noch lange nicht am Ende. Ein Wechsel zu einem noch größeren Verein ist für den Jungen aus Altona natürlich denkbar: „Mein Ziel ist es, das Beste aus mir herauszuholen. Welche Schritte dafür gemacht werden müssen, ist im Fußball langfristig schwer zu planen.“

    Fiete Arp im HSV-Training
    Fiete Arp im HSV-Training © Witters

    Die Grundlage zu der Karriere aber wurde im Nachwuchsleistungszentrum des HSV in enger Abstimmung mit der Gesamtschule Heidberg und dann dem Gymnasium Langenhorn gelegt. Wie gerade bei Fiete Arp. „Ich weiß, wie schwer es ist, sich neben dem Fußball auch noch auf die Schule zu konzentrieren. Jetzt wird er ja schon als ,Retter‘ bezeichnet“, meint Jonathan Tah: „Er sollte einfach sein Ding so weitermachen – wenn er sein Abi durch hat, kann er sich voll auf Fußball konzentrieren.“