Experte zählt Papadopoulos an. Hiobsbotschaft für nächsten Gegner BVB. Doppeltes Lasogga-Pech im Video. Scholz träumt von Titelfeier.
Hoogma wird Sportchef des niederländischen Nationalteams
Ronald Koeman (54) soll laut übereinstimmenden Medienberichten am Dienstag als neuer Bondscoach der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft vorgestellt werden. Am Montag lud der Verband KNVB zu einer Pressekonferenz für den Folgetag, auf der den Berichten zufolge auch der ehemalige HSV-Profi Nico-Jan Hoogma als neuer Sportdirektor präsentiert werden soll. Die Niederländer sind im neuen UEFA-Wettbewerb Nations League Gegner von Weltmeister Deutschland.
Vorgänger Dick Advocaat, der mittlerweile bei Sparta Rotterdam angeheuert hat, war im vergangenen Winter nach dem Scheitern der Elftal in der WM-Qualifikation von seinem Amt zurückgetreten. Koeman, Europameister von 1988, hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er gerne einmal das Amt des Bondscoaches übernehmen würde, nachdem er bereits bei der WM 1998 als Assistent von Guus Hiddink im Einsatz war.
Auslaufen am Tag danach
Am Vormittag nach dem 1:1 gegen Hannover 96 stand für die am Sonntagabend eingesetzten Profis Fitnesstraining mit anschließender Laufeinheit auf dem Programm.
Die restlichen Spieler, zu denen auch U-Nationalspieler Josha Vagnoman gehörte, trainierte unterdessen auf dem Platz – und wurde dabei immerhin von der Sonne begleitet.
Nach dem Trainingsauftakt in dieser Woche trat HSV-Trainer Bernd Hollerbach noch einmal vor die Presse, um das gestrige Spiel zu analysieren.
"Ich bin keiner, der die Hand auflegt und dann läuft es von alleine", sagte der 48-Jährige. Sein Team müsse sich alles "Schritt für Schritt erarbeiten", dann werde es "irgendwann dafür belohnt werden".
BVB-Youngster Sancho fehlt gegen den HSV
Dem nächsten HSV-Gegner bleibt das Verletzungspech treu: Borussia Dortmund muss in den kommenden Wochen auf Jadon Sancho verzichten. Der 17 Jahre alte Profi hat sich nach Vereinsangaben beim 3:2-Sieg des BVB in Köln eine Bänderverletzung im Sprunggelenk zugezogen. Der Engländer war bereits im Dezember wegen einer ähnlichen Verletzung ausgefallen. Er ist nach Andrej Jarmolenko der zweite Dortmunder Offensivspieler, der sich binnen weniger Tage verletzte.
Dagegen scheint Mario Götze auf dem Weg der Besserung. Der Weltmeister, der in Köln aufgrund von Rückenproblemen pausieren musste, kehrte am Montag in das Lauftraining zurück. Gegen den HSV (Sonnabend, 15.30 Uhr) könnte außerdem Marco Reus seine lang ersehnte Rückkehr in den Kader feiern.
Sky-Experte: "Dann wird die Uhr abgestellt"
Der Einsatz und die Moral stimmte, darüber waren sich Hollerbach und seine Spieler nach dem Remis im kleinen Nordderby einig. "Moralisch war das heute einfach gut, weil wir zurückgekommen sind", sagte Torhüter Christian Mathenia, der für den Kicker mit der Note 2 auch der Mann des Spiels war.
Für Sky-Experte Dietmar Hamann wiederum ist die Einstellung nur ein Aspekt im Abstiegskampf. "Moral, Leidenschaft, Charakter muss ich voraussetzen in der Bundesliga, das sind hochbezahlte Profis und sie spielen für einen Traditionsverein, das ist die Grundvoraussetzung", sagte der frühere Nationalspieler und Champions-League-Sieger.
Die HSV-Profis in der Einzelkritik
Das hätten die HSV-Profis gegen Hannover zwar gezeigt, "aber das ist wirklich nur das Minimum. Charakter, Leidenschaft und Moral bringen dich halt auch nur so weit". Letztlich habe sich Hamburg "noch zum Punkt gewürgt". Bis auf den Freistoß des eingewechselten Sejad Salihovic zum Ausgleich habe das HSV-Spiel "kopflos und ideenlos" gewirkt. "Da müssen sie sich verbessern", sagte Hamann: "In der Summe war es in 90 Minuten einfach zu wenig."
Die Einlassung Jens Todts, dass der HSV zwar verkrampft agiert habe, generall aber eine intakte Mannschaft mit der Qualität für die Bundesliga besitze, konterte Hamann: "Wenn Jens Todt sich hinstellt und sagt, 'wir haben die Qualität für die Bundesliga', dann muss ich sagen, dass sie über die ersten 21 Spiele die Berechtigung, auch in der nächsten Saison in der Bundesliga zu spielen, nicht gezeigt haben."
Ein "wichtiger Baustein" im Saisonendspurt werden könne nun eventuell Salihovic ("Er hat etwas Ordnung ins Spiel gebracht"), dessen Standard-Qualitäten schließlich auch Hollerbach bereits als Waffe ausgemacht hat. "Aber wenn sie sich weiter so verkaufen wie heute, dann wird die Uhr im Mai abgestellt", schloss Hamann.
Hamann ledert gegen Papadopoulos
Auf einen anderen Routinier – und das ist er trotz seiner immer noch erst 25 Jahre nun einmal – muss Hollerbach im kommenden Spiel bei Borussia Dortmund am Sonnabend (15.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) verzichten: Kyriakos Papadopoulos.
Ginge es nach Dietmar Hamann, könnte der Innenverteidiger auch nach Ablauf seiner Gelb-Rot-Sperre außen vor sein. "Papadopoulos muss sich in Zukunft schon verbessern. Er spielt zu oft Foul, ist jetzt auch schon wieder vom Platz geflogen", sagte der Sky-Experte.
Und damit nicht genug. "Er steht einfach oft zu schlecht", urteilte Hamann über den Griechen (47 Prozent gewonnene Zweikämpfe gegen Hannover): "Ich glaube, dass das eine Position ist, die sich der Trainer in den nächsten Wochen gut anschauen muss." Fragt sich nur, wer für Papadopoulos einspringen soll...
Heldt echauffiert sich über Papa-Szene
Bei der vermeintlichen Notbremse nahm der Hamann "Papa" indes in Schutz ("Ich hätte auch auf Gelb entschieden") – aber auch nur, weil Rick van Drongelen Hannovers Felix Klaus mutmaßlich noch hätte einholen können. 96-Manager Horst Heldt bewertete die Szene aus der 63. Minute naturgemäß anders.
"Er ist doch ganz alleine durch, wer soll ihn denn noch aufhalten? Er (Papadopoulos/Anm.d.Red.) macht überhaupt nichts anderes, als ihn aufhalten zu wollen. Das ist für mich eine klare Rote Karte", befand Heldt. "Das sieht ja jeder, jetzt geht er auch noch den Schiedsrichter an", sagte er über Papadopoulos.
In der Nachspielzeit holte sich der Verteidiger dann schließlich doch noch seinen Platzverweis ab, indem er Niclas Füllkrug regelwidrig an der Strafraumgrenze stoppte. "Wir haben nichts davon, dass er Gelb-Rot kassiert. Er hilft seiner Mannschaft, aber wir haben nichts davon", monierte Hannovers Stürmer im NDR-"Sportclub".
Die Bilder zum Spiel:
HSV spielt glücklich Remis gegen Hannover
Ostrzolek hat Mitgefühl für den HSV
Ein anderer Hannoveraner äußerte Mitgefühl für den Gegner. "Die Ex-Kollegen tun mir natürlich leid", sagte Matthias Ostrzolek über den HSV, den er im vergangenen Sommer für den Aufsteiger verlassen hatte. "Von den drei Jahren, die ich in Hamburg war, waren zwei genauso hart wie dieses", sagte der Außenverteidiger. Im Abstiegskampf ständig aufholen zu müssen, sei "extrem schwer für den Kopf". Auch deshalb sei er einen anderen Weg gegangen.
"Man hat in jedem Spiel eine krasse Drucksituation, weil man punkten muss. Es ist mental eine extrem schwere Zeit, aber andererseits hat man es als Spieler ja auch irgendwo in der Saison selbst verschuldet", sagte Ostrzolek, der am Sonntag den Freistoß gegen Tatsuya Ito verschuldete, der zu späten Ausgleich führte. Für den 96-Profi eine gefühlte Niederlage: "Wir haben uns selbst geschlagen. Wir hatten das Spiel komplett im Griff und hätten das 2:0 öfter machen können."
HSV hat die längste Sieglos-Serie
Mit acht sieglosen Spielen in Serie (vier Remis, vier Niederlagen) wartet der HSV aktuell so lange auf einen dreifachen Punktgewinn wie kein anderer Bundesligist. Der letzte Sieg datiert vom 26. November (3:0 gegen Hoffenheim). In der Formtabelle für die Spieltage 14 bis 21 bedeutet dies Platz 17 vor dem VfB Stuttgart, der in dieser Spanne die um einen Treffer schlechtere Tordifferenz aufweist.
Zum Vergleich: Die Abstiegskonkurrenten Werder Bremen (12 Punkte), 1. FC Köln (11) und VfL Wolfsburg (10) sammelten in den vergangenen acht Spielen ungleich mehr Punkte als der HSV, der letztlich zumindest noch auf die ebenfalls schwachen Mainzer (5 Punkte) schielen darf.
Matthäus sieht den HSV im Nachteil
Auch Lothar Matthäus ist der Negativtrend des HSV nicht entgangen. "Stuttgart, Wolfsburg und Bremen sehe ich gegenüber Köln, Hamburg und Mainz momentan im Vorteil", schreibt der Rekord-Nationalspieler in seiner aktuellen Kolumne "So sehe ich das" auf skysport.de.
Als Absteiger sieht Matthäus "so gut wie sicher Köln. Und wenn Hamburg nicht endlich eine Siegesserie hinlegt, wird auch dem ‚Dino‘ der Weg in die zweite Liga nicht erspart bleiben." Mainz wiederum habe gegenüber den größeren Traditionsclubs den Vorteil des geringsten Drucks. Gleichzeitig fehle dem Club von Ex-HSV-Torhüter René Adler aber wiederum die individuelle Klasse.
Pollersbeck plötzlich erblondet
Hat Christian Mathenia etwa einen neuen Konkurrenten? Manch einer der offiziell 46.016 Zuschauer (drittschwächster Zuspruch in dieser Saison) dürfte sich am Sonntagabend über den blonden Ersatztorhüter gewundert haben. Dabei handelte es sich "nur" um Julian Pollersbeck, der sich Ende letzter Woche den neuen Look verpasste. Ob das als Zeichen im Abstiegskampf ausreicht?
HSV zieht im TV
Es gibt aber auch etwas Positives zum HSV: Das kleine Nordderby zog zwar nicht die Massen ins Volksparkstadion, dafür aber vor die Bildschirme. Allein 1,04 Millionen Zuschauer (Z3+) sahen das Remis linear auf Sky Bundesliga und via Sky Go. Der Marktanteil lag dabei bei 3,5 Prozent. So trug vor allem auch der HSV zur drittstärksten Spieltagsquote des Bezahlsenders in der laufenden Saison bei.
Lasogga trifft nur die Balken
Wenig besser als seinen ehemaligen Mitspielern ergeht es mittlerweile Pierre-Michel Lasogga auf der Insel. Vorläufiger Tiefpunkt für die HSV-Leihgabe: Am Wochenende traf der 26 Jahre alte Stürmer für Leeds United erst den Pfosten (12.), dann die Latte (25.). Ins Schwarze traf Lasogga dagegen nicht, und so stand für Leeds am Ende eine deprimierende 1:4-Heimniederlage gegen Cardiff und das sechste sieglose Zweitligaspiel in Folge. Leeds verabschiedet sich damit allmählich aus dem Aufstiegsrennen, Lasogga selbst bleibt bei sieben Saisontoren stehen.
Scholz träumt von HSV-Titelfeier
Na wenigstens einer bleibt Optimist: Olaf Scholz würde den HSV in absehbarer Zeit zu einer Titelfeier empfangen. "Ich hoffe wirklich, dass ich nicht ewig im Amt bleiben muss, um das noch einmal zu erleben“, sagte der 59 Jahre alte Bürgermeister der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung.
Er gehe hin und wieder in die Stadien und Arenen der Hansestadt, zum Fußball, Handball, Basketball und Eishockey, berichtete Scholz. Zwar sei er kein klassischer Fußball-Fan, bekannte der SPD-Politiker. "Trotzdem wäre es einer meiner Wünsche, mit dem HSV im Turmsaal des Hamburger Rathauses eine Meisterschaft zu feiern."
Allerdings liegt der letzte Titelgewinn des HSV schon lange zurück. 1987 gewann die damals von Ernst Happel betreute Mannschaft um Torhüter Uli Stein, Manfred Kaltz und Thomas von Heesen gegen die Stuttgarter Kickers (3:1) den DFB-Pokal. Die letzte von sechs Meisterschaften wurde – ebenfalls unter Happel – 1983 gefeiert.