Hamburg. Kann man für dieses kollektive Versagen beim HSV noch eine Einzelkritik finden? Ja: Einer war der Einäugige unter den Blinden.
Das 0:2 gegen den direkten Abstiegskonkurrenten 1. FC Köln im Volkspark war für den HSV ein herber Rückschlag im Kampf um den Verbleib in der Bundesliga oder sogar das Erreichen der Relegation. Der Hamburger SV diskutiert nun über eine Ablösung von Trainer Markus Gisdol. Doch die Spieler bleiben – vorerst. Die Einzelkritik vom Abstiegs-Duell.
Julian Pollersbeck: Weiß jetzt, wie sich ein Tunnel-Gegentor in der Beletage des deutschen Fußballs anfühlt. Und trotzdem: Nach seinem Bundesligadebüt in der vergangenen Woche sollte der U-21-Europameister jede Minute in der Ersten Liga genießen – bald ist Schluss.
Dennis Diekmeier: Gab in der Disziplin Griechisch-römisch sein Bestes und konnte das Gegentor zum 0:1 dennoch nicht verhindern.
Mergim Mavraj: Sollte es einen teaminternen Geheimwettbewerb gegeben haben, wer ungestraft die meisten Pässe ins Nirwana schlägt, dann hätte der Aushilfskapitän diese Wette haushoch gewonnen. Wahnsinn! Auch in den Kategorien Luftlöcher-Schlagen und Unter-dem-Ball-Durchsegeln eine Bank.
Kyriakos Papadopoulos: Verbesserte sich im Vergleich zur Schulnote sechs in Augsburg auf Schulnote fünf gegen Köln. Dürfte noch lange Alpträume von Osakos Hacken haben.
Die Statistik
Douglas Santos: Der Einäugige unter den Blinden – auch wenn er beim 0:2 die erneuten Fehler seiner Nebenmänner nicht mehr ausbügeln konnte.
Gideon Jung: Der Defensivabräumer lieferte besten Anschauungsunterricht, warum jedes zusätzliche Training mit Ball dringend erforderlich wäre – selbst wenn es mal schneien sollte.
Vasilije Janjicic (bis 66.): Puh. Die Regionalligaaushilfe spielte wie eine Regionalligaaushilfe.
Bobby Wood (ab 66.): Wurde als Hoffnungsträger eingewechselt und stellte eindrucksvoll unter Beweis, warum er derzeit ein personifizierter Anti-Hoffnungsträger ist.
Die Höhepunkte
Aaaron Hunt: Hacke, Spitze, eins, zwei, drei klappte ganz famos, in den Kernbereichen des Abstiegskampfes dagegen durchaus mit Nachholbedarf.
Lewis Holtby (bis 77.): Stand zuletzt im Oktober am neunten Spieltag gegen Bayern München auf dem Platz, wurde anschließend aussortiert, musste wochenlang auf die Tribüne und sollte dann beim Abstiegsgipfel in zentraler Position das Spiel machen. Na Halleluja.
Tatsuya Ito (ab 77.): Kam, als das Ende längst besiegelt war.
Filip Kostic: Er tut und macht und macht und tut. Das Toreschießen hat der Serbe allerdings nicht erfunden.
André Hahn: Wenn zum Fußballspielen dieses verflixte Auf-das-Tor-Schießen nicht dazugehören würde, hätte sich der Stürmer über ganz passable 90 Minuten freuen dürfen.